Editorial

PC-Krise schlägt auf die Bilanzen durch

26. August 2015, 17:03 Uhr | Michaela Wurm

Die PC-Krise verhagelt Herstellern und Distributoren die Bilanz. Nicht nur die Branchegrößen leiden unter der schwachen Nachfrage und vollen Lagern.

Die schwache Nachfrage nach PCs, Notebooks und Tablets macht sich in den Quartalsbilanzen der Hersteller und Distributoren bemerkbar. Vergangene Woche hatte der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo einen heftigen Gewinneinbruch um mehr als 50 Prozent verkraften müssen (CRN berichtete). Jetzt muss auch Lenovos größter Konkurrent Hewlett-Packard Einbußen in seinem Kerngeschäft ausweisen. Der Konzernumsatz ging um acht Prozent zurück, der Nettogewinn um 13 Prozent. Schuld daran waren vor allem die PC- und Printer-Produkte, die bald als eigenständiges Unternehmen überleben müssen.

Die PC-Krise hat HP damit zwar weniger stark erwischt als Lenovo. Der chinesische Hersteller ist an seinem schlechten Ergebnis zudem nicht ganz unschuldig. Schenkt man den Klagen von Händlern und Distributoren Gehör, hat Lenovo seit Jahresbeginn munter weiter günstige Rechner in den Channel gedrückt als der Nachfragestau schon mehr als deutlich war. Das Augenmerk galt mehr dem Marktanteil als der Marge.

Auch HP soll da in den letzten Monaten nicht gerade zimperlich agiert haben und klagt jetzt über die hohen Lagerbestände im Channel. Dion Weisler, als künftiger Chef von HP Inc. für das weltweite PC- und Drucker-Geschäft des Konzerns verantwortlich, gibt der kurzen Übergangsfrist zu Windows 10 und Microsofts Gratis-Update für Vorgängersysteme die Schuld an den Überhängen.

Die hängen jetzt jedenfalls bei den Distributoren und sorgen auch dort nicht gerade für erfreuliche Quartalszahlen. Die beiden Broadliner Ingram Micro und Tech Data haben in ihrem zweiten Quartal 2015 weniger Umsatz gemacht als im Vorjahr. Bei Ingram Micro stand unter Strich zudem ein Verlust von 34 Millionen Dollar. Schon auf der Hausmesse IM-Top im Mai hatte Deutschland-Chef Ernesto Schmutter zugegeben, dass das PC-Geschäft bei Ingram Micro derzeit mit Abstand die wenigste Freude bereite.

Die ganze Branche hofft jetzt auf den Schub-Effekt durch Windows 10 und das Jahresendgeschäft. In wenigen Wochen soll auch die IFA 2015 für neue Impulse im Consumer-Markt sorgen. Zahlreiche Hersteller haben dafür schon Innovationen angekündigt. Beim Abverkauf der hohen Lagerbestände an Altgeräten dürfte beides jedoch wenig helfen.

Mit besten Grüßen,

Michaela Wurm

Chefreporterin CRN


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