Kreditkartenzahlungen

CNP-Betrug in Deutschland auf Allzeit-Hoch

15. September 2021, 16:26 Uhr | Martin Fryba
Die detaillierten Entwicklungen rund um die verschiedenen Kreditkarten-Betrugsarten zeigt FICO in seiner European Fraud Map
© FICO

Über 106 Millionen Euro Schaden in Deutschland und damit ein Rekordhoch verzeichnete 2020 der sogenannte „Card not present“-Betrug – trotz höherem Schutz bei Kreditkartenzahlungen wie 3D-Secure. Deutschlands Banken wachen allmählich auf.

Mehr Online-Shopping während der Lockdownphasen hat die Schäden durch Kreditkartenbetrug bei CNP-Transaktionen  in Deutschland steigen lassen. Bei dieser Zahlungsart liegt einem Händler die Karte nicht physisch vor („Card not present“), sondern nur die Daten. Sie werden von Betrügern meist per Phishing-Mails abgefangen. Auf  106,3 Millionen Euro summiert sich laut der European Fraud Map von FICO der Schaden. Das sei ein neues Allzeit-Hoch, so FICO - Spezialist für Predictive Analytics und Data Science aus dem Silicon Valley. Wobei 2019 der Schaden mit 103,5 Millionen Euro nicht unwesentlich geringer war. Vor 15 Jahren dagegen lag die Schadensumme durch CNP-Betrug lediglich bei rund 20 Millionen Euro.

Ohne Lösungen der Kartenemittenten wie 3D-Secure, Identity Check oder andere Zwei-Faktor-Authentisierungen wäre der Schaden wohl noch höher. Andererseits haben diese zusätzlichen Sicherheitsstufen nicht verhindern können, dass Kreditkartenbetrug gestoppt oder wenigstens eingedämmt wird.

Dennoch stellt FICO bei deutschen Banken eine höhere Bereitschaft fest, Tools einzusetzen, die in Echtzeit Transaktionen auf auffällige Muster untersuchen und unautorisierte Zahlungen gegebenenfalls stoppen können. „Im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Staaten hat Deutschland bereits begonnen zu reagieren. Deutschland hat einen der größten Zuwächse bei der Teilnahme am FICO Falcon Intelligence Network, dem weltweit führenden Konsortium zur Bekämpfung von Betrug im Zahlungsverkehr, zu verzeichnen“, erklärt Jens Dauner, der die Aktivitäten von FICO in Deutschland leitet.

Andere Länder sind bei der Bekämpfung von CNP-Betrug schon viel weiter. So habe Großbritannien 2020 die Betrugsverluste um nahezu 70 Millionen Euro senken könne. Der Schaden betrug 2020 hier fast 453 Millionen Pfund. Das vergleichsweise kleine Dänemark reduzierte die Schadenshöhe  um immerhin fast 21 Millionen Euro.

Wie sehr solche Zahlen und Relationen mit Vorsicht zu genießen sind, zeigt indes das Beispiel Norwegen. Denn ein einzelner schwerer Betrugsfall hat zu einem massiven Anstieg der durch CNP verursachten Schadenshöhe von 21,6 Millionen  Euro geführt. Dass FICO dennoch davon spricht, Norwegen stehe „aktuell massiv im Fadenkreuz der Finanzkriminellen“, wird dem Trend der letzten Jahre zu mehr Sicherheit im Kreditkarteneinsatz in diesem Land  nicht gerecht.

Höchster Schaden ist immer noch nach dem Kartenverlust
Der höchste Schaden beim Einsatz von Kreditkarten entsteht indes noch immer analog, wenn nämlich die Karte gestohlen wird oder verloren geht. Gegen den unautorisierten Einsatz einer physischen Karte hilft wohl keine Überwachung der Transaktionsdaten, sondern nur ein sofortiger Anruf bei der Sperr-Hotline des Kartenemittenten.

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