Rare IT-Security-Spezialisten

Wider die Mangelverwaltung

21. September 2020, 13:28 Uhr | Martin Fryba
Die neue Agentur für Cybersicherheit des Bundes hat ihre Arbeit am vorläufigen Sitz in Halle aufgenommen, bevor sie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Flughafen in Leipzig ofiziell eröffnen wird
© Hendrik Schmidt/za/dpa

Bund, Länder, IT-Branche und deren Kunden suchen und finden kaum Security-Experten. Nur die Polizei in Baden-Württemberg scheint bestens aufgestellt zu sein für eine neue Cybersicherheitsagentur. In Halle hat die Cyberagentur des Bundes ihre Arbeit aufgenommen.

Auch wenn die Corona-Pandemie viele Unternehmen zu einer restriktiveren Einstellungspraxis zwingt, bleibt der Mangel an Fachkräften grundsätzlich bestehen. Mehr als 120.000 unbesetzte IT-Stellen meldete der Bitkom zum Jahresende 2019. Der Mangel an  IT-Security-Spezialisten ist und bleibt hoch, da für diese Aufgaben besonders viele Fachkräfte gesucht werden – und das nicht nur in der IT-Branche oder deren Kunden. In letztes Zeit rüsten Bund und die Länder hier mächtig auf und suchen für ihre Cyberagenturen händeringend nach Mitarbeitern.


in Halle nimmt die neue Cyberagentur des Bundes jetzt  ihre Arbeit auf. Im September habe der erste Mitarbeiter seinen Job angetreten, sagte Forschungsdirektor Christoph Igel der Deutschen Presse-Agentur. Die nächsten sollen zeitnah folgen. Bis Jahresende könnten im besten Fall 20 der geplanten 100 Stellen besetzt sein. Neben Ingenieuren sollen auch Theologen, Philosophen oder Hacker für die Cyberagentur gewonnen werden. Laut Behördenleiter Igel  gehe es nicht nur um Entschlüsselungstechnik, Quantencomputer und Künstliche Intelligenz, sondern auch um wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethische Fragen. Der Rat von Experten verschiedener Fachrichtungen sei gefragt. Igel spricht auch von eigenständiger Entwicklung von Mikrochips samt Software, mit der sich die Cyberagentur des Bundes geschäftigen solle.


Die Agentur forscht nicht selbst, sondern soll Projekte bei Hochschulen, Unternehmen oder Startups in Auftrag geben und mit staatlichen Stellen wie dem Bundeskriminalamt oder der Bundeswehr koordinieren. Bis 2023 hat sie dazu zunächst 350 Millionen Euro zur Verfügung. Im Oktober soll die Agentur offiziell eingeweiht werden und spätestens im Sommer nächsten Jahres voll arbeitsfähig sein.


Baden-Württemberg wirbt mit Sonderlaufbahn im Polizeidienst
Nicht nur der Bund, auch die Länder verstärken den Kampf gegen Internetkriminalität und bündeln sie in eigenen Cybercrime-Agenturen. An diesem Dienstag berät das grün-schwarze Kabinett in Baden-Württemberg über einen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Cybersicherheit und gibt ihn voraussichtlich zur Anhörung frei. Im Frühjahr 2021 soll eine Cybersicherheitsagentur errichtet werden. Die Vorbereitungen sollen noch dieses Jahr starten, bevor die Agentur Anfang 2022 ihre Arbeit aufnimmt. Man wolle mit einer »ganzheitlichen Cybersicherheitsstrategie die Marke Cyber Security made in Baden-Württemberg schaffen, mit der Cybersicherheitsagentur als zentralem Kern«, sagt Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl.


Im Haushalt 2020/2021 wurden 83 Stellen für sogenannte Cyberkriminalisten und 13 Millionen Euro genehmigt. Davon sind laut dem Ministeriumssprecher bisher 19 Stellen besetzt. Im Laufe des Jahres 2020 und im Jahr 2021 sollen die restlichen Stellen besetzt werden. Probleme bei der Suche nach Cyberkriminalisten gibt es nach Auskunft des Ministeriums nicht.


Die Polizei in Baden-Württemberg habe sich frühzeitig für die Bekämpfung der Cyberkriminalität aufgestellt. Hierzu gehöre auch die Einführung der Sonderlaufbahn der Cyberkriminalisten. Gleichwohl sei der Arbeitsmarkt für diese Zielgruppe umkämpft. »Um die Attraktivität weiter auszubauen, wurde die Sonderlaufbahn erweitert. Cyberkriminalisten des gehobenen Polizeivollzugsdienstes können in den höheren Polizeivollzugsdienst aufsteigen, sofern sie einen entsprechenden Masterstudiengang absolviert haben», zitiert dpa einen Sprecher.


Die Sonderlaufbahn des gehobenen Polizeivollzugsdienstes der Cyberkriminalisten wurde 2014 eingeführt. Dafür bewarben sich bisher 503 Interessenten auf 101 Stellen. Um die Laufbahn der Cyberkriminalisten für Neueinsteiger attraktiver zu gestalten, ist auch eine Einstellung ohne dreijährige Berufserfahrung möglich. »Die Wirkung dieser Maßnahme zeigt sich daran, dass 60 Prozent der diesjährigen Einstellungen in diese Sonderlaufbahn über den neu geschaffenen Direkteinstieg erfolgten«, heißt es in einer Antwort des Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage der oppositionellen FDP.

(Mit Material von dpa)

 

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