Zahlungsmoral bei Unternehmen

Kettenreaktion bleibt aus – vorerst

2. Februar 2021, 14:09 Uhr | Martin Fryba
© A_Bruno - AdobeStock

Trotz Corona-bedingter Liquiditätsprobleme hat die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen nicht gelitten. Das Gegenteil ist sogar der Fall, wie Creditreform feststellt. Eine Branche stach hervor. Sie kann es sich als Corona-Gewinner auch leisten.

Für Lieferanten ist das eine gute Nachricht: Nach Auswertung von über 3,5 Millionen Rechnungen in 2020  gibt Creditreform nun Entwarnung. Im zweiten Halbjahr sei der durchschnittliche Zahlungsverzug im B2B-Geschäft auf 9,76 Tage leicht gesungen. Ein Wert, der zuletzt vor fünf Jahren erreicht wurde. Im Vorjahreszeitraum betrug der Zahlungsverzug im Schnitt noch 10,69 Tage. Die Sorge von Gläubigern vor vielen Zahlungsausfällen war durchaus berechtigt, schließlich war der Druck auf die Liquidität vor allem während des Lockdows im Frühjahr und dann wieder im November hoch. Viele geschlossene Unternehmen hatten und haben schlicht keine Einnahmen.


Die Wirtschaftsauskunftei schreibt die gestiegene Zahlungsmoral vor allem zwei Gründen zu. Die staatlichen Hilfsmaßnahmen hätten vorerst eine »negative Kettenreaktion« abgewendet. Zudem sei die Gesamtzahl der Insolvenzen aktuell noch gering, da die ausgesetzte Insolvenzanzeigepflicht gegriffen habe.


Die von Creditreform nach Branche ermittelte Zahlungsmoral zeigt vor allem für Gläubiger, die den Einzelhandel beliefern, grünes Licht. Der Zahlungsverzug habe sich hier im Schnitt auf 7,46 Tage verbessert, nach 10,29 Tage im zweiten Halbjahr 2019. Auch der Großhandel weist mit 8,13 Tagen eine um fast einen ganzen Tag bessere Bilanz beim aus. Unternehmen im Sektor »unternehmensnahe Dienstleistungen« begleichen jetzt ihre Rechnungen zehn Tage nach Fälligkeit, im  zweiten Halbjahr 2019 hatten sie sich noch 2,27 Tage mehr Zeit gelassen. Schlusslicht bleibt das Baugewerbe mit aktuell 14,2 Tage Verzug.

Im Einzelhandel dürfte mit entscheidend sein, wie gut Händler und Filialketten ihr Geschäft auf den boomenden E-Commerce ausrichten konnten. Der Umsatz in Deutschland über im Internet verkaufte Waren ist 2020 laut bevh um 14,6 auf 83,3 Milliarden Euro gestiegen.


Erstmals seit 2017 sei der durchschnittliche Wert von verspätet bezahlten Rechnungen im B2B-Geschäft auf unter 2.000 Euro gesunken, teilt Creditreform ferner mit. In den Jahren davor war der Wert überfälliger Forderungen stets gestiegen. Kreditgeber und Lieferanten bescheinigt Creditreform ein gutes Forderungsmanagement geleistet zu haben. Man habe sich stärker auf höhere Beträge fokussiert und deren Einzug beschleunigt.

 

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