Internet of Everything hat das Potenzial, eine industrielle, digitale Revolution einzuleiten. Die totale Vernetzung verändert nicht nur die IT-Branche. Sie beeinflusst Arbeit und Gesellschaft gleichermaßen.
In der Geschichte der Technik lassen sich Zäsuren meist erst als solche bestimmen, wenn Historiker einer späteren Zeit über die Vergangenheit nachdenken und ihre epochalen Werke einer breiten Leserschaft vorstellen. Dann lesen wir, dass die Dampfmaschine die industrielle Revolution ausgelöst und die Arbeitswelt und Gesellschaft grundlegend verändert hat. Brauchte der dampfgetriebene Antrieb noch mehr als ein Jahrhundert, um aus Handwerk Massenfabrikation zu machen, gelingt es der heutigen Halbleiterbranche gemeinsam mit der IT-Industrie, Arbeit und Leben in weniger als einer Dekade umzuwälzen. »Wir können unseren Enkeln einmal erzählen, dass wir dabei gewesen sind«, sagte Cisco-Deutschland Oliver Tuszik kürzlich. Damit meinte er die einsetzende totale Vernetzung, die wir mit Internet of Everything und Industrie 4.0 gerade zu begreifen beginnen. Sie wird die IT-Branche verändert und die Art und Weise, wie wir zukünftig Leben und Arbeiten werden. Auf dem kommenden 6. ITK-Spitzentreffen der CRN (12. bis 13.11.2014) werden Experten aus der IT- und Medienbranche, der Software-Industrie, der Startup-Szene sowie der Wissenschaft diesen Fragen nachgehen.
50 Milliarden Maschinen und Geräte werden schon bald in ein globales Netz eingebunden sein. Sie werden untereinander kommunizieren, selbständig Prozesse steuern, Messdaten übertragen. Zum Einsatz kommen die Systeme in Infrastrukturen wie Verkehr und Energie ebenso wie in industriellen Fertigungen, im Gesundheitswesen (assisted living) oder im Smart Home. Bernd Heinrichs, Managing Director Borderless Networks bei Cisco, wird in seiner Keynote darlegen, wie das Internet of Everything den Trend zu Industrie 4.0 beschleunigt.
Wie Intelligent die vernetzten Systeme sein können, um daraus zum Beispiel gänzlich neue Geschäftsmodelle entstehen zu lassen, wird von der Innovationskraft in den Labs und den Think Tanks und nicht zuletzt vom Erfindergeist und Mut junger Unternehmer abhängen. SAP-Manager Gordon Mühl zeigt, wie sich Design Thinking als Innovationsmethode bei der Softwareentwicklung, der Beratung und im Vertrieb nutzen lässt. Walter Huber vom IT-Berater und Systemintegrator CGI Deutschland und Bernhard Schmid von GVM diskutieren gemeinsam mit Mühl, welche neuen Geschäftschancen die digitale Ökonomie für die ITK-Branche birgt, wo Hürden abgebaut werden sollten.
Geschwindigkeit entscheidet mitunter, wer lukrative Geschäftsfelder zuerst besetzen kann. Dass Tempo vor perfekter Ingenieurskunst geht, damit tut sich die deutsche IT-Branche, aber auch junge Firmengründer hierzulande traditionell schwer. Eine deutsche Facebook oder Google gibt es nicht, Startups aus dem Silicon Valley indes wachsen in wenigen Jahren zu Milliarden schweren Unternehmen. Die amerikanische Kultur des Time to Market kennt keine Geduld. Ein Fehler? Warum in ungeduldigen Zeiten dem Geduldigen und nicht unbedingt dem Talentierten die Zukunft gehört, wird Buchautor Matthias Sutter erläutern.