Vernetzung von Rechnern und Unterhaltungselektronik

Fraunhofer-Institut entwickelt Esperanto für TV, PC und Handy

20. November 2009, 14:20 Uhr | Bernd Reder
Vom Handy lassens sich mithilfe der Technik des Fraunhofer-Instituts Fokus Bilder auf den Fernseher übertragen.

Fernseher, Handy, Set-Top-Box und Computer sind bisher Einzelgeräte, die nicht miteinander kommunizieren. Forscher, darunter Experten vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme, haben nun eine gemeinsame Sprache für die Informations- und Kommunikationstechnik aus dem Web entwickelt.

Fernsehen via Kabel oder Satellit könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Dem Internetfernsehen – kurz IPTV von Internet-Protocol-Television – gehört die Zukunft. Doch die junge Technik hat noch einige Kinderkrankheiten. »Die unterschiedlichen Hersteller programmieren die Geräte mit unterschiedlichen Sprachen, um Information mithilfe spezieller Protokolle zwischen Sender und Empfänger auszutauschen. Da passt natürlich das eine nicht zum anderen«, sagt Robert Seeliger vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (Fokus).

»Um einer möglichst großen Anzahl von Geräten und Anwendungen den Zugang zu web-basierten IPTV-Diensten zu erschließen, ist es entscheidend, standardkonforme Technologien bereitzustellen«, erklärt Dr. Stefan Arbanowski, Leiter des Kompetenzzentrums Future Applications & Media bei Fokus.

Derzeit arbeiten Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts gemeinsam mit den Partnern vom Open-IPTV-Forum an solch einem neuen IPTV-Standard. Im Open-IPTV-Forum sind Industrievertreter der Kommunikations- und Unterhaltungsindustrie aktiv. Ziel der Initiative ist es, durchgängige Spezifikationen (Ende-zu-Ende) zu entwickeln, um die nächste IPTV-Generation für den Markt vorzubereiten. Fokus ist das erste und bislang einzige unabhängige Forschungsinstitut, das Mitglied im Open-IPTV-Forum ist.

Handys, TV-Geräte und Rechner sprechen miteinander

Fokus-Forscher haben bereits eine Art Universal-Sprache für die Info-, Spiel- und Kommunikationstechnik aus dem Web entwickelt, eine Art Online-Esperanto. »Open-IPTV-Ecosystem« heißt dieser kleineste gemeinsame Nenner, mit dem Handys, Fernseher und Computer von diversen Herstellern einerseits und Kunden, Heimelektronik-Konzerne und Telefongesellschaften andererseits kommunizieren sollen.

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigen die Forscher in ihrem Berliner Labor: Der Fernseher im Institut kann nicht nur Videos herunterladen. Die Filme werden interaktiv.

Flimmert beispielsweise ein Video über das Zentrum von Berlin über den Bildschirm, können die Forscher den Berliner Dom oder den Reichstag berühren – und schon öffnet sich ein Zusatzfenster mit Hintergrundinformationen oder einem weiteren Kurzfilm aus dem Internet, der die Gebäude von innen zeigt.

Wer will, kann mit der Technik sogar die aktuellen Urlaubsbilder von einer Digitalkamera oder dem Handy auf den Fernseher spielen und via Internet an die Fernsehgeräte von Freunden und Verwandten weiterleiten, etwa für einen gemeinsamen Dia-Abend mit Bekannten in einer fernen Stadt.

Bei dem internationalen Test sollen Fernseh- und Kommunikationstechnik, Handys, Router und Sender mit dem »Open-IPTV-Ecosystem« zu einem virtuellen Ganzen verknüpft werden. »Vorerst ist unser Open-IPTV-Ecosystem nur ein Prototyp«, sagt Seeliger. »Doch es bedarf nur wenig Aufwand, um ihn heute schon für den breiten Einsatz vorzubereiten.«


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