Auswirkungen auf die Produktion

Stromausfall trifft Chiphersteller in Dresden

16. September 2021, 9:31 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Lukas Steiglechner
© Ivan Trifonenko / 123rf

Ein Stromausfall in Dresden hat sich auch auf die Produktion von Halbleitern ausgewirkt. Hersteller wie Infineon und Bosch mussten vorübergehend die Arbeit einstellen. Nun werten sie den Schaden aus. Globalfoundries will künftig unabhängig vom öffentlichen Netz werden.

Zwei Tage nach dem großen Stromausfall in Dresden läuft beim Chiphersteller Infineon die Produktion wieder an. „Beide Fertigungslinien werden schrittweise wieder hochgefahren“, sagte Unternehmenssprecher Christoph Schumacher am Mittwochnachmittag auf Nachfrage. Bis die Produktion wieder unter Volllast fahre, werde es aber noch dauern. Einen konkreten Zeitraum nannte er nicht.

Am Montagnachmittag hatte ein großflächiger Stromausfall Dresden zeitweise lahmgelegt – rund 300.000 Haushalte in Dresden und im Umland waren betroffen – Straßenbahnen standen still, Aufzüge blieben stecken, Ampeln fielen aus. Ursache war nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei ein handelsüblicher Folienballon, der an einem sensiblen Punkt in einer Schaltanlage eines Umspannwerkes im Dresdner Süden gelandet war und einen Kurzschluss auslöste.

Produktion von Halbleitern unterschiedlich stark betroffen

Auch Industriebetriebe waren betroffen. „Wir haben ein Notstromaggregat für sicherheitskritische Anlagen“, so Schumacher. Pumpen, Notbeleuchtungen sowie IT-Systeme seien weitergelaufen. Die Produktion fiel hingegen aus. Kurzfristige Spannungsschwankungen könnten abgefedert werden – nicht aber ein Stromausfall über 20 Minuten wie am Montag, sagte Schumacher. Die Höhe des Schadens ist vorerst noch unklar. „Wir haben alle Hände voll zu tun, den Schaden erst einmal einzudämmen.“ Eine Halbleiterfertigung wieder hochzufahren, sei sehr aufwendig. Schumacher verglich den Stromverbrauch bei Infineon mit einer Kleinstadt wie Pirna. Bei der Versorgung sei das Unternehmen abhängig vom öffentlichen Netz – es gebe keine separate Stromversorgung.

Der nicht weit entfernte Halbleiterhersteller Globalfoundries hat hingegen zwei eigene Energieversorgungszentren – unabhängig vom öffentlichen Stromnetz. „Das hat uns vor großem Schaden bewahrt“, sagte Unternehmenssprecher Jens Drews der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sei die Produktion inzwischen so gewachsen, dass nicht mehr alle Bereiche durch die dezentrale Energieversorgung abgedeckt werden könnten. Daher habe der Stromausfall zu „geringen Auswirkungen“ unter anderem in der Produktion geführt. Details nannte das Unternehmen nicht. „Der Vorfall am Montag hat uns in unseren Anstrengungen bestärkt, in den nächsten fünf Jahren völlig unabhängig vom öffentlichen Netz zu werden“, sagte Drews.

Auch das neue Bosch-Halbleiterwerk bekam die Auswirkungen des großflächigen Stromausfalls zu spüren: „Die vorhandene Notstromversorgung ist umgehend in Betrieb gegangen und konnte die allerwichtigsten Gebäude- und Sicherheitsfunktionen im Werk Dresden aufrechterhalten“, so eine Sprecherin. Die Produktion hingegen fiel aus – die Anlagen wurden am späten Montagnachmittag kontrolliert wieder hochgefahren. Die Schäden werden derzeit analysiert, hieß es.

Der Netzbetreiber SachsenNetze hatte am Dienstag betont, dass das Unternehmen seine Sorgfaltspflicht nicht verletzt habe und die Anlagen auf dem modernsten Stand seien. Die Rechtsverordnung regelt demnach, dass Stromkunden entstandenen Schaden selbst bezahlen müssen.


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