Preise ändern leicht gemacht

Mehrwertsteueränderung kein Hexenwerk

9. Juni 2020, 16:18 Uhr | Martin Fryba
Mit digitalen Preisschildern hilft Lancom dem Einzelhandel, Preisänderungen aufgrund der temporären Mehrwertsteuersenkung ohne großen Aufwand durchzuführen
© Lancom

Der HDE klagt über hohen Aufwand zum Start der temporären Mehrwertsteuersenkung. Doch sind die Mühen und Kosten für den Einzelhandel wirklich so hoch? Einmal mehr zeigt sich, dass Digitalisierung helfen kann.

Zum Jahrtausendwechsel wurden Untergangsszenarien beschworen, weil die meisten Computer und Anwendungen den Datumswechsel nicht packen würden. Die Welt der schon damals digitalen Wirtschaft ist wegen des Millennium-Fehlers nicht untergegangen, der Y2K-Bug hat keine Apokalypse ausgelöst. So wird auch die Umstellung der Mehrwertsteuer zum 1.Juli auf die bis zum Jahresende wegen der Corona-Krise gesenkte Umsatzsteuer nicht mehr kosten als Geld.


Mit einem zweistelligen Millionenbetrag rechnet  Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth. Kassensysteme müssten umgestellt werden, Preisschilder ersetzt und Werbung neu gestaltet werden. Nun ja, es gibt schlimmeres. Wenn zum Beispiel der erhoffte Konsumaufschwung ausbleibt, weil Genths Mitgliederunternehmen die Preissenkungen an Verbraucher nicht weitergeben werden.


Der Lebensmitteleinzelhandel indes beschwichtigt. Rewe, Edeka und Discounter wie Aldi, Lidl oder Netto wollen die gesenkte Mehrwertsteuer in Form von Preissenkungen an die Kunden weitergeben, berichtet dpa.


Die technische Abwicklung könnte ganz pragmatisch erfolgen, nämlich per Rechnungsrabatt. Dabei würden die Preise der einzelnen Artikel - in einem durchschnittlichen Supermarkt sind das rund 15 000, in großflächigen sogar 40 000 - wie bisher am Regal ausgeschildert und die Vergünstigung erst an der Kasse berechnet. »Das ist juristisch und verbraucherrechtlich möglich«, zitiert dpa Genth. Transparent ist das freilich nicht, wäre andererseits eine gute Übung, das Kopfrechnen wieder aufzufrischen.


Auch für die Buchhaltung in größeren Unternehmen und all jene Händler, die Kassensysteme im Einsatz haben, bringt die temporäre Senkung Umstellungen mit sich. Von einer riesengroßen Herausforderung zu sprechen, würde indes nur eine Tugend für Kommunikationsprofis bestätigen, wonach nur derjenige Journalist anschaulich berichte, der gehörig übertreibt.


Bei SAP nämlich bleibt man tiefenentspannt. »Die Mehrwertsteuersätze zu ändern, ist ein einfacher, schlanker Prozess«, bestätigt ein Sprecher. Die Kunden müssten lediglich in dem betreffenden Kästchen die Zahlen anpassen. »Große Konzerne, die weltweit in über 100 Ländern aktiv sind, machen das ständig - die Logik der Mehrwertsteuer ist zwar in jedem Land dieselbe, aber die Parameter ändern sich immer mal wieder.«  Die Kunden seien es gewöhnt, es gebe auch keine verstärkten Nachfragen. Nutzten sie die Cloud-Software, veranlasse SAP die Änderung selbst, und auch das sei nur ein Handgriff.


Electronic Shelf Labels
Auch müssen jetzt nicht unbedingt Heerscharen von Aushilfen neue Preisschilder für sechs Monate an Tausende Regalkilometer anbringen. Beim Großhändler Metro und WASGAU C+C Großhandel funktioniert die Preisänderung per Mausklick. Sie setzen elektronische Preisschilder, so genannte ESLs (Electronic Shelf Labels) ein. »Kabellos und batteriebetrieben werden sie per Funk direkt an das bestehende Warenwirtschaftssystem angebunden. Informationen wie Preisänderungen, Artikelbeschreibung, Herkunftsland, Handelsklasse und Lieferantennummer werden in Echtzeit aktualisiert – papierlos und ohne zeitaufwändiges Umetikettieren per Hand«, erklärt Christian Schallenberg.


Freilich kennt der CTO beim Netzwerkspezialisten Lancom Systems auch noch Filialleiter, denen der Schweiß auf der Stirn stehen wird, wenn sie die aktuellen Anpassungen zum 1.Juli und dann erneut zum Jahresende wieder durchführen müssen. »Tausende Produkte müssen neu ausgezeichnet, Etiketten neu gedruckt und von Hand getauscht werden. Eine Mammutaufgabe, die fehleranfällig und mit erheblichem personellen Aufwand verbunden ist«.


Wer elektronische Preisschilder bereits als Teil einer umfassenden Digitalisierung im Retail eingeführt hat, kann sich diese Mühe sparen oder wählt eben den Rechnungsrabatt. Die Welt des Handels wird jedenfalls nicht untergehen. Schon gar nicht wegen Preisänderungen, die auch ohne Corona-Maßnahmen täglich vorkommen.
(mit Material von dpa)

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