Endkunden und OEM im Fokus

Avira zieht sich vorzeitig aus dem KMU-Geschäft zurück

7. Dezember 2020, 13:56 Uhr | Stefan Adelmann
Avira-Geschäftsführer Travis Witteveen will das »profitable Wachstum im Verbraucher- und OEM-Segment weiter forcieren«

Dass Avira keine Business-Produkte mehr vertreiben will, hatte der deutsche Anbieter bereits vor einiger Zeit angekündigt. Die Bekanntgabe, dass der Rückzug aus dem B2B-Umfeld bereits Ende 2021 erfolgen soll, kam hingegen überraschend. Der Wettbewerb bringt sich bereits in Stellung.

Avira, einer der wenigen deutschen Cyber-Security-Anbieter, zieht sich im nächsten Jahr komplett aus dem Business-Geschäft zurück. Der Schritt kommt nicht überraschend, bereits vor einiger Zeit hatte Avira angekündigt, die Business-Produkte auslaufen zu lassen, Vertriebspartner hatten zuletzt nicht mehr die Möglichkeit, sich für das Channel-Programm des Anbieters zu registrieren. Dass das Ende des KMU-Portfolios jedoch schon für den 31. Dezember 2021 geplant ist – und nicht für November 2022, wie zuvor angekündigt – dürfte für viele Geschäftskunden und Vertriebspartner reichlich überraschend kommen. »Dies ist eine Entscheidung, die sorgfältig erwogen wurde. Sie wurde unseren Kunden und Geschäftspartnern per E-Mail sowie über Support-Seiten mitgeteilt«, so ein Statement des Anbieters.

Noch dürften sich die Business-Produkte in zahlreichen Unternehmen im Einsatz befinden und Lizenzen in der Theorie auch über den neuen EoL-Termin hinaus gültig sein. In diesen Fällen will der Anbieter verschiedene Rückerstattungsoptionen anbieten – entweder in Form einer Migration auf »Avira Prime« oder einer Geldrückerstattung.

Nach der Abkündigung Ende 2021 will sich Avira ganz auf den Endkunden-Markt konzentrieren sowie auf das seit einiger Zeit vorangetriebene OEM-Geschäft. Hier bietet das Unternehmen unter anderem Software Development Kits, APIs und White-Label-Lösungen für Drittanbieter. Zahlen für diesen Bereich nennt der Anbieter aus Tettnang zwar nicht, aber namhafte Security-Partner wie F-Secure, Barracuda, Check Point, Alibaba Cloud Security sowie Sophos sprechen dafür, dass sich Avira durchaus erfolgreich im OEM-Geschäft etablieren konnte und hier, im Gegensatz zum Geschäftskunden-Bereich, einiges Wachstumspotenzial erkennt.

Bereits im vergangenen April hatte Geschäftsführer Travis Witteveen unterstrichen, wo die Reise für das deutsche Security-Unternehmen zukünftig hinführen soll. Zur Übernahme von Avira durch den bahrainischen Investor Investcorp vor wenigen Monaten erklärte Witteveen: »Die Investition bestärkt uns in unserer Geschäftsstrategie und ermöglicht es uns, unser profitables Wachstum im Verbraucher- und OEM-Segment weiter zu forcieren.«

Gänzlich aus dem Geschäftskundenumfeld scheint sich Avira hingegen nicht zurückziehen zu wollen. Nach wie vor zählt der Anbieter kleine Unternehmen zu seiner Zielgruppe. Sie sollen aber nicht mit einem dedizierten Business-Portfolio, sondern mit der Endanwender-Lösung Avira Prime adressiert werden.

G Data springt in die ­Bresche
Ob der Anbieter seine Business-Kunden, vor allem nach der für viele Unternehmen überraschenden End-of-Life-Ankündigung, mit Endanwender-Produkten halten kann, wird sich im kommenden Jahr zeigen müssen. Fest steht jedoch, dass es mit dem Ende 2021 anstehenden Rückzug von Avira aus dem KMU-Umfeld nur noch wenige Cyber-Security-Alternativen aus Deutschland geben wird. Da ist es kaum verwunderlich, dass sich Wettbewerber G Data bereits in Stellung bringt. So wollen die Bochumer den Avira-Business-Kunden die Übernahme aller laufenden Verträge anbieten und dabei die noch bestehenden Lizenzlaufzeiten kostenfrei berücksichtigen. Immerhin sei es in Zeiten der Corona-Pandemie für Unternehmer bereits schwer genug, »das Geschäft am Laufen zu halten«, erklärt Hendrik Fliermann, Global Sales Director bei G Data. »Hinzu kommen die kontinuierlich ansteigenden Cyberangriffe, die immer gefährlicher werden.« Deswegen wolle G Data alle Avira-Kunden unterstützen. Konkret sollen neue Fachhändler eine kostenfreie Verlängerung von sechs Monaten auf bestehende Avira-Verträge bei einem Crossgrade sowie den G Data Premium Service für ein Jahr kostenlos erhalten.

Diese Avira-Produkte laufen zum 31. Dezember 2021 aus:

  • Avira Antivirus Pro - Business Edition
  • Avira Antivirus Server
  • Avira Exchange Security
  • Avira Antivirus for Endpoint
  • Avira Antivirus for Small Business
  • Avira Professional Security

Update vom 08.12.2020

Auch Security-Anbieter Securepoint hat angekündigt, bestehende Vertragslaufzeiten von Avira-Business-Kunden bei einem Wechsel ohne weitere Kosten zu übernehmen. Man würde niemanden »im Regen stehen lassen«, verspricht Jörg Hohmann, Marketing Director bei Securepoint. Zudem sollen neue Partner auf den kostenfreien Support des Anbieters zurückgreifen können.

 

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