Interview mit dem Kaspersky-Chef Eugen Kaspersky

Eugene Kaspersky: »Mobile Anwendungen werden die Cybercrime-Szene revolutionieren«

23. März 2009, 12:52 Uhr | Bernd Reder
Eugene Kaspersky:

Er ist Mitbegründer einer der erfolgsreichten IT-Sicherheitsfirmen der Welt: Eugene Kaspersky. Seit 2007 leitet er als Chief Executive Officer die Geschäfte von Kaspersky Lab. Im Gespräch mit Network Computing erläutert Kaspersky, wohin die Reise in Sachen IT-Sicherheit und Cyberkriminalität geht.

Network Computing: »Herr Kaspersky, derzeit macht der Internet-Wurm Conficker die Runde. Welches Ziel verfolgen die Programmierer dieser Malware?«

Eugene Kaspersky: »Conficker dient dazu, ein Bot-Netz von bislang ungeahntem Ausmaß aufzubauen. Derzeit warten die Rechner, die mithilfe von Conficker in Zombies verwandelt wurden, auf Instruktionen. Möglicherweise werden die Leute, die hinter Conficker stecken, Denial-of-Service-Angriffe auf Firmen oder Internet-Service-Provider starten.«

Network Computing: »Ist bekannt, wer Conficker in die freie Wildbahn entlassen hat?«

Kaspersky: »Nein, es gibt nur Gerüchte. Es ist schwer, in solchen Fällen die Hintermänner zu ermitteln. Auch deshalb, weil oft mehrere Cybercrime-Banden quasi auf Projektbasis zusammenarbeiten.«

Network Computing: »Wir funktionieren solche Kooperationen?«

Kaspersky: »Fast wie in der Software-Branche: Talentierte Programmierer erhalten von einer oder mehreren Cybercrime-Banden den Auftrag, eine Malware zu entwickeln, etwa einen Trojaner. Das Programm wird dann von ‚echten‘ Kriminellen zum Einsatz gebracht. Diese streichen auch das Geld ein, etwa indem sie Bankkonten von Opfern plündern oder auf deren Kosten Waren bestellen.«

»Russland und China verfügen über gut ausgebildete Software-Fachleute«

Network Computing: »Länder wie Russland, die Ukraine und China gelten als Hochburgen der Cyberkriminalität. Warum dies?

Kaspersky: »Die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion und China investieren viel Geld in die Ausbildung von Software-Entwicklern – im Gegensatz zu Deutschland. Daher können Cyberkriminelle auf gut ausgebildete Fachleute zurückgreifen. Das gilt übrigens auch für Länder wie die USA, Israel und neuerdings Brasilien.«

Network Computing: »Warum lassen sich Software-Spezialisten auf solche Deals ein?

Kaspersky: »Zum einen deshalb, weil sie damit auf einfache Weise Geld verdienen können. Zum anderen spielt die Lage auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle. Wer keinen oder nur einen schlecht bezahlten Job hat, ist für solche Angebote anfälliger. Speziell in China dürften in den kommenden Monaten viele IT-Fachleute wegen der steigenden Arbeitslosigkeit zu Malware-Programmierern werden.«


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