Nach Datenskandal

Avast will Datenvermarkter Jumpshot schließen

30. Januar 2020, 12:07 Uhr | Daniel Dubsky
Avast-Zentrale in Prag
© Avast

Weil Avast die Browser-Daten von Nutzern seiner Anwendungen über eine Tochterfirma verkauft hatte, war der Hersteller in die Kritik geraten. Nun will er diese Praxis beenden und die Tochter dichtmachen.

Binnen weniger Tage hat Avast auf den Datenskandal um seine Tochterfirma Jumpshot reagiert und angekündigt, dieser keine Daten mehr zu liefern und sie demnächst zu schließen. »Die Kernaufgabe von Avast besteht darin, die Sicherheit der Benutzer im Internet zu gewährleisten und den Benutzern die Kontrolle über ihre Privatsphäre zu geben«, so CEO Ondrej Vlcek. »Alle Praktiken, die das Vertrauen unserer Nutzer gefährden, sind für Avast inakzeptabel.«

Dass das Geschäftsmodell rund um Jumpshot zumindest fragwürdig war, sollte Avast allerdings auch schon vorher klargewesen sein. Die Tochter erhielt vom Hersteller umfangreiche Daten zur Internet-Nutzung – zunächst der User der Avast-Browser-Erweiterungen und später der kostenlosen Avast-Sicherheitstools. Dazu zählten etwa Website-Aufrufe, Suchanfragen, Online-Käufe, angeschaute Videos und der Standort. Personengezogene Daten wurden zwar nicht weitergereicht, zumindest in einem Fall aber auch die einzigartigen IDs, die die Avast-Anwendungen den Geräten, auf denen sie installiert sind, zuweisen.

Die Daten wurden in verschiedenen Paketen zahlreichen Kunden wie Google, Microsoft, Tripadvisor, Yelp, McKinsey und Pepsi verkauft. Die sollen nun »zu gegebener Zeit« über die Beendigung der Datendienste informiert werden. »Obwohl die Entscheidung, die wir getroffen haben, leider einige Hundert loyale Mitarbeiter betreffen wird, ist sie absolut richtig«, betont Vlcek und sagt, er schätze den Beitrag, den diese Mitarbeiter geleistet haben und man werde sich bemühen, ihnen den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

In einem Weblog-Eintrag erklärt der Avast-CEO, Jumpshot habe als unabhängiges Unternehmen agiert und eigene Produkte und Dienste auf Basis eines Datenfeeds von Avast aufgebaut. Sowohl Avast als auch Jumpshot hätten dabei immer innerhalb der gesetzlichen Grenzen operiert – auch nach dem Start der EU-Datenschutzgrundverordnung. Allerdings: »Als ich vor sieben Monaten den Posten als CEO bei Avast übernahm, habe ich mir viel Zeit genommen, um alle Teile unseres Geschäfts neu zu evaluieren«, so Vlcek. »Bereits während dieses Prozesses kam ich zu dem Schluss, dass das Geschäft mit der Datensammlung nicht im Einklang mit unseren Datenschutzprioritäten steht.«

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