Unternehmensnachfolge Teil 2: Bytec

Nur keinen „Konzernfuzzi“

10. März 2022, 7:36 Uhr | Martin Fryba
Loslassen von „seiner Bytec“ war seine letzte, schwierigste Aufgabe. Matthias Bodry konnte seinen VAD rechtzeitig in gute Hände übergeben, bevor der 58-Jährige den Kampf gegen den Krebs im Februar 2017 verlor.
© ICT CHANNEL

Knapp zwei Jahre Zeit bleiben Matthias Bodry seine Nachfolge zu regeln, als er die Diagnose erfuhr. Er holte Manager zurück zur Bytec, die viel Erfahrung besaßen und denen er vertraute. Sie führen das Lebenswerk des viel zu früh verstorbenen Gründers erfolgreich fort.

Sehr kalt ist es an jenem Januar 2015 in Friedrichshafen am Bodensee als Matthias Bodry, Gründer des VADs Bytec und größten Distributors des Herstellers Fujitsu hierzulande, diese zwei Sätze im Interview fallen lässt: „Ich habe alles gut vorbereitet und kann mich auf bestens bewährte Führungskräfte verlassen. Meine Firma ist auch ohne mich für die Zukunft sehr gut aufgestellt“.

Nie und nimmer vermutet der Verfasser dieser Zeilen eine persönliche Tragödie hinter diesen Worten. Bodry ist da schließlich erst 56 Jahre alt und man verabredet sich für den kommenden Sommer zum Wasserskifahren am Bodensee. Kapitän Bodry wird am vorletzten, herrlich warmen Juli-Tag am Steuer seines Motorboots einen Journalisten hinter sich herziehen, den er ständig ins Wasser fallen sieht. Nur seine Geduld und sein Tipp, „nach dem Mittagessen wird es beim ersten Mal klappen“ (was tatsächlich so passiert), lassen den Ausflug zum sportlichen Erfolg werden   wie viele beruflichen Missionen, die der VAD-Chef für Reseller auf den Weg bringt.

Zwei Geschäftsführer übernehmen
19 Monate bleiben Bodry da noch Zeit, die Nachfolge zu regeln, bevor er Ende Februar 2017 den Kampf gegen den Krebs verliert. 2014 feiert er noch stolz 25-Jähriges der Bytec Bodry Technologie GmbH und mit 160 Millionen Euro, den die rund 70 Mitarbeiter erzielen, den höchsten Umsatz der Firmengeschichte.

Die „bewährten Führungskräfte“, von denen Bodry spricht, kennt er sehr gut und vor allem sehr lange schon. Peter Schöbel und Reinhold Egenter werden die Positionen des kaufmännischen, beziehungsweise technischen Geschäftsführers übernehmen. Wenige Tage vor seinem Tod setzt Bodry sie als Geschäftsführer eines neuen Führungsduos ein.

VAD statt Broadline-Karriere
Schöbel ist bereits seit 2004 in verschiedenen Funktionen bei Bytec tätig. Der Diplom-Volkswirt baut auf einer langjährigen Erfahrung im Distributionsgeschäft und bei mittelständischen Unternehmen auf,  unter anderem in der Value-added Software-Distribution. Diplom-Informatiker Egenter wiederum holt Bodry 2016 von Tech Data zur Bytec zurück. Über zehn Jahre war der Distributionsprofi schon einmal in technischen und vertrieblichen Positionen beim Friedrichshafener VAD beschäftigt (1993 bis 2004), bevor er Karriere bei Broadliner Also machen wird.

Beiden Managern vertraut Bytec-Gründer Bodry, auf beide kann er sich absolut verlassen. Nie im Leben wäre dem Open Source-Verfechter und vieles ausprobierenden Ingenieur mit Abschlussnote 1,0 („man muss als Ingenieur doch Benzin im Blut haben“, Porträt eines gestaltenden Ingenieursgeist) eingefallen, einen „Konzernfuzzi“, wie der mittelständische Unternehmer zu sagen pflegte, an die Spitze seines Unternehmens zu holen. Leicht haben es die Konzernherren von Fujitsu freilich nicht mit ihrem eigenwilligsten VAD-Chef. Aber solange Matthias Bodry die Umsätze hochtreibt, sieht man ihm seine ganz und gar undiplomatische Art nach.

Umsatz verdoppelt
Seine Nachfolger folgen ihrem Gründer nicht in seiner erfrischend offenen - manche sagen zu offenen - Tonalität. Dafür aber setzen sie beim Wachstum noch eins oben drauf und dürften den Umsatz 2017 von knapp 175 Millionen Euro im Jahr ihres Amtsantritts mittlerweile verdoppelt haben. Die aktuellste veröffentlichte Bilanz 2019 weist einen Umsatz von über 293 Millionen Euro auf, den rund 80 Mitarbeiter erwirtschaftet hatten. Es läuft beim VAD Bytec – ganz in Sinne seines leider viel zu früh verstorbenen Gründers (Nachruft auf Matthias Bodry).

Bisher erschienene Artikel zur Serie Unternehmensnachfolge
Zukunft braucht Herkunft - Wenn IT-Pioniere loslassen
Gerd gibt an Sohn Tim ab – ein bisschen - Tim AG
Blut ist nicht dicker als Wasser - Michael Telecom

 

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