Lidl setzt SAP-Einführung in den Sand

7 Jahre - 1000 Mitarbeiter - 500 Millionen Euro

30. Juli 2018, 12:15 Uhr | Michaela Wurm
© Fotolia 86111173 Bertold Werkmann

Der missglückte Versuch, SAP einzuführen, soll Lidl mehrere hundert Millionen Euro gekostet haben. Jetzt muss der Discountriese mit seinem 30 Jahre alten, selbstgestrickten Warenwirtschaftssystem weiterarbeiten.

Wenn die Digitale Transformation schief geht, kann das nicht nur richtig teuer werden, sondern im schlimmsten Fall das ganze Unternehmen gefährden. Diese Erfahrung muss wohl gerade der Discounter Lidl machen. Wie das Handelsblatt berichtet, wollte Lidl die gesamte Firmen-IT und vor allem das 30 Jahre alte, selbstgestrickte Warenwirtschaftssystem auf SAP umstellen.

Für das ehrgeizige Projekt mit dem schönen Namen »Elwis« (elektronisches Lidl Warenwirtschaftsinformationssystem) wurden 1.000 Mitarbeiter von Lidl und SAP abgestellt und eine dreistellige Zahl von Beratern zusätzlich engagiert. Fast sieben Jahre soll sich das Projekt hingeschleppt haben bevor die Konzernführung jetzt offensichtlich die Reißleine zog Lidls IT-Bereichsvorstand Alexander Sonnenmoser musste bereits vor einem Jahr seinen Hut nehmen.

Jetzt muss der Handelsriese wieder bei Null anfangen. Schlimmer noch, Lidl muss mit seinem in die Jahre gekommenen Warentwirtschaftssystem weiterarbeiten, das schon vor Jahren den heutigen technologischen und unternehmerischen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde.

Das Hauptproblem bei dem missglückten Projekt war offensichtlich nicht technischer Natur. Der Konzern zeigte Insidern zufolge wenig Bereitschaft, seine Geschäftsprozesse wo es nötig war für die Standardsoftware anzupassen. Bei einer kompletten Umstellung der Firmen-IT müssen aber grundsätzlich erst einmal alle Geschäftprozesse auf den Prüfstand. Dazu war Lidl aber wohl nicht bereit.


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