Rückzug kurz nach Investoreneinstieg

Scansource: Aus für das Europageschäft droht

20. Januar 2021, 13:45 Uhr | Martin Fryba
Scansource-CEO Mike Baur hatte 2019 den Rückzug aus Europa angekündigt, 2020 dann das Europageschäft an Investor Ten Oaks Group verkauft, nun droht das Aus in Europa
© Scanscource

Distributor Scansource schließt offenbar sein Europageschäft. Rund 300 Mitarbeiter in Belgien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien verlieren ihren Job. Hersteller haben die Belieferung eingestellt.

Laut CRN in Großbritannien zieht Scansource Europa die Reissleine und schließt seine Niederlassungen noch in diesem Quartal. Das Channelmagazin beruft sich auf Hersteller, die ihre Belieferung an den Distributor zum Jahresanfang eingestellt haben sollen. Rund 300 Mitarbeiter in den Ländern Belgien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien sollen bereits Kündigungen erhalten haben.

Reseller seien letzte Woche von Scansource-Mitarbeitern darüber informiert, dass das Unternehmen »einige Artikel aufgrund von Liquiditätsproblemen nicht mehr vorrätig« habe und sollen geraten haben, sich an einen anderen Distributor zu wenden, so das Channelmagazin. Unter anderem Zebra, Avaya, Extreme Networks und Poly vertreiben über Scansource Europa.


Eine Bestätigung habe CRN UK von Scansource Europe nicht erhalten, heißt es im Bericht. Der Distributor wolle sich zu den Rückzugsplänen nicht äußern.


Erst Ende vergangenen Jahres ist der Private Equity-Investors Ten Oaks Group mit 30 Millionen US-Dollar bei Scansource Europe eingestiegen und wurde damit von der Muttergesellschaft abgespalten. CRN UK zitiert Stimmen, wonach Ten Oaks Group auf Abspaltungen und Veräußerungen von Unternehmensanteilen spezialisiert sein soll.

Rückzug aus Europa seit 2019 bekannt
Bereits im August 2019 hatte CEO Mike Baur angekündigt, dass sich der Distributor außerhalb der Kernländer USA, Kanada und Brasilien zurückziehen wolle. Es war die Rede von einem Rückzug aus »nondigital distribution businesses« in Europa, UK, Mexiko, Kolumbien, Chile, Peru und dem Exportgeschäft in Miami. Gesamtvolumen: 623 Million Dollar. Man beschäftige 490 Mitarbeiter in den vom Deinvest betroffenen Regionen, hatte Scansource im August 2019 berichtet.


Die an der Börse Nasdaq notierte Scansource Inc mit Hauptsitz Greenville/South Carolina erzielte im ersten Quartal 2020/21 zum Ende September einen Umsatz von knapp über 757 Millionen Dollar, zehn Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Der Distributor rutschte beim Nettoergebnis leicht in die roten Zahlen, nach einem Plus von 12,3 Millionen Dollar im entsprechenden Vorjahresquartal. Für das erste Quartal 2020/21 wurden 8,3 Millionen Dollar für Restrukturierungen zurückgestellt. Die Zahlen für das zweite Quartal gibt Scansource am 2.Februar bekannt.

 

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