Bezahlsicherheit

Online-Händler sträuben sich gegen Zwei-Faktor-Authentifizierung

30. September 2019, 14:47 Uhr | Stephanie Jarnig
© Julia Tim - Fotolia

Seit Mitte September gilt in Deutschland die gesetzliche Pflicht zur »starken Kundenauthentifizierung« (2FA) beim Online-Banking. Online-Händlern wird empfohlen, die Sicherheitsmaßnahme ebenfalls einzuführen. Doch diese lehnen das Verfahren mehrheitlich als zu kompliziert ab.

Kaum ein großer Online-Händler oder ein Buchungsportal in Deutschland will seinen Kunden mehr Sicherheit beim Log-in ins Kundenkonto durch die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) anbieten. Bei 2FA benötigen Kunden neben Anmeldename und Passwort einen zusätzlichen Sicherheitsfaktor, etwa einen Einmal-Code. Firmen und Verbände befürchten wirtschaftliche Einbußen oder gehen davon aus, dass Nutzer kein Interesse an 2FA haben.

Nutzer von Online-Banking oder Menschen, die im Internet einkaufen gehen, kennen 2FA bereits: Seit Mitte September gilt die gesetzliche Pflicht zur »starken Kundenauthentifizierung«, also 2FA. Neben den üblichen Anmeldeinformationen muss eine einmalige Transaktionsnummer (TAN) angefordert werden, etwa per SMS an eine zuvor bei der Bank hinterlegte Handynummer. Gedruckte TAN-Listen sind nicht mehr gültig. Damit sollen Kriminelle nicht mehr so einfach unbefugt einkaufen gehen oder fremde Bankkonten leerräumen können.

Doch nicht nur Geld ist schützenswert, sagt der Sicherheitschef der Allianz-Tochter IconicFinance, Vincent Haupert. »Auch Bestell- und Buchungshistorien oder die Anschrift sind sensible Daten.« Er plädiert für eine breitere 2FA-Implementierung: »Aus Nutzersicht ist das sehr attraktiv, damit man erst gar keinen nachfolgenden Ärger, etwa mit Identitätsdiebstahl, hat.«

2FA gibt es in unterschiedlichen Formen. In einem optimierten Szenario verfügt der Kunde neben dem Anmeldename und Passwort als sogenanntes Wissenselement auch über ein Besitzelement. Dies kann ein Smartphone oder ein Schlüssel sein. Beim Smartphone wird dann ein sechsstelliger Code entweder per SMS zugestellt oder in einer Generator-App erstellt. Der individuelle Code kann beliebig oft angefordert werden und ist jeweils nur einmalig gültig. Internationale Unternehmen wie Facebook, Apple, Twitter oder Amazon bieten 2FA bereits länger an.

Deutsche Anbieter sind dagegen zurückhaltender. »Zwei-Faktor-Authentisierung brauchen wir nicht«, sagt ein Sprecher des Hamburger Versandhändlers Otto. Das Unternehmen vertraue stattdessen auf »diverse technische Maßnahmen«. Durch 2FA dauere der Kaufvorgang länger, so sei das Kauferlebnis unattraktiver. Auch die Otto-Tochter About You und Zalando verzichten auf 2FA. »Das wäre zu aufwendig für unsere Kunden«, sagt eine Sprecherin von About You. Man glaube nicht, dass Kunden den Zusatzschutz nutzen würden. Zalando verweist auf das »eigene, komplexe Datensicherheitssystem«.


  1. Online-Händler sträuben sich gegen Zwei-Faktor-Authentifizierung
  2. Knapp jeder Vierte Opfer von Internetkriminalität

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