Expertengespräch

Im Zeichen der Datensouveränität

29. Januar 2020, 16:18 Uhr | Natalie Lauer
Expertentreffen auf dem Dach des Bundestags. Diskutiert wurde über die Bedeutung der dominierenden Rolle der US-Clouds für den Wirtschaftsstandort Deutschland und darüber, wie sich die Datensouveränität zurückholen lässt. (v.l.n.r. Franziska Büttner/Cloud&Heat, Dr. Marius Feldmann/Cloud&Heat Technologies & Secustack, Dr. Kai Martius/Secunet Security Networks & Secustack, Rafael Laguna de la Vera/Agentur für Sprunginnovation & Open-Xchange, Dr. Natalie Lauer/CRN, Andreas Weiss/eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. & EuroCloud Deutschland eco e.V., Hansjörg Durz/CSU, Marco Alexander Breit/BMWi, Maximilian Ahrens/T-Systems)
© Sascha Lindemann / Beil2

Die digitale Sicherheitspolitik spielt eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft, da sie sich unter anderem für Datensouveränität einsetzt. Das europäische Cloud-Projekt »Gaia-X« könnte die Lösung für Unternehmen sein, um Datensouveränität und den Schutz ihrer geistigen Assets zu erlangen.

Der Markt für Cloud-Computing wächst. Aktuell dominieren ihn in Deutschland die US-Anbieter. Auf ihren Servern werden jede Menge Daten verarbeitet – darunter auch sensible Personendaten und wertvolle geistige Assets. Das Problem bei der Sache: Mit dem Cloud-Act (Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act) ist die Datensouveränität nach europäischem Verständnis passé, da die US-Anbieter den heimischen Behörden auch Zugriff auf in Europa gesicherte Daten gewähren müssen. Insbesondere in Hinblick auf die derzeitigen politischen Verschiebungen bringt das Schwierigkeiten mit sich und es gilt deshalb, die Datensouveränität aus politischen sowie wirtschaftlichen Gründen in heimische Gefilde zu holen.

Während die USA wohl eher den Souveränitätsbegriff im Sinne Jean Bodins (französischer Staatstheoretiker, 1530 bis 1596) verkörpert, der ihm als Rechtfertigung für den Absolutismus diente, hat die von Deutschland beziehungsweise Europa eingeforderte Datensouveränität, die laut Hansjörg Durz, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses digitale Agenda und digitalpolitischer Sprecher der CSU im Bundestag, einen Teilaspekt der digitalen Souveränität darstellt, einen anderen Zweck: »Bei Datensouveränität geht es vor allem um einen selbstbestimmten Umgang mit unseren Daten, Kenntnis darüber, was mit diesen Daten passiert, wer darauf zugreifen kann und um Vertrauen.«

 

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Dr. Kai Martius, CTO von Secunet Security Networks & CEO von Secustack: »Wir beschäftigen uns seit 20 Jahren mit der Frage, wie sich sichere Systeme bauen lassen. Ein Aspekt dessen ist Open Source absolut, denn nur damit lässt sich überhaupt nachvollziehen, was im System steckt.«
© Sascha Lindemann / Beil2

Transparenz macht eine vertrauenswürdige Cloud aus
Wie lässt sich eine digitale Infrastruktur schaffen, die Vertrauen schürt? Rafael Laguna de la Vera, Leiter der Agentur für Sprunginnovation und CEO bei Open-Xchange hat eine Antwort darauf. Seiner Meinung nach reicht Vertrauen alleine nicht aus, denn Vertrauen heiße nicht wissen. Transparenz sei das, worauf es ankommt. »Eine vertrauenswürdige Datenökonomie oder generell eine vertrauenswürdige Cloud lässt sich nur auf offenen Systemen bauen – offen wie Open Source. Damit ist der Menschen-lesbare Quellcode der Systeme einsehbar. Das alleine reicht aber nicht aus. Das Ganze muss auch föderiert und genehmigungsfrei sein. Es müssen Standards zur Funktionsweise der Kommunikation festgelegt werden, ansonsten kann man keine Netzwerke bauen. Aber es darf keinen Gatekeeper geben, der sagt, wer rein oder raus darf.«

Dr. Kai Martius, CTO von Secunet Security Networks und CEO von Secustack betrachtet Open Source ebenso als unabdingbares Element einer sicheren Architektur. »Wir beschäftigen uns seit 20 Jahren mit der Frage, wie sich sichere Systeme bauen lassen. Ein Aspekt dessen ist Open Source absolut, denn nur damit lässt sich überhaupt nachvollziehen, was im System steckt. Alles heute nochmal und selbst zu bauen, das ist ökonomisch nicht machbar. Die Basis solcher Systeme ist definitiv sehr gut mit Open Source leistbar.« Open Source birgt nach Lagunas Ansicht einen weiteren Vorteil: Damit könne man Monopole aufbrechen und es ließe sich so eine Digitalökonomie in Europa und Deutschland initiieren.

Damit offene Technologien tatsächlich auch in der Praxis einen Mehrwert für Nutzer haben, bedarf es einer Community, die sich einbringt und quasi Qualitätssicherung durchführt, meint Maximilian Ahrens, CTO und VP Strategy Cloud bei T-Systems. »Deswegen ist sehr wichtig, dass wir einerseits für solche Themen offene Technologien nutzen, aber auch Energie darauf verwenden, eine entsprechende Community um die wichtigen Komponenten aufzubauen.«

 


  1. Im Zeichen der Datensouveränität
  2. Daten bedeuten Innovation
  3. Über deutsche Grenzen hinaus

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