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Apple geht der Stoff aus

28. Oktober 2021, 16:56 Uhr | Lars Bube
Bester Stoff: Das Apple-Poliertuch ist derzeit nur noch im Stadtpark erhältlich
© Jakub Krechowicz -AdobeStock / Apple / ICT CHANNEL

Wieder einmal ist Apple ein völliger Überraschungserfolg geglückt. Schon wenige Tage nach der Vorstellung ist das neue Produkt ausverkauft und die Konkurrenz düpiert. Dabei geht es nicht um das neue Macbook Pro oder die Watch, aber möglicherweise um eine neue Weltordnung.

Wenn Apple neue Produkte vorstellt, schaut auch der Rest der ITK-Welt genauer hin und wird gerne mal ein bisschen neidisch. Anders als von den Apple-Fans vermutet, liegt das allerdings meist weniger an der vermeintlich spektakulären Technik oder dem Design, sondern eher an den Margen, die das Unternehmen damit völlig selbstverständlich einstreicht. Gerade in dieser Hinsicht hat das Unternehmen jetzt wieder einen überraschenden Volltreffer gelandet, mit dem wirklich niemand aus der Konkurrenz gerechnet hat: Das Apple Poliertuch. Getreu dem Apple-Marketing gibt es selbstredend keinen besseren, kreativeren und hipperen Putzlappen in unserem Universum. Und wohl auch keinen teureren. Satte 25 Euro verlangt Apple für das luxuriöse Stoffquadrat aus „weichen, abriebfreien Material“, das „jedes Apple Display, auch Nanotexturglas, schonend und gründlich“ zu reinigen verspricht. Das optimale Tool also, um seinen Narzisstenspiegel auf Hochglanz zu polieren, ohne dabei Kratzer im Selbstbild zu riskieren. Um welches Material es sich genau handelt, ob und wie es gewaschen werden kann, oder wie groß es ist, wird nicht gesagt, spielt aber auch keine Rolle. Als vertrauensbildende wie verkaufsfördernde Maßnahme reicht, dass es in einer Ecke von einem ein Apfel-Logo verziert wird.

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Volle Apple-Kompatibilität garantiert

Kompatibilitätsangaben zu Apples Poliertuch
Das Poliertuch ist selbst zu den meisten Altgeräten abwärtskompatibel
© Screenshot Apple.de

Deutlich auskunftsfreudiger ist Apple dafür hinsichtlich der unternehmenstypisch beeindruckenden Kompatibilität innerhalb des eigenen Ökosystems. Satte 88 kompatible Geräte listet der Hersteller für das vom Spiegel spöttelnd als „iLappen“ bezeichnete Kleinod innovativer Ingenieurskunst auf – da werden nicht nur rechte Verschwörungstheoretiker aufmerksam. Die Liste reicht vom 2014 erschienenen iPhone 6 über das Pro Display XDR bis hin zu den gerade erst vorgestellten Macbook-Pro-Modellen. Nur die ganz alten Modelle tauchen nicht mehr auf. Und auch für so profane Geräte wie Standard-PCs, Smartphones und Monitore sollte man das gute Stück wohl besser nicht verwenden. Vielleicht, weil der Abrieb teurer sein könnte als das zu reinigende Gerät. Vielleicht könnten auch andersherum Oberflächen wie das raue matte Display eines echten Arbeitstieres aus der Ultrabook-Schmiede das zarte Tuch beschädigen, weil ihnen die Apple-typische glatt-glänzende Oberfläche fehlt.

Während solcherlei aufgeplusterte Werbeversprechen bei einigen Mitbewerbern zunächst zu herzlichem Lachen führten, dürfte ihnen dies inzwischen gehörig im Halse stecken bleiben. Denn offenbar verkauft sich selbst dieses profane Stück Apple-Identität so gut, dass es durchaus geeignet wäre, die altbekannten Bilder von kampierenden Fans vor den Stores wiederaufleben zu lassen. Denn aufgrund der hohen Nachfrage beträgt die Wartezeit bei der Bestellung im Onlinestore schon 10 bis 12 Wochen. Wer also glaubt, seine Gattin zu Weihnachten noch mit dem edlen Stück Stoff beglücken zu können, ist schon zu spät dran. Offenbar hatten eine ähnliche Idee auch zahlreiche andere Kunden, immerhin ist das Poliertuch im internen Vergleich der Apple-Welt eines der günstigsten Präsente. Selbst ein einfaches USB-C-auf-Magsafe-Kabel kostet mehr als doppelt so viel, geschweige denn ein Satz neuer Rollen für den Mac Pro für 850 Euro – für deren Anschaffung mancher Nutzer wohl lieber auf einen Satz neuer Winterreifen verzichtet.


  1. Apple geht der Stoff aus
  2. Wo sind all die Lappen hin?

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