Online-Gaming: Raubkopien

Game over: Microsoft legt eine Million Xbox 360 lahm

23. November 2009, 13:07 Uhr | Lars Bube
Böse Buben hat Microsoft von Xbox Live ausgesperrt.

Über eine halbe Million Xbox-360-Besitzer sind seit einigen Tagen stinksauer auf Microsoft. Der Hersteller hat ihnen per Internetverbindung einige Funktionen ihrer Daddelkisten deaktiviert. Die Begründung: Die User sollen einen Mod-Chip eingesetzt haben, der auch die Nutzung von Raubkopien erlaubt

Angeblich wurden auch Funktionender Xbox-360-Konsole
Angeblich wurden auch Funktionender Xbox-360-Konsole

Windows-Nutzern dürften Microsofts Bemühungen bekannt sein, Raubkopien der Software den Garaus zu machen. Wer eine inoffizielle Ausgabe des Betriebssystems verwendet, läuft Gefahr, dass der Software-Hersteller diese über das Internet beziehungsweise den Update-Service unbrauchbar macht.

Gleiches widerfuhr nun Nutzern der Game-Konsole Xbox 360 und des dazu gehörigen Online-Services »Live«. Seit Anfang des Monats wurden auf weltweit 600.000 Konsolen über den Live-Dienst einige Funktionen deaktiviert.

Die betroffenen Nutzer erhielten bei der Anmeldung zu Xbox-Live, das Spielverbindungen über das Internet ermöglicht, eine Warnmeldung. In dieser wurden sie darauf hingewiesen, dass ihr Gerät die Nutzungsbedingungen verletzt.

Die User sollen ihre Xbox 360 durch einen Chip verändert haben, der das Digital Rights Management (DRM) und den Kopierschutz aushebelt. Damit wird es möglich, auch nicht offizielle Software und Raubkopien abzuspielen und zu verwenden.

Eine Million Raubkopierer sollen ausgesperrt werden

Während BBC News schreibt, dass nur die Online-Accounts der Spieler gesperrt würden, wird auf xboxuser.de berichtet, dass auch keine Installationen auf der Festplatte mehr möglich seien. Ob dies nur Raubkopien betrifft oder auch legale Spiele, wird jedoch nicht ausgeführt.

Bis Weihnachten will Microsoft insgesamt etwa eine Million der 20 Millionen Xbox-Nutzer weltweit auf diese Weise aussperren. Hauptsächlich sind bisher Spieler aus den USA und Kanada betroffen, aber auch einige deutsche Nutzer.

Wie es Microsoft genau möglich ist, zu entscheiden, wer ein Raubkopierer ist und abgeschaltet werden soll, ist nicht bekannt: »Wir geben keine Einzelheiten bekannt, können aber sicher sagen, dass alle Konsolen so verändert wurden, dass sie nicht mehr den Nutzungsbedingungen entsprechen«, so ein Microsoft-Sprecher gegenüber der BBC.

Spieler machen Front gegen Microsoft

Die Gamer-Gemeinde zeigt sich wenig begeistert von dieser Abschaltung per Internet seitens Microsoft. Viele sehen die Maßnahme als übertrieben an, und sofort wird der schlechte Ruf Microsofts als Datenkrake bemüht: »Mir graut der Gedanke an die gläserne Konsole. Irgendwann werden wir für die Taten in den Videospielen zur Rechenschaft gezogen. Hätte ich doch nie die Little Sister in Bioshock umgebracht«, schreibt etwa ein aufgebrachter Forennutzer bei giga.de.

Außerdem wird von den Gamern kritisiert, dass nicht jeder Chipeinbau auch automatisch für Raubkopien benutzt werde. Somit sei es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien Microsoft aussortiere. Ob und wie die gesperrten Konsolen eventuell wieder frei geschaltet werden können, ist nicht bekannt.

Modifizierte Chips auf dem Markt

Die Chip-Anbieter reagieren einstweilen ebenfalls auf die Abschaltungen und bieten neue Versionen an, die vermeintlich sicher sein sollen: »Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte für Xbox Live Spiele den Firmwareflash ab der […] Firmware nutzen. Diese hat einen Stealth Modus, mit dem MS nicht erkennen kann, ob die Xbox modifiziert wurde oder nicht«, so ein Händler auf seiner Internet-Seite.

Doch auch für die Anbieter der sogenannten Mod-Chips wird die Luft dünner. Ein englisches Gericht bestätigte diese Woche ein Urteil gegen einen Verkäufer solcher Bauteile als rechtens.

Und auch Microsoft will nicht von seinem Kampf gegen die Raubkopierer ablassen: »Jeder Verbraucher sollte wissen, dass Piraterie illegal ist und dass Modifikationen der Xbox-360-Konsole, um kopierte Spiele zu spielen, den Nutzungsbedingungen widersprechen. Deshalb verlieren solche Nutzer die Garantie auf ihre Xbox und werden von Xbox Live ausgeschlossen.«


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