Netzwerke in Krisenzeiten

Zeit zum Umdenken

2. Juli 2020, 10:17 Uhr | Natalie Lauer
© bluedesign / Adobe Stock

Ein kleiner Mikroorganismus hat die Welt in eine Krise gestürzt und zwingt Unternehmen zum Umdenken. Insbesondere Themen wie Cloud, Automatisierung und damit KI und Machine Learning sowie Sicherheit treten nun in den Vordergrund. Doch die besten Lösungen sind nutzlos, wenn die Lieferkette abbricht.

Jede Medaille hat zwei Seiten. So auch Krisen. Sie bringen nicht nur Verunsicherung und Sorgen für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich, sondern bilden in der Regel auch den Nährboden für Innovationen. So war auch eine Krise, die zur Geburt des Netzwerks verholfen hat. Aufgrund der atomaren Bedrohung des kalten Krieges und der daraus einhergehenden Sorge um einen Informationsstillstand seitens der USA formulierte Joseph Carl Robnett Licklider, ein Leiter der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) des US-Verteidigungsministeriums, im Jahr 1962 erstmals die Idee eines »intergalaktischen Computer-Netzwerks«. Sieben Jahre später gelang es schließlich einem Forschungsteam unter der Leitung der Advanced Research Projects Agency (ARPA) vier Computer miteinander zu vernetzen, die sich jeweils in einer unterschiedlichen Universität in den USA befanden. Damit war das erste Netzwerk geboren. Kurze Zeit darauf kam der Gedanke des Datenaustauschs in Spiel. Seither hat sich viel getan. Heute sind die Vernetzung und das daraus resultierende Enablement beinahe so selbstverständlich wie Essen und Trinken. Sie haben unseren Alltag erobert – nicht nur auf geschäftlicher Ebene.

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Stefan Herrlich, Geschäftsführer von Lancom
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Die Coronakrise treibt unter anderem die Digitalisierung an, sorgt dafür, dass sich Unternehmen mit ihren Netzwerken sowie den aktuellen technologischen Möglichkeiten, die diese bieten, auseinandersetzen und spätestens jetzt aufstocken. Der Grund dafür: Eine funktionierende Netzwerk-Infrastruktur gewährleistet einen störungsfreien Datenfluss, sorgt für eine reibungslose und wirtschaftlich effiziente Kommunikation zwischen den Abteilungen und ist das A und O für den Erfolg eines Unternehmens – insbesondere in Krisenzeiten wie COVID-19. Jetzt ist ein vom Standort unabhängiger Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk essenziell.


Die Zukunft ist ungewiss
Ein Viertel aller Erwerbstätigen in Deutschland arbeitet seit Verhängung der Ausgangsbeschränkung im Home Office. Viele Unternehmen waren auf einen Krisenbetrieb nicht vorbereitet und mussten kurzfristig ihre Netzwerk-Infrastruktur und die Ausstattung ihrer Mitarbeiter sowie die nötigen Services im Hard- und Softwarebereich aufrüsten. »Das gab der digitalen Transformation einen großen Schub. Auch das Bewusstsein der Menschen hat sich verändert. Digitale Vernetzung ist keine Sonderausstattung mehr – sie ist systemrelevant«, erklärt Gunter Thiel, Country Manager DACH & Benelux bei D-Link (Deutschland). Aktuell ist der ITK-Markt deshalb noch stabil. Einzelne Bereiche haben durch die Coronakrise sogar  eine temporär gestiegene Nachfrage erfahren. Neben AVM hat dies auch D-Link gespürt. Ebenso ergeht es Extreme Networks. Zu ihrem Kundenstamm haben sich nun Unternehmen und staatliche Organisationen dazugesellt, für die in der momentanen Situation die Digitalisierung ihrer Aufgaben und Prozesse alternativlos ist. Messeveranstalter, Schulen und Universitäten, der stationäre Einzelhandel ebenso wie Bürgerämter, Museen oder religiöse Einrichtungen kommen im Netz sehr schnell an ihre Grenzen, weiß Andreas Livert, Senior Regional Director bei Extreme Networks: »Durch COVID-19 werden sie schmerzhaft gezwungen, ihre Kommunikationsnetze auszubauen oder bestehende zu modernisieren. Daran führt kein Weg vorbei.« Seit Beginn der Pandemie stellt Bintec Elmeg eine hohe Nachfrage nach VPN-Clients sowie die vermehrte Einbindung von Home Offices in bestehende VPN-Lösungen fest. Werner Scholl, Director Sales DACH schätzt, dass auch nach überstandener Krise eine anhaltend stärkere Nutzung von Home-Office-Lösungen Bestand haben wird und weiterhin Bedarf an derartigen Lösungen besteht.

Falko Binder, Head of Enterprise Networking Architecture Germany bei Cisco
© Cisco

Dennoch gibt es keinen Garant dafür, dass die Zeiten weiterhin so rosig bleiben.  Zwar herrsche laut Stefan Herrlich, Geschäftsführer von Lancom, in Teilsegmenten ein starkes Nachfragehoch, aber angesichts der derzeitigen Situation sei bei größeren Projekten eine gewisse Zurückhaltung spürbar. Außerdem gäbe es auch Branchen, die massiv unter dem Nachfrageeinbruch beziehungsweise -stopp leiden und deutlich weniger beschaffen. Als plakative Beispiele nennt Herrlich, in diesem Zusammenhang Gaststätten und Hotels.

Insgesamt steht die deutsche Wirtschaft aber vor ungewissen Zeiten – und damit auch der Netzwerkmarkt. Rezession, fehlende Liquidität, Kurzarbeit oder gar Stellenabbau – viele Unternehmen wird die Krise hart treffen, so Thiel. Das zeigt auch der Bitkom Digitalindex sehr deutlich: Geschäftsklima, Geschäftslage und Erwartungen sind jetzt im April auf die schlechtesten jemals gemessenen Werte gefallen. Auch das Münchner Ifo-Institut erwartet die schwerste Krise seit Jahrzehnten. Langfristige Prognosen für den Netzwerkmarkt kann momentan keiner abgeben – da sind sich alle einig, egal ob D-Link, Cisco, AVM oder andere Player. Die Zeit wird es zeigen. Dennoch geht Falko Binder, Head of Enterprise Networking Architecture Germany bei Cisco Systems davon aus, dass auch nach der Krise ein großer Investitionsbedarf besteht, damit Digitalisierung tatsächlich in der Breite in die Realität umgesetzt wird und das mit allen Prozessen, die für dieses Land nötig sind. Auch Herrlich zeigt sich optimistisch und erwartet, dass sich der Markt insgesamt in 2021 wieder einpendelt und zu einem stetigen, moderaten Wachstum zurückkehren wird.


  1. Zeit zum Umdenken
  2. Mobilität und Flexibilität stehen hoch im Kurs
  3. Automatisierung und KI sind Retter in der Not
  4. Ein harter Kampf
  5. Die Auswirkungen der Pandemie bei AVM

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