ICT CHANNEL Interview

„Die Lage ist gut, aber die Kunden werden vorsichtiger”

11. Oktober 2022, 15:27 Uhr | Michaela Wurm
© Fujitsu

Trotz anhaltender Lieferengpässe und vorsichtigeren Investitionen der Firmenkunden sieht Fujitsus Channel-Chef Santosh Wadwa die IT-Branche nach wie vor als Gewinner. Denn Unternehmen werden auch in Zukunft in IT-Infrastruktur investieren.

ICT CHANNEL: Wie haben sich die Corona-bedingten Einschränkungen der letzten zwei Jahre auf das Geschäft mit IT-Infrastruktur in Deutschland ausgewirkt?
Santosh Wadwa: Die IT-Infrastruktur-Branche hat einen Aufschwung erlebt wie schon seit Jahren nicht mehr. Los ging es mit dem erhöhten Bedarf an Client-Produkten im Zuge der verstärkten Arbeit im Homeoffice aufgrund von Lockdowns. Der Boom hatte zur Folge, dass die Verwaltung der Daten im Hintergrund angepasst werden musste. Deshalb stiegen dann auch die Abverkaufszahlen im Bereich Storage und Server. Wir konnten gar nicht so viel Ware liefern, wie angefragt wurde. Der Boom wurde aufgrund fehlender Bauteile aus Fernost und Logistikeinschränkungen gebremst. Selbst heute spüren wir aufgrund der rigoro-sen Lockdown-Strategie aus Fernost immer wieder Lieferverzögerungen bei bestimmten Komponenten.

ICT CHANNEL: Wie hat sich die Nachfrage nach IT-Infrastruktur-as-a-Service im Vergleich zum Kauf von IT-Hardware entwickelt?
Wadwa: Interessanterweise ist die Nachfrage in beiden Bereichen gestiegen. Hardware war vor allem wegen der Ausnahmesituation der letzten beiden Jahre nachgefragt, während IaaS-Angebote eher dem allgemeinen Trend der Zeit entsprechen.

ICT CHANNEL: Während der Corona-Pandemie wurden gerade im Mittelstand viele Pro-jekte verschoben. Ist inzwischen alles abgearbeitet?
Wadwa: Es gab einen massiven Auftragsüberhang zu Beginn unseres neuen Geschäftsjahres, das am 1. April begonnen hat. Dieser wird nun sukzessive abgearbeitet. Der IT-Markt ist sicherlich einer der Märkte, der auch weiterhin wächst. Allerdings merken auch wir, dass Unternehmen aufgrund der unsicher erscheinenden Zukunft, vorsichtiger werden in ihrem Investitionsverhalten. Man muss sehen, was die Zeit mit sich bringt, beziehungsweise wie sich politische Entscheidungen auf das Investitionsverhalten auswirken werden. Eines ist aber sicher: Die Digitale Transformation geht auch in schwierigen Zeiten weiter und bringt Lösungen für viele Probleme mit sich. Ich sehe den IT-Markt weiterhin als starke Branche der europäischen Wirtschaft.

ICT CHANNEL: Investieren Firmen nach wie vor in eine eigene IT-Infrastruktur oder sind es vor allem Datacenter-Betreiber, die investieren?
Wadwa: Es gibt starke Veränderungen im ITK-Markt – etwa im Hinblick auf Themen wie Cloud versus lokale Rechenzentren. Noch unlängst galt die Prognose, dass die Zukunft der Daten in der Cloud liegt. Tatsächlich aber wollen viele Anwender ihre Daten aus Compliance- und Sicherheitsgründen sowie Kontrollverlustängsten nicht aus der Hand geben – deshalb treten die Vorteile einer zentralen Datenverwaltung in den Hintergrund und die Unternehmen betreiben eigene Rechenzentren, natürlich mit den entsprechenden Kosten. Unserer Erfahrung nach heißt die Lösung aber „hybrid“.

ICT CHANNEL: Nach Corona und Lieferengpässen steht die deutsche Wirtschaft jetzt vor allem die Energiekrise unter Druck. Wie wirkt sich das auf die IT-Investitionen der Unternehmen aus?
Wadwa: Im Moment ist die Lage vergleichsweise gut, es zeichnet sich aber schon ein leichter Investitions-Rückgang ab. Das liegt aber auch an der gesättigten Marktsituation, die die Corona-Pandemie verursacht hat. Viele Kunden beobachten im Moment die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Digitale Transformation ist ein Prozess, der nicht mehr aufzuhalten ist und für viele Unternehmen gerade zum Überleben unabdingbar ist. Deshalb werden Unternehmen auch weiterhin in IT investieren (müssen).

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