Umweltsünder Bitcoin und Co.

So viel Schrott verursacht Kryptomining

20. September 2021, 10:08 Uhr | Lars Bube
© Sutipond Stock - AdobeStock / ICT CHANNEL

Kryptowährungen fressen nicht nur Unmengen an Energie, sie verursachen auch jede Menge Elektroschrott. Für jede einzelne Bitcoin-Transaktion wird ähnlich viel Hardware verbraucht, wie in zwei Smartphones steckt.

Neben der Debatte um ihre gesellschaftlichen Risiken wie illegalem Handel und Geldwäsche sowie ihren horrenden Energieverbrauch rückt nun noch ein weiteres gravierendes Problem der Kryptowährungen in den Fokus. Denn ganz wie ihre geologischen Namensgeber erzeugen auch die digitalen Minen erhebliche Abraumhalden – nur eben aus Hardware. Wie gigantisch diese sind, zeigt jetzt eindrucksvoll eine im Magazin „Resources, Conservation and Recycling“ veröffentlichte Studie unter der Federführung von zwei Forschern der Niederländischen Zentralbank und des MIT. „Wir gehen davon aus, dass alleine das Bitcoin-Netzwerk aktuell 30,7 Kilotonnen Elektroschrott pro Jahr produziert“, erklären die Verantwortlichen, Alex de Vries und Christian Stoll. „Das ist vergleichbar mit der Menge an ausgemusterten IT- und Telekommunikations-Geräten ganzer Länder wie Holland.“ Und dabei ist der Bitcoin zwar der größte, aber doch nur einer von vielen Vertretern der Krypto-Coins und Blockchains.

Um diese Zahl noch etwas greifbarer zu machen, setzen die Ökonomen sie in Relation zu den im vergangenen Jahr im Bitcoin-Netzwerk getätigten 112,5 Millionen Transaktionen. Heruntergebrochen auf die einzelne Transaktion entstanden damit im vergangenen Jahr rund 272 Gramm Elektroschrott, also ähnlich viel wie in zwei Smartphones steckt, rechnen die Wissenschaftler vor. Und genau wie der Energieverbrauch wächst auch der Schrottberg gemeinsam mit den steigenden Kursen rasant weiter. Nimmt die Nachfrage etwa weiter im aktuellen Tempo zu, könnte sich der digitale Schürf-Schrotthaufen im laufenden Jahr mit 64,4 Kilotonnen mehr als verdoppeln, befürchten die Experten. Denn je höher die Gewinnaussichten, desto schneller tauschen die Minenbetreiber ihre Hardware aus. Noch mehr als für die teuren Grafikkarten gilt das für die günstigeren Spezialsysteme auf ASIC-Basis, für die es nach der Ausmusterung keine andere Verwendung mehr gibt. Laut der Studie beträgt die durchschnittliche Lebensdauer von Mining-Systemen schon jetzt nur noch 1,29 Jahre, Tendenz weiter sinkend.

All dieser unnötige Elektroschrott muss wenigstens fachgerecht entsorgt werden, was jedoch gerade in einigen beliebten Mining-Ländern nicht gewährleistet ist. So können enthaltene Problemstoffe wie Schwermetalle und Chemikalien Boden, Wasser und Luft verschmutzen und schwere Umweltbelastungen verursachen. Selbst im besten Fall bleibt Sondermüll übrig und es gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Mit diesen Ergebnissen liefert die Studie somit nicht nur weitere gewichtige Argumente gegen Bitcoin und Co., sondern verstärkt auch den Ruf nach effizienteren Proof-Konzepten für Blockchains allgemein.

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