Gebrauchte Monitore und Mini-PCs gefragt

„Dafür benötigt es keine Neuware“

2. Februar 2023, 15:38 Uhr | Lars Bube
© bb-net

Marco Kuhn vom Refurbisher bb-net spricht im Interview mit ICT CHANNEL über die Verwerfungen im letzten Jahr und kritisiert, dass Abnahmevorgaben der Hersteller Distributoren und Systemhäuser teils dazu zwingen, Neuware entgegen der wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen zu bevorzugen.

ICT CHANNEL: Herr Kuhn, wie schwer hat der drastische Einbruch am PC-Markt im vergangenen Jahr auch den Gebraucht-Sektor getroffen? Gab es gleichzeitig Gerätekategorien mit einer weiterhin hohen Nachfrage seitens der Unternehmen?
Marco Kuhn: Nach dem Boom des PC-Marktes durch die Corona-Pandemie mussten auch wir im vergangenen Jahr viele Probleme überwinden. Zum Ende des ersten Quartals kam es nicht nur zu einem plötzlichen Nachfrageeinbruch, auch unsere Handelspartner hatten mit Überbeständen und überteuerten Artikeln zu kämpfen. Dieses Szenario hat das komplette restliche Jahr geprägt und erst im letzten Quartal konnten die Bestände weitestgehend, auf ein gesundes Maß abgebaut werden.
Dennoch gab es einige Produktgruppen, die sehr gefragt waren. So haben wir die Absatzmenge an Monitoren, verdreifachen können. Kleine Formfaktoren im Desktop PC Bereich waren ebenfalls sehr gefragt und auch Zubehör, wie z. B. USB-C Docks konnten wir überproportional gut veräußern. Außerhalb von Europa lief der Handel zudem stabil, so dass wir über internationale Absatzwege den Einbruch gut kompensieren konnten.

ICT CHANNEL: Durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine kommt zur Übersättigung des Marktes nun auch noch ein Investitionsstau bei den Unternehmen dazu. Kann der Handel hier aus Ihrer Sicht mit dem doppelten Preisvorteil gebrauchter Hardware durch günstigen Einkauf plus Verkauf der Altbestände punkten?
Kuhn: Der Austausch vorhandener Hardware durch neue, gebrauchte Hardware ist in großen Unternehmen wünschenswert, wird aber in der Praxis noch nicht eingesetzt, da immer noch neue Produkte dominieren. Wir können in erster Linie mit der Rückführung der Ware punkten. Die Hauptabnehmer, für die aufbereitete Ware, sind in erster Linie KMUs sowie private Endverbraucher. Bei diesen wiederum können wir mit dem Preisvorteil punkten. Das Bewusstsein für Wiederverwendung ist deutlich präsenter. Einige Firmen werden aufgrund der wirtschaftlichen Lage Ihre Investitionen zurückhalten oder auf ein Minimum reduzieren, dass Backlog an anstehenden noch nicht durchgeführten oder gerade durchgeführten Rollouts ist jedoch enorm und kompensiert das.

ICT CHANNEL: Vor welche Herausforderungen stellt diese Entwicklung bb-net als Refurbisher auf der Einkaufs-Seite?
Kuhn: Die durchschnittliche Nutzungsdauer im ersten Lebenszyklus hat sich zwangsläufig aufgrund des Versorgungsengpasses verlängert. Dadurch haben wir es aktuell mit circa zwei Jahre älteren Geräten als noch vor der Corona Zeit zu tun. Das hat zur Folge, dass wir einen deutlich geringeren Anteil für unser Brand tecXL erhalten, da deutlich stärkere Gebrauchsspuren vorhanden sind. Die optisch schlechtere Ware muss dann über andere Absatzwege veräußert werden. Darüber hinaus steigt der Anteil an zu tauschenden Akkus und Komponenten, welche wiederum deutlich im Preis gestiegen sind.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. „Dafür benötigt es keine Neuware“
  2. Problemfall Windows 11
  3. Wachstum voraus

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu bb-net

Weitere Artikel zu tecXL

Weitere Artikel zu Desktop-PC

Weitere Artikel zu Monitore

Matchmaker+