IT-Sicherheit: Kampf gegen Cyberkriminalität

Bitkom fordert massives Aufrüsten von Behörden und Verbrauchern gegen Cybergangster

20. Januar 2009, 14:26 Uhr | Lars Bube

Wegen der stetig zunehmenden und professioneller werdenden Computerkriminalität fordert der High-Tech-Verband Bitkom eine Anpassung der Ermittlungsbehörden. Neben einer besseren Ausstattung sollen auch spezialisierte Staatsanwaltschaften eingerichtet werden.

Im vergangenen Jahr ist die organisierte Computerkriminalität auf Rekordgröße gewachsen und hat dabei ihre Strukturen erheblich professionalisiert. Die Angriffe werden gezielter und personalisierter; es entstand eine regelrechte Schatten-Internetjobbörse für Hacker und ihre Helfer.

Fast vier Millionen Deutsche wurden laut einer Umfrage von Forsa, die im Auftrag des Bitkom durchgeführt wurde, bereits Opfer von Cyberkriminellen. Sieben Prozent der Computernutzer ab 14 Jahren gaben an, bereits finanzielle Schäden durch Viren, bei Online-Auktionen oder beim Online-Banking erlitten zu haben.

Immer neue Varianten der Cyberkriminalität erschweren es den Strafverfolgungsbehörden, auf Augenhöhe mit den Tätern zu bleiben. »Neuartige Kriminalitätsphänomene ersetzen zunehmend klassische Deliktformen. Zugleich gibt es kaum Bereiche, in denen sich die Täter nicht modernster Technik bedienen und das Internet als Tatmittel nutzen«, bestätigt Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes.

Phisher wollen laut Ziercke nicht mehr nur Online-Banking-Daten »absaugen«. Die Täter interessieren sich für alle Arten von Zugangsdaten.

Bestehende Gesetze durchsetzen

Um der Internet-Schattenwirtschaft stärker entgegentreten zu können, fordert der High-Tech-Branchenverband Bitkom erhebliche Veränderungen auf Seiten der Ermittlungsbehörden: »Das Know-how von Polizei und Staatsanwaltschaften bei der Computerkriminalität muss massiv gestärkt und gebündelt werden. Spezielle Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften könnten wesentlich effektiver gegen die Kriminellen im Internet vorgehen«, fordert Professor Dieter Kempf, Präsidiumsmitglied des Bitkom und Vorstandsvorsitzender des Vereins »Deutschland sicher im Netz« in Berlin.

»Neue oder verschärfte Gesetze sind bei der dynamischen Entwicklung der Computerkriminalität selten der beste Weg. Wir sollten zunächst versuchen, die vorhandenen Gesetze konsequent durchzusetzen«, so Kempf weiter.

Zusätzlich zu verbesserter Ausstattung und Organisation der Ermittlungsbehörden sind aus Sicht des Bitkom noch drei weitere Punkte wichtig, um die Computerkriminalität einzudämmen:

Auch Online-User müssen Sicherheitsvorkehrungen verbessern

Erstens müssten die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch zwischen Staat und Wirtschaft verbessert werden. »Wir unterstützen die Idee, eine Informations- und Diskussionsplattform für Strafverfolgungsbehörden und betroffene Unternehmen zu gründen. Internationale Unternehmen können Erkenntnisse aus verschiedenen Ländern schnell und unbürokratisch zuliefern und so den ebenfalls international tätigen Kriminellen das Leben erschweren«, sagte Kempf.

Zudem müsse die Sicherheit der IT-Produkte permanent verbessert werden. Hier helfen gezielte Forschungsvorhaben. Daher begrüßt der Bitkom die Ankündigung der Bundesministerien für Forschung und für Inneres, die IT-Sicherheitsforschung mit 30 Millionen Euro zu fördern.

Drittens solle die Kompetenz und Eigenverantwortung der Verbraucher weiter gestärkt werden. Nach der Bitkom-Umfrage nutzen beispielsweise nur zwei Drittel der Internet-User eine Firewall.

»Wer sein System sichert, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch das seiner Mitsurfer. Wer keine Firewalls installiert und gedankenlos surft, dessen Computer wird schnell zur Bedrohung auch für andere Nutzer«, so Kempf. Mittelfristig wird so das Vertrauen vieler Nutzer und kleinerer Unternehmen in die Online-Sicherheit untergraben.


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