Browser-Erweiterung als Übeltäter

Provisionszahlungen von Onlinehändlern mit Betrugssoftware umgelenkt

19. Februar 2018, 7:36 Uhr | Peter Tischer

Viele Online-Händler wurden offenbar um Affiliate-Einnahmen geprellt. Schuld sollen bösartige Browser-Erweiterungen sein.

Partnerprogramme großer Onlinehändler und -Netzwerke sind nach Recherchen des Computermagazins »c't« in großem Stil über Monate hinweg manipuliert worden. Bestimmte Erweiterungen für die Browser Firefox und Chrome, die eigentlich beim Surfen Rabattgutscheine von Händlern einblenden sollten, hätten die Partner-Links manipuliert. Damit seien Provisionszahlungen stets der Berliner Firma Wonderize zugeordnet worden.

Viele Medienseiten und Blogs veröffentlichen in ihren Artikeln bei Produkt-Rezensionen Partner-Links (Affiliate-Links). Besucht ein Nutzer über einen solchen Link die Seite eines Online-Händlers oder Service-Anbieters und kauft dort ein, wird der Affiliate-Partner in Form einer Provision an den Umsätzen beteiligt.

Mehrere deutschsprachige Browser-Erweiterungen des thailändischen Herstellers Saphire Max Media haben den Recherchen der c't zufolge dieses System ausgetrickst. »Sie luden Code nach, schrieben hinterrücks - ohne Wissen der Surfer - Cookies um oder luden unsichtbar Shop-Webseiten neu.« Diese Manipulationen hätten zur Folge gehabt, dass Partner-Provisionen für Käufe im Shop der Firma Wonderize gutgeschrieben wurden, die über ihr Portal gutscheincodes.de Affiliate vieler Partnerprogramme ist. Betroffen könnten demnach über 100 Online-Shops sein, die mit solchen Affiliate-Systemen arbeiten.

Ein großer deutscher Online-Händler habe nach einigen Tagen technischer Analyse die Beobachtungen der c't bestätigt. Ein Sprecher kündigte Konsequenzen an. Sollte sich der Verdacht bestätigen, läge ein gewerbsmäßiger Betrug vor. Geschädigt wären nicht nur die Partnerprogramm-Anbieter, sondern auch jene Medien und Blogger, denen die Provisionen vorenthalten wurden.

Den Nutzer der Browser-Erweiterungen, die unwissentlich zum Teil des Abzocke-Systems geworden seien, hätten zwar keinen finanziellen Schaden getragen.


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