Neues Patent für Online-Werbung

Apple passt Anzeigen dem Kontostand an

21. Juli 2015, 18:15 Uhr | Lars Bube
© Minerva Studio - fotolia

Mit einem neuen Softwarepatent will Apple Online-Werbeanzeigen verbessern. Jedem Nutzer sollen nur noch Produkte vorgeschlagen werden, die er sich auch leisten kann.

Schon seit mehreren Jahren heißt das Zauberwort in der Online-Werbung Individualisierung. Durch den Einsatz von Cookies und Big Data sollen jedem Nutzer theoretisch nur noch Banner und Vorschläge für Produkte angezeigt werden, die ihn wirklich interessieren. In der Praxis sieht das meist jedoch so aus, dass man nach dem Kauf eines Autos für die nächsten Wochen mit weiteren Bannern für dieses und ähnliche Fahrzeuge bombardiert wird. Mit einem neuen Softwarepatent zur »zielgerichteten Anzeigensteuerung« will Apple das meist noch immer wenig treffsichere Online-Bannering künftig wenigstens etwas verbessern. Wichtigstes Feature der zum Patent angemeldeten Softwarelösung ist ein Echtzeit-Abgleich mit dem Kontostand des jeweiligen Nutzers. So soll sichergestellt werden, dass jedem nur Produkte nahegelegt werden, die er sich aktuell auch wirklich leisten kann.

Damit würde in Zukunft also zumindest verhindert, dass ein bettelarmer IT-Redakteur, der sich im sommerlichen Hitzerausch auf der Seite von Audi den R8 in seiner Traumkonfiguration mit allen verfügbaren Extras zusammenbaut, anschließend ohne Aussicht auf Erfolg für den Werbenden und den Kunden mit entsprechenden Bannern umworben wird. Die Realisierung entsprechender Filter ließe sich zumindest technisch relativ einfach umsetzen. Selbst ohne Mitwirkung der Banken dürften Anbieter wie Apple oder Google dank iTunes, App und Play Store sowie Apple und Android Pay ausreichende Datenpools für solch eine Vorsortierung der Werbeangebote parat haben. Allerdings wirft diese Methode natürlich auch erhebliche datenschutzrechtliche Bedenken auf. Zumindest in Europa müsste der Nutzer nach der derzeitig gültigen Gesetzeslage einem entsprechenden Dienst vorab erst explizit per Opt-In-Verfahren zustimmen. Ob die an Gehalt und Kontostand angepasste Werbung also schon bald Wirklichkeit wird, steht damit vorerst noch in den Sternen.

Vorerst müssen Verbraucher und Werbeanbieter also weiterhin mit oft ziemlich sinnfreien Bannern leben - oder aber sie wenigstens intelligent für ihre eigenen Zwecke nutzen. So weiß der geneigte IT-ler, der seiner Frau eines seiner zahlreichen Laptops überlassen hat, beispielsweise sofort, dass es dringend Zeit wird wieder einmal die Kreditkartenabrechnung zu überprüfen, wenn ihm auf seinem eigenen Rechner per Banner plötzlich zahlreiche Chanel-Kleider und Louboutin-Schuhe angeboten werden. Ein Phänomen, dem sich inzwischen sogar ganze Webseiten und Blogs wie der Chanel-Observer widmen. Und auch Apples neues Werbeverfahren könnte mit etwas Kreativität wunderbar für die eigenen Zwecke genutzt werden. Einfach ein extra eröffnetes Konto ohne Guthaben freigeben und schon müsste man eigentlich - auch ganz ohne Adblocker - von jeglicher Werbung verschont bleiben.


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