Virtuelle Werte als begehrtes Diebesgut

Online-Gamer im Visier der Hacker

21. Februar 2011, 17:31 Uhr | Lars Bube
Der Jackpot für die Hacker sind wichtige Charaktere, die ihnen komplette Allianzen samt Raumstation, Kampfschiff-Flotte und satter Kriegskasse ausliefern.

Zunehmend haben Güter und Währungen aus virtuellen Welten auch in der realen einen echten Gegenwert. So ist es kaum verwunderlich, dass auch die Hacker immer größere Anstrengungen unternehmen, um Online-Spielern ihre sauer verdienten e-Kröten und Spiele-Accounts zu entwenden und anschließend im Netz zu versilbern.

"Nachdem ich mich neu eingeloggt hatte, war alles weg", beklagt sich der Spieler "Askir" in einem Forum: "Über 10 000 Gold war weg. Ich hab sofort ein Ticket [Fehlermeldung an den Anbieter; Anm d Red] geschrieben. Dann wurde mein Account erstmal gesperrt." Dem Online-Gamer fehlt zwar immerhin kein echtes Gold, aber doch 10 000 Einheiten der Währung Gold in World of Warcraft (WoW). Und diese ist bei eBay eben auch echtes Geld wert, nämlich 20 bis 25 Euro für 10 000 Einheiten. Die Lieferung erfolgt je nach Game-Server in ein bis zwei Tagen (siehe auch: Wenn Spielgeld wertvoll wird).

Sucht man bei eBay nach WoW Gold, so erhält man über 10 000 Treffer, so groß ist der Markt. Großkunden können Goldpakete für sage und schreibe 16 666 Euro kaufen, gesplittet in 174 Unterpakete à 10 000 Gold. Wiederverkaufswert 35 000 bis 40 000 Euro. Falls die Währung nicht fällt, was seit sinkender Teilnehmerzahlen bei WoW stetig der Fall ist. In einigen Fällen bekommt der Angreifer mit den Zugangsdaten sogar weit mehr als nur einen Account unter Kontrolle: So sind beispielsweise aus Eve Online bereits mehrere Fälle bekannt, in denen sich Eindringlinge über den Charakter einer Führungskraft aus einer Corporation oder Allianz gleich Zugang zu deren gesamten Vermögenswerten verschafft hat. Damit konnten die Hacker dann alle anderen Mitglieder rauswerfen und den Besitz der Gruppe im Wert von bis zu zehntausenden Euro Stück für Stück weiterverkaufen.

Nicht all dieses Gold ist jedoch gestohlen, vieles wird auch extra in China produziert. In dem Billiglohnland haben sich mehrere Firmen darauf spezialisiert, so genannte Goldfarmen zu betreiben, wo Hunderte Spieler den ganzen Tag über nur damit beschäftigt sind, virtuelle Werte zu erzeugen und sammeln. Diese landen bei deutschen Großhändlern und dann letztendlich bei eBay. Pro Monat werden aktuell auf ebay etwa 2.000 WoW-Accounts verkauft, die Preisspanne liegt zwischen in etwa 1 und 1.200 Euro. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf über 220.000 Euro.

Aber nicht nur für die Währungen aus den Onlinegames wie WoW und Eve Online gibt es einen florierenden Markt, auch für gut ausgestattete Charaktere aus den jeweiligen Welten können durchaus mehrere hundert oder gar tausend Euro fällig werden. Der Durchschnittspreis für einen Eve- oder WoW-Charakter liegt derzeit um die 120 Euro, je nachdem ob er neben seinem Level auch ein ordentliches Reittier oder Raumschiff und eine entsprechend gefüllte Geldbörse mitbringt. Auch hier betreiben manche eBayer einen regen Handel mit Spielfiguren, die in China produziert werden.

Die immensen Preise sind insofern auch verwunderlich, da ein Account bei WoW und den meisten anderen Spielen immer an eine Person gebunden ist. Der Käufer trägt also das Risiko, dass der Verkäufer sich den Account mit einem Anruf beim Hersteller und Kopie des Personalausweises zurückholt. Bei einigen Spielen ist es sogar explizit verboten, die Charaktere zu handeln – dennoch finden sich entsprechende Angebote selbst auf ebay.


  1. Online-Gamer im Visier der Hacker
  2. Die Goldfarmen der China-Mafia
  3. Phishing und Trojaner
  4. Schutzprogramme einschalten
  5. Schutz vor Gaming-Angriffen

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