CRN-Interview

»Viele Digitalprojekte sind bereits live oder kommen bald«

30. April 2018, 13:06 Uhr | Michaela Wurm
Uwe Franke, Leiter Gesundheitswesen bei Cisco Deutschland
© Cisco

Bei Cisco spielt das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen bereits eine wichtige Rolle. Uwe Franke, Leiter Gesundheitswesen, Cisco Deutschland, erläutert im CRN-Interview, wie der IT-Konzern diesen Markt zusammen mit seinen Partnern adressiert.

CRN: Jüngst hatte der AOK-Chef Martin Litsch die elektronische Gesundheitskarte für gescheitert erklärt – trotz Investitionen von bislang insgesamt zwei Milliarden Euro. Im eHeath-Gesetz von 2015 spielt diese Karte aber nach wie vor eine zentrale Rolle. Glauben nur noch Politiker und IT-Hersteller an die Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Branche selbst dagegen nicht mehr?

Franke: Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen gibt es zahlreiche Veränderungsprozesse, deren Komplexität teils unterschätzt wurde. Trotzdem sehen wir viele Digitalprojekte, die bereits live sind oder bald kommen. Zum Beispiel bildet die elektronische Patientenakte – nicht zu verwechseln mit der elektronischen Gesundheitskarte – quasi die Autobahn für viele digitale Lösungen, um die Patienten besser zu versorgen.

Nach der Digitalisierung anderer Branchen rückt jetzt das Gesundheitswesen zunehmend in den Fokus. Das geschieht aber nicht aus Selbstzweck, sondern aus demselben Grund wie bei den anderen Branchen: Neue Technologien ermöglichen sinnvolle Veränderungen. Ein Umdenken zu patientenzentrierten Lösungen eröffnet auch im komplexen, stark regulierten Umfeld des Gesundheitswesens vielfältige Chancen. Davon werden alle Akteure des Gesundheitswesens profitieren, insbesondere jedoch die Patienten. Große Veränderungen komplexer Systeme brauchen zwar Zeit, aber sie finden statt.

CRN: Gesundheitsminister ist auch deswegen laut Ex-Ministerin Ulla Schmidt der schwierigste Job der Republik, weil man so viele Akteure unter einen Hut bringen muss. Wie schafft man da Akzeptanz für E-Health?

Franke: Im Gesundheitswesen ist eine Vielzahl von Akteuren in einem beziehungsreichen Zusammenspiel miteinander verbunden, dadurch entsteht ein komplexes System. Häufig arbeiten Bereiche zwar effizient, aber auch als abgeschlossenes Silo. Das heißt nicht, dass keine Veränderungen möglich sind. Man braucht dazu aber die richtige und eine konsequent umgesetzte Strategie.

Patienten akzeptieren bereits eHealth. Das zeigt sich etwa an den zahlreichen verwendeten Fitness- und Healthcare-Apps oder dem Interesse an digitalen Services. Eine Lösung wird akzeptiert, wenn sie einen konkreten Nutzen bietet. Ein intelligentes, sicheres Management von Gesundheitsinformationen kann nicht nur Prozesse effizienter machen, sondern die Menschen besser versorgen, die Lebensqualität erhöhen und auch Leben retten.

Zum Beispiel ließen sich Chemotherapien nur dann einsetzen, wenn sie aufgrund der individuellen Konstitution tatsächlich wirken. Ein intelligentes, digital gestütztes System könnte gefährliche Wechselwirkungen von Medikamenten vermeiden. Ein kritischer Zustand eines Patienten mit Organtransplantaten oder Herzinsuffizienz ließe sich jederzeit in Echtzeit feststellen. Außerdem könnten erfahrene Ärzte Patienten ortsunabhängig helfen.

In der öffentlichen Diskussion werden häufig einseitig die Risiken betont. Doch gerade solche und ähnliche Beispiele für den konkreten Nutzen würden die Akzeptanz für sinnvolle Maßnahmen deutlich erhöhen.


  1. »Viele Digitalprojekte sind bereits live oder kommen bald«
  2. »Sektorübergreifend anstatt in Silos denken«
  3. »Die Anforderungen an die IT steigen«

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