Social-Networks konterkarieren aktuellen Datenschutz

Der Datenschutz ist tot, es lebe die Datenkontrolle

8. März 2010, 13:59 Uhr | Werner Veith
Beim Datenschutz der Zukunft soll der Anwender, die Kontrolle bekommen, wer seine Daten nutzen darf.

Datenschutz soll nicht mehr die Veröffentlichung von Daten verhindern. Stattdessen gilt es nun, trotz der Veröffentlichung von Daten darüber noch die Kontrolle zu behalten. Dabei ist auch die Wirtschaft gefordert, solche Möglichkeiten zu schaffen.

Bisher zielt der Datenschutz darauf, dass der Nutzer in seiner Privatsphäre geschützt ist. Staat und Unternehmen dürfen nicht einfach über seine Daten verfügen. Doch dies wird durch aktuelle Entwicklungen konterkariert. Menschen stellen zunehmend ihre persönlichen Daten und Informationen über ihr eigenes Leben etwa in Social-Networks online. Dies veranlasst den Trendforscher Seven Gábor Jánszky, Leiter des Thinktanks 2b AHEAD, einen Pardigmenwechsel zu fordern: Es geht nicht mehr darum die Freigabe von Daten zu verhindern. Stattdessen gilt es, die Kontrolle über die Daten zu behalten. Der Anwender soll seine persönlichen Informationen freigeben können und trotzdem über deren Nutzung bestimmen können. Die Wirtschaft fordert Jánszky auf, entsprechende Services zu schaffen. Dabei kritisiert der Trendforscher, dass die Politik kaum regulatorische Vorgaben mache und fernab, von der sich ändernden Lebenswirklichkeit agiere.

Für Jánszky besteht das Problem darin, dass es Informationen im Überfluss gibt. »Wir sind gerade dabei, zu lernen, dass wir diese Informationen nur sinnvoll für unser Leben filtern können, wenn wir unsere Daten und Bedürfnisse preisgeben und durch intelligente Systeme auswerten lassen.« So etwas passiert für ihn schon aktuell, wenn Menschen Google, Payback-Karten oder Internet-Gemeinschaften verwenden. Außerdem hält er es für positiv, gezielt Werbung zu bekommen, anstatt »sinnloser Streuwerbung«.

Jánszky definiert den kommenden Datenschutz so: Der Nutzer kann jederzeit bei einem Unternehmen einsehen, welche Daten dort gespeichert sind. Zudem steht es ihm frei, die gespeicherten Informationen zu verändern oder zu löschen. Diese Transparenz ist für Jánszky der einzige Weg, das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen dem Nutzer und der Firma zu schaffen.

Folgen Unternehmen in der Kommunikationsbranche diesem Vorgehen, dann könnten sie, auch im eigenen wirtschaftlichen Interesse, die Federführung beim künftigen Datenschutz übernehmen. Von der Politik erwartet Jánszky dann, dass sie diese Ansätze dann in passende Gesetze umzusetzen: Ein Unternehmen darf nur dann persönliche Daten verwenden, wenn es dem Nutzer auch weiter die Kontrolle darüber gibt.


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