David Hoeflmayr, Thomas-Krenn, im CRN-Interview

Wachstumspotenzial für »die Kleinen« im Markt

31. Oktober 2016, 16:45 Uhr | Michaela Wurm
David Hoeflmayr, Vorstand Thomas-Krenn AG

Eigene Server zu betreiben heißt nicht, auf Cloud-Technologien zu verzichten, meint Thomas Krenn-Vorstand David Hoeflmayr. Er ist davon überzeugt, dass die digitale Transformation den IT-Investitionsbedarf noch steigen lässt.

CRN: Besonders mittelständische Unternehmen waren lange sehr skeptisch, Anwendungen in die Cloud zu verlagern. Ändert sich das jetzt?

Hoeflmayr: So skeptisch ist der Mittelstand gar nicht. Der Nutzen der Cloud-Technologien ist weithin akzeptiert. Schon seit Jahren wächst der Umfang, in dem KMU diverse as-a-Service-Angebote nutzen, ihre IT flexibilisieren, in große Datacenter verlagern, also alles das tun, was man unter Cloud Computing zusammenfasst. Sie haben aber begriffen, dass Cloud nicht gleich Cloud ist. Dass es also einen entscheidenden Unterschied macht, ob ich wichtige Unternehmensdaten unter eigener Kontrolle oder von meinem Systemhaus betreut vor Ort oder bei einem Hoster vorhalte -- oder ob ich die Leistungen eines Public-Cloud-Anbieters miete. Außerdem erkennen viele Unternehmen zunehmend den Wert ihrer Daten als Key Assets und messen der Entscheidung, was damit geschieht, den gebührenden Wert zu. Gefragt sind also passgenaue Lösungen, die genau das widerspiegeln.

CRN: Gerade in Deutschland sind mittelständische Unternehmen wichtige Abnehmer für Server. Wenn die Akzeptanz für Cloud-Services zunimmt werden wohl immer weniger von ihnen in die eigene IT-Infrastruktur investiert. Macht sich dieser Trend bereits bemerkbar?

Hoeflmayr: Davon merken wir zumindest absolut nichts, im Gegenteil. Wir haben auch 2016 wieder, wie die Jahre zuvor, eine stark wachsende Nachfrage zu verzeichnen, und zwar über alle Kundensegmente hinweg. Und gerade Mittelständler machen eine Großteil unserer Kunden aus. Konkret gesagt: Wir gehen für das laufende Jahr wieder von einem deutlich zweistelligen Umsatzwachstum aus, für das zu mehr als 70 Prozent der Mittelstand verantwortlich ist.

CRN: Wie sind Ihre Erwartungen für die kommenden Jahre? Werden mittelständische Unternehmen verstärkt eigene IT-Kapazitäten abbauen und die Nachfrage nach Servern zurückfahren?

Hoeflmayr: Wir glauben, dass die digitale Transformation den Investitionsbedarf in IT insgesamt steigen lässt. Davon wird sicher ein stärker wachsender Teil mit Cloud-Techniken umgesetzt, ob Hybrid, Private oder Public. Letztendlich trifft aber der Anwender eine bewusste Entscheidung, in welchem Maß er eigene Hardware benötigt und wo diese sich befindet. Server werden also eher mehr benötigt und es deutet nichts darauf hin, dass diese nur noch in Hyperscale-Rechenzentren der großen Public-Cloud-Anbieter stehen werden.

CRN: Für welche Anwendungen werden Unternehmen auch künftig lieber eigene Server bereithalten?

Hoeflmayr: Es gibt eine Reihe von Kriterien, die bei dieser Entscheidung zu berücksichtigen sind. Dazu gehören der Schutz meines geistigen Eigentums, rechtliche Vorgaben, Verfügbarkeitsanforderungen, aber auch Performance. Wie das einzelne Unternehmen diese Kriterien für jede Anwendung beantwortet, hängt von vielen Faktoren ab und wird bei einem Maschinenbauer sicher anders ausfallen als bei einer Pizzakette. Aber immer gilt: Eigene Server zu betreiben heißt nicht, auf Cloud-Technologien zu verzichten.

CRN: Welche Produktgruppen werden davon profitieren? Wird sich die Nachfrage verlagern, bsp. zugunsten von konvergenten Systemen oder preisgünstigen Standard-Servern?

Hoeflmayr: Sicher ist im Storage-Segment der Paradigmenwechsel voll im Gang. Hier wird Software Defined Storage in Kombination mit Standard-Servern immer wichtiger. Hyperkonvergente Systeme, ebenfalls aus Standard-Hardware, können zumindest bei Greenfield-Projekten eine attraktive Möglichkeit sein, Private Cloud Umgebungen zu installieren.

Wir sehen auch zunehmende Nachfrage nach Servern mit speziellen Anforderungen an die Hardware, die wir mit individuellen Sonderlösungen abdecken. Viele davon produktionsnah in der Industrie, bei Großveranstaltungen, in Entwicklungslaboren, also nicht unbedingt im Unternehmens-RZ. Der Transformationsprozess unter dem Schlagwort Industrie 4.0 ist also in vollem Gange.


  1. Wachstumspotenzial für »die Kleinen« im Markt
  2. Kleine Anbieter können auf Kosten der Großen wachsen

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