Das illegale Geschäft rund um gefälschte Impfstoffe gegen Covid-19 und Negativ-Tests im Internet hat weiterhin Hoch-Konjunktur. Nun kommen gefälschte Impf-Zertifikate hinzu – und das Angebot wächst.
Auch Hacker lassen sich immer neue »Produkte« einfallen, die sie auf dem Markt – den Schwarzmarkt im Darkweb – anbieten. Check Point Research, die Forschungsabteilung von Check Point Software Technologies, Anbieter von Cyber-Sicherheitslösungen, behält den Schwarzmarkt rund um Covid-19 im Darkweb im Auge. Bereits mehrfach hatten die Experten vor falschen Impfstoff-Angeboten und dubiosen Schnelltest-Verkäufern gewarnt. Nun wurde das Angebot der Hacker um gefälschte Impf-Zertifikate erweitert.
Im Januar sprachen die Sicherheitsforscher bereits von dem wachsenden Markt für angebliche Impfstoffdosen im Darkweb – damals wurden diese auf mehreren Hundert Seiten angeboten. Mittlerweile liegt die Zahl dieser Seiten bei über 1200 und die Händler kämen angeblich aus aller Herren Länder, auch Deutschland. Eine Dosis der gefälschten Impfstoffe kostet umgerechnet zwischen 420 und 840 Euro:
AstraZeneca 420 Euro
Johnson & Johnson 500 Euro
Sputnik 500 Euro
Sinopharm 420 Euro
Um die steigende Zahl von Impfungen, wie etwa in den Vereinigten Staaten, und den Diskussionen um Privilegien für Geimpfte hat sich nun das Angebot der Cyberkriminellen angepasst: Ein gefälschtes Impf-Zertifikat der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC (Center for Disease Control) kostet knapp 165 Euro, bezahlbar natürlich in einer Kryptowährung: Bitcoin.
Sicherheitsforscher von Check Point korrespondierten mit einem Schwarzmarkthändler, um Informationen zu Lieferung, Preis und Authentizität der Zertifikate zu erhalten und dieser versicherte, er habe schon viele derartige Geschäfte abgewickelt und nie habe es Probleme gegeben.
Ebenfalls käuflich erwerben lassen sich gefälschte Negativ-Tests für Covid-19. Beworben werden diese etwa mit: »Wir machen negative Covid-Tests für Reisende im Ausland und um einen Job zu bekommen.« Der Verkäufer verspricht nicht nur hohe Qualität, sondern lockt zudem mit Sonderangeboten: »Kaufen Sie 2 negative Tests und erhalten Sie den 3. umsonst!«
Ein solcher automatisch generierter Test kostet im Darkweb knapp 20 Euro. Viele Seiten bieten auch Vorlagen für die eigene Erstellung eines gefälschten Tests. »Hacker fangen an, sozusagen gefälschte Urlaubsscheine anzubieten. Es werden im Darknet Dienstleistungen für alle Arten von Zertifikaten im Zusammenhang mit dem Coronavirus verkauft – Tests und Impfzertifikate. Obendrein angeblich alle gängigen Impfstoffmarken. Cyberkriminelle versuchen also, aus dem unterschiedlichen Interesse der Menschen, sich entweder impfen zu lassen oder eine Impfung zu vermeiden, Kapital zu schlagen. Die Leute müssen aber unbedingt verstehen, dass der Versuch, einen Impfstoff, einen Impfausweis oder ein negatives Covid-19-Testergebnis auf inoffiziellem Weg zu erhalten, extrem riskant ist, da Hacker eher an deren Informationen und Identität interessiert sind, um diese zu mißbrauchen«, erklärt Oded Vanunu, Head of Products Vulnerabilities Research bei Check Point, ordnet die Ergebnisse der Nachforschungen ein. »Ich bitte außerdem alle, ihre Impfausweise oder negativen Covid-19-Tests nicht mehr in den sozialen Medien zu teilen, da das, was sie teilen, in irgendeiner Form seinen Weg ins Darknet als Vorlage finden kann. Schließlich erwarte ich, dass die Aktivitäten im Darknet im Zusammenhang mit dem Coronavirus-Impfstoff leider voraussichtlich zunehmen werden«, warnt Vanunu.