Lars, but not Least

Schöne neue Apple-Welt

12. April 2022, 17:17 Uhr | Lars Bube
Unter dem grünben Deckmantel arbeitet Apple zielstrebig am Wegwerf-Mac
© Lari - AdobeStock

Mit der Umstellung auf eigene Prozessoren wird nicht nur für Apples Power-Nutzer ein Traum wahr, sondern vor allem für den Konzern selbst. Endlich kann er das Ökosystem um seine Rechner ähnlich strikt einhegen wie bei den iPhones.

Mit den Silicon-Chips ist Apple zweifelsohne ein großer Wurf gelungen. Ihre Leistung ist, zumindest in den für die meisten Apple-Kunden relevanten Bereichen, mindestens ebenbürtig zur Intel- und AMD-Welt, bei gleichzeitig deutlich geringerem Energieeinsatz. Allerdings hat dieser Erfolg auch neben den direkten Kosten einen hohen Preis, der gerne übersehen wird. Denn bei genauem Hinsehen wird damit nicht nur der Abschied Intel und x86 vorangetrieben, sondern von der gesamten standardisierten PC-Welt. Die neuen Studio-Produkte zeigen deutlich auf, in welche Richtung die Reise hier geht: Eine möglichst weitreichende Abhängigkeit ähnlich den iPhones.

So kann etwa das schicke Studio Display ausschließlich mit Macs verwendet werden, an Standard-PCs funktioniert es nicht. Und obwohl es sowieso schon mehr als doppelt so viel kostet wie vergleichbare Business-Monitore, müssen die Kunden für in dieser Preisklasse übliches Zubehör wie einen etwas flexibleren Ständer (460 Euro), entspiegeltes Nano-Textur-Glas (250 Euro) und ein Thunderbolt-4-Anschlusskabel (249 Euro) bei Apple satte Aufpreise bezahlen.

Noch einen ganzen Schritt weiter geht der potente Mini-Rechner Mac Studio. Wählt der Nutzer hier den Zwillings-Chip M1 Ultra, verdoppelt sich damit nahezu auch gleich der Preis des Rechners. Ähnlich wahnwitzig sind die Kosten für zusätzlichen RAM und Speicherplatz im Vergleich zu den entsprechenden Komponentenpreisen im Standard-Markt. Da Prozessor und Arbeitsspeicher fest verbaut sind, sind Austausch und Reparaturen wenn überhaupt fast nur für Apple selbst möglich. Noch deutlicher wird das Dilemma beim SSD-Speicher. Hier kastriert Apple den Steckplatz ganz bewusst über seine Software um die Möglichkeit der Aufrüstung. Wer im Laufe der Zeit gerne mehr RAM, Speicher oder CPU-Leistung hätte, muss sich somit einen neuen Rechnen kaufen.

Statt das Potenzial seiner grünen Chip-Innovationen in neue Sphären zu tragen, nutzt Apple sie also vorwiegend, um sich und die Kunden damit auch im PC-Bereich noch mehr ab- und eingrenzen zu können. Ganz im Gegensatz zu den ökologischen Bekundungen dienen sie im Endeffekt viel mehr dem strategischen Ziel der Gewinnmaximierung beim Produkt und Zubehör – inklusive der perfiden künstlichen Verkürzung des Lebenszyklus zum Wohle der künftigen Verkäufe. Echte Nachhaltigkeit geht anders.

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