Cyberangriffe auf Industriebetriebe

Prämisse: Das Problem ernster nehmen

19. Juli 2021, 7:58 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Diana Künstler
© Alterfalter-fotolia

Cyberangriffe auf Wirtschaft, Verwaltung und das Gesundheitswesen nehmen wieder zu. Zuletzt setzten Online-Erpresser etwa Handelsfirmen und Kommunen unter Druck. Aber was passiert, falls sie einmal ganze Industriezweige lahmlegen? Eine Absicherung wird immer wichtiger.

Die Kriminellen schleichen sich über das Netz an – und schrecken auch mitten in der Pandemie nicht vor der Umsetzung ihres heimtückischen Plans zurück. „Produktionsanlagen mussten wegen der Erpressung vorläufig heruntergefahren werden“, sagt Steffen Zimmermann. Es sei nicht auszuschließen, dass sich die Folgen der Attacke vielleicht „bis in Covid-19-Lieferketten durchzogen“.

Was Ende März beim französischen Pharmaunternehmen Pierre Fabre geschah, treibt den Leiter des Kompetenzzentrums Industrielle Sicherheit beim Maschinenbauer-Verband VDMA in Frankfurt immer noch um. Nach einem Hackerangriff auf die Werks-IT sei es zu Verzögerungen in eng getakteten Prozessen gekommen, auch Schadenersatz-Forderungen seien entstanden. Und das ausgerechnet in einer Branche, die zur weiteren Eindämmung der Corona-Krise gerade unter Volllast fährt.

Ob in der Medizin, bei Autobauern oder in anderen Industriebetrieben: Nicht nur die Büro-Software auf den Rechnern der Angestellten, sondern auch die komplexe Steuerung ganzer Maschinenparks ist bei Cyberüberfällen verwundbar. Noch seien ernste Vorfälle im zunehmend vernetzen „Internet der Dinge“ mit digital kommunizierenden Anlagen relativ selten, berichtet Zimmermann – sehe man von Beispielen wie dem mehrfachen Angriff auf Thyssenkrupp ab. Doch die Gefahr steige. Einigen Firmen müsse man die Dringlichkeit nach wie vor klarmachen.

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„Am Ende sieht das Unternehmen dann nicht mehr so aus wie vorher“

„Es ist unmöglich, sich zu 100 Prozent zu schützen“, räumt der VDMA-Experte ein. „Getroffen werden kann jeder, so wie jedes Immunsystem von einem Virus getroffen werden kann. Das gestiegene Bewusstsein muss aber auch zu Investitionen in mehr Sicherheit führen.“ Oft reagierten Unternehmen erst, wenn Hacker ihr Chaos schon angerichtet hätten und man nur noch reagieren könne. „Thema Nummer eins für die Maschinenbau-Branche ist jetzt die Cybersicherheit.“

Im Fall einer großflächigen Verschlüsselung von Daten durch Erpressungs-Software (Ransomware) könnten große Produktionsbetriebe schon mal vier bis sechs Wochen komplett stillstehen. „Mit allen Folgewirkungen kann das bis zum einem Dreivierteljahr dauern – am Ende sieht das Unternehmen dann nicht mehr so aus wie vorher.“

Wenn dies in ohnehin angespannten Krisenzeiten passiert, können sich die Risiken noch aufschaukeln – zumal im Gesundheitssektor. So gab es im Winter Berichte, wonach nordkoreanische Hacker versucht haben sollen, an Informationen über den Corona-Impfstoff des US-Konzerns und Biontech-Partners Pfizer zu gelangen. Auch Krankenhäuser sind gegen die digitalen Eindringlinge nicht immun: Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gerade rund um eine Online-Erpressung des Klinikums in niedersächsischen Wolfenbüttel. Im Kreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt ging nach einer ähnlichen Aktion gegen die IT der Verwaltung so gut wie gar nichts mehr.


  1. Prämisse: Das Problem ernster nehmen
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