Cybersecurity geht nicht ohne die Basics

Smart-Home-Umfrage deckt Lücken im Sicherheitsdenken auf

30. April 2020, 13:09 Uhr | Antje Müller
© TÜV Rheinland

Die aktuelle Marktstudie von TÜV Rheinland und Civey zeigt: Smart Devices verbreiten sich schneller als sie abgesichert werden können. Nach dem zuletzt beträchtlich gestiegenen Konsumenten-Interesse wird nun die Frage nach einem entsprechend hohem Sicherheitsbewusstsein der Anwender gestellt.

Smarte Geräte erobern in steter Geschwindigkeit den Markt. Das Interesse von Konsumenten an einem Smart Home und der Ausstattung mit entsprechenden Zusatzgeräten hat laut Deloitte-Ergebnissen 2018 zuletzt sogar zugenommen, auch wenn noch kein gesamtgesellschaftlicher Boom erkennbar sei. TÜV Rheinland, ein unabhängiger Prüfdienstleister, beobachtet hierbei die Neigung der Hersteller, für ein schnelles Wachstum die Cybersicherheit zu opfern.

Noch geringes Bewusstsein über Geräte, die im Haushalt »smart« sind

Laut der im März 2020 von Civey durchgeführten Marktstudie geben fast die Hälfte der Befragten in Deutschland an, kein vernetztes Gerät (Smart Device) im Haushalt zu besitzen (43,5 Prozent). Etwas weniger (35,8 Prozent) verfügten, laut eigener Angabe, über ein bis fünf smarte Geräte in ihrem Haushalt. Damit schätzen etwas weniger als ein Drittel, über kein Smart Devices zu verfügen. Eine tendenzielle Steigerung dieser Annahme zeigt sich mit einem genaueren Blick auf die höheren Altersgruppen. Was dabei oft nicht mit bedacht wird, so der Pressereport TÜF Rheinland: Auch Smartphones zählen zur Kategorie smarter Geräte. viele Geräte sind zudem untereinander vernetzt und lassen sich per App mit Smartphone oder Tablet steuern. Entsprechend »senden smarte Staubsaugroboter, intelligente Thermostate oder auch moderne Schließanlagen unzählige Daten« (vgl. auch Cybersecurity Trends 2020). Ergebnisse zeigen, laut dem Pressesprecher für Cybercecurity, dass sich viele Leuten nicht im Klaren ist, »dass sie vernetzte Produkte besitzen beziehungsweise täglich nutzen. Somit fehlt auch der Sicherheitsgedanke«.

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Smart Devices in deutschen Haushalten
Anteile von Smart Devices in deutschen Haushalten im März 2020 zur Frage »Wie viele ‚vernetzte Geräte‘ haben Sie in Ihrem Haushalt?«
© TÜV Rheinland/Civey

Vergangene Studien belegen gestiegene Skepsis gegenüber Smart-Home-Anwendungen

Rückblickend zeigten Ergebnisse von Deloitte zuletzt 2018, dass Komfort und Sicherheit die wichtigsten Gründe für eine Smart-Home-Nutzung darstellen. Die Verbreitung von Anwendungen wird allerdings vor allem durch durch hohe Anschaffungskosten (44 Prozent) und der seit 2015 gestiegenen Skepsis hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit (2015: 29 Prozent, 2018: 33 Prozent) gebremst. Danach folgen mangelnde Nachvollziehbarkeit des Merwerts (23 Prozent), komplizierte Installation/Bedienung (22 Prozent beziehungsweise 12 Prozent) und mangelnde Bekanntheit smarter Anwendungen (19 Prozent). Bitkom identifizierte zeitgleich eine Zunahme des Anteils der Nutzenden, die wissen was mit den Begriffen Smart Home, Connected Home oder Heimvernetzung gemeint ist. Drei Viertel der Befragten waren sich dabei über die Bedeutung des Smartphones (76 Prozent) und Tablets/Computers (44 Prozent) gegenüber einer Fernbedienung (38 Prozent) als wichtigste Steuerzentrale für Smart-Home-Anwendungen im Klaren. Über die Hälfte (65 Prozent) sind sich zudem bewusst gewesen, dass ihre übertragenen Daten aus Smart-Home-Anwendungen außerhalb des eigenen Hauses Daten in die Anbieter-Cloud wandern. Zwar sprachen sich auch die von bitkom befragten Konsumenten aus Sicherheitsbedenken gegen den Kauf von Smart-Home-Anwendungen aus. Die überwiegende Mehrheit äußerte jedoch vor allem persönliche Gründe wie der aufwändige Einbau (37 %), der Preis (36 %) und die komplizierte Bedienung (33 Prozent) als Gründe, die gegen eine mögliche Anschaffung sprachen.

Viele Geräte-Verknüpfungen im digitalen Raum und insbesondere in Smart-Home-Netzwerke erleichtern das Alltagsleben und stellen Assistenzsysteme bereit, die bis ins hohe Altern ein angenehmes Leben in den Privaträumen ermöglichen können. Das hohe Interesse für Smart-Home-Beratung zu investieren und die hohe Bereitschaft vor allem der jüngeren Konsumenten, in Smart-Home-Zusatzdienste zu investieren, lässt dabei auf tendenzielle Steigerungen von Smart-Home-Anwendungen schließen. Bei allen Annehmlichkeiten und Neugier wird jedoch häufig aus dem Blick verloren, dass die geschaffenen Netzwerke auch attraktive Ziele für Cyberkriminelle darstellen könnten. Ergebnisse der Marktstudie von TÜF Rheinland und Civey prognostizieren demnach: Cyberkriminalität wird sich durch den rasant wachsenden Markt smarter Geräte im Haushalt verschärfen, insofern Käufer nicht »ihr Bewusstsein zu schärfen und sich die Produkte genauestens anzusehen. Besonders bei vermeintlichen Schnäppchen im Online-Handel ist höchste Vorsicht geboten.« TÜV Rheinland rät demzufolge: »Es braucht Beratung sowie einheitliche, verbindliche und praktische Regelungen zur technischen Sicherheit«.

Ergebnisse der Marktstudie 2020 zusammengefasst:

  • smarte Geräte sind zunehmend allgegenwärtig und gewinnen an Einfluss
  • Geschäftsmodeelle priorisieren das Wachstum gegenüber der Sicherheit
  • Angriffe werden sich vom Konzeptnachweis zum Expoit entwickeln
    Eine Regelung wird kommen, jedoch unglaublich langsam

Die Umfrage wurde von TÜV Rheinland zusammen mit den Markforschungsinstitut Civey durchgeführt. Befragt wurden im März 2020 insgesamt 2.867 Menschen zu den im Haushalt befindlichen smarte (vernetzte) Devices. TÜV Rheinland ist ein unabhängiger Prüfdienstleister von technischen Anlagen, Produkten und Dienstleistungen und begleitet Projekte, Prozesse und Informationssicherheit für Unternehmen.

Zuerst erschienen auf smarthouse-pro.de.


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