Werden KI-Talente in Deutschland und weltweit bald nur noch bei US-Konzernen arbeiten? Amazon jedenfalls lockt sie mit der vielversprechenden »vollen Freiheit der Forschung« nach Tübingen. Es ist von einem Paradigmenwechsel die Rede.
Sehenden Auges können Wirtschafts- und Bildungsminister aus Bund und Ländern beobachten, wie sich US-Konzerne hierzulande als Grundlagenforscher für eine der wichtigsten Zukunftstechnologien positionieren: Künstliche Intelligenz. Und sie können sehen, wie die US-Digitalriesen mit ihren ohnehin schon Strahlkraft verbeitenden Namen junge Talente in Deutschland anziehen.
Umso mehr, als Amazon nun KI-Wissenschaftler vollmundig mit einer »vollen Freiheit in der Wahl ihrer Forschungsthemen« ködert. So sollen bald 100 und mehr hochqualifizierte Experten im Tübinger Cyber Valley für Amazon forschen. Der Konzern kündigte an, in diesem renommierten KI-Campus ein sogenanntes »Lablet« zu eröffnen.
Wissenschaftler, Softwareentwickler, Doktoranden, Praktikanten und Amazon Scholars sollen dort ganz dem Open-Source verpflichteten Ansatz KI erforschen, ihre Grundlagenergebnisse veröffentlichen und diese Zukunftstechnologie einer breiten Öffentlichkeit erklären. »Unser Ziel ist es, den Menschen zu befähigen, datenbasierte Entscheidungen zu hinterfragen, zu erklären und kausale Erklärungen für das Verhalten eines Algorithmus zu liefern«, sagt Yasser Jadidi, operativer Leiter des Amazon Lablets in Tübingen.
Er spricht in diesem Zusammenhang von einem »neugiergetriebenen« Ansatz, den Amazon seinen Wissenschaftlern verspricht. Sie sollen gerade nicht im Dienste eines sonst am kurzfristigen Interesse hängenden börsennotierten Konzerns stehen, sondern langfristige Forschung betreiben.