30 Jahre Wave Distribution
Quicklebendige Distributionspioniere
Seit 30 Jahren schon stirbt der Fachhandel, läutet das Sterbeglöckchen für die Distribution, erklingt das Requiem auf den IT-Handel. Doch statt ihrer Beerdigung beizuwohnen, bauen IT-Handelsunternehmen kräftig aus - wie Distributor Wave.
Grill samt Marinade, Staubsauger oder Hochdruckreiniger neben Notebooks von Acer, Fujitsu, HP, Lenovo oder Switches von Cisco und Netgear: Man kann Wave Distribution aus dem hessischen Linden mit seinem auf 20 Produktkategorien und 85.000 Produkten angewachsenen Angebot als Gemischtwarenladen sehen, das seit seinem Eintrag ins Handelsregister am 14. August 1990 seine Webseite scheinbar im Originalzustand betreibt. Man kann auch sagen, dass ein so auf Handelsware fokussierter Grossist mit Kernsortiment IT-Produkte Margen in homöopathischer Dosierung erzielt und daher nicht überlebensfähig ist. Eine solche Einschätzung über Geschäftsmodelle von ITK-Distributoren lesen wir in der Channelpresse aus den 90er Jahren, den 00-Jahren und aus einschlägigen Berichten über das Sterben des Fachhandels und das Aus der mittelständischen Distribution in der darauffolgenden Dekade. Und heute 30 Jahre später?
Wave Distribution & Computersysteme GmbH gibt es nicht nur immer noch. Der Grossist baut im Jubiläumjahr sogar aus. Das mittlerweile vierte Logistikzentrum soll Ende des Jahres fertig werden. Dann stehen auf insgesamt 56.000 Quadratmeter Lagerfläche Förderanlagen, die von modernsten Softwaresystemen gesteuert werden. Eine 25 Meter lange vollautomatische Verpackungsmaschine schafft 1.000 Pakete pro Stunde, der passgenaue Zuschnitt der Verpackung senkt die Kartonage um 20 Prozent.
Jeden Tag Fridays for Future
CO2-neutraler Versand, die Emas-Zertifizierung für nachhaltiges Umweltmanagement, Photovoltaik und Geothermie sind für Wave mehr als nur »nice to have«. Die 60 Auszubildenden in sieben Berufen werden sich für Wave, nach eigener Aussage einer der größten Arbeitgeber in Mittelhessen, auch wegen dieses Umweltengagements entschieden haben. Fridays for Future ist bei Wave jeden Werktag.
Wenn in diesen Tagen in Linden gefeiert wird, wenn man auch auf Jubiläen der ebenfalls expandierenden Wettbewerber blickt, muss man feststellen: Die mittelständische ITK-Distribution mit Fokus auf Produkthandel, oft bis heute Inhaber geführt, hat sich nicht nur über drei freilich stürmische Dekaden behauptet, sondern ihr Geschäftsvolumen vor allem gegenüber der Milliarden schwere Broadline-Distribution ausgebaut. Nicht jeder will VAD sein, nicht jeder Grossist muss mit einem Hyperscaler kooperieren.
Was man wie Wave allerdings beherzigen muss, um alle Prognosen über das Sterben des IT-Handels Lügen zu strafen: Prozesse automatisieren, neue Trends und Hersteller aufmerksam im Auge behalten, Kundenservice und persönliche Beratung des Fachhandels sehr ernst nehmen und innerhalb eines Firmenverbunds Geschäftsmodelle außerhalb der klassischen Distribution ausbauen. Wenn man die vielen Pleiten der letzten Jahrzehnte in der deutschen Distribution genauer anschaut, wird man feststellen, dass den vom Markt hinweggefegten Grossisten neben Managementfehlern genau diese Geschäftssäulen außerhalb des Kerngeschäfts gefehlt haben.
Fast jeder mittelständische Distributor, der in eine Holdingstruktur eingebunden ist, profitiert von den Synergien aus anderen Geschäftsbereichen. Zu Waves Muttergesellschaft Shift IT Management gehört Alternate, einer der Top-10 deutschen E-Commerce-Händler mit mehr als 520 Millionen Euro Jahresumsatz. Das gebündelte Einkaufsvolumen beider Firmen mit entsprechendem Gewicht bei Herstellern sorgt nicht nur in Linden dafür, dass die mittelständische ITK-Distribution noch ziemlich lange quicklebendig bleiben kann.
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