Bargeldloses Zahlen

Apple steigt ins Kassen-Geschäft ein

10. Februar 2022, 7:17 Uhr | Lars Bube
© Apple

Mit „Tap to Pay on iPhone“ will Apple das iPhone zur vollwertigen digitalen Kasse mit integriertem NFC-Terminal machen. Besonders den auf diesen Bereich spezialisierten Hardware-Herstellern könnte diese mächtige neue Konkurrenz Probleme bereiten.

Apple hat offiziell den baldigen Start von „Tap to Pay on iPhone“ in den USA angekündigt und die Testphase gestartet. Acht Jahre nach der Einführung von Apple Pay geht das Unternehmen damit den nächsten großen Schritt beim Ausbau seines Geschäfts rund um die lukrativen digitalen Bezahldienste und bietet dem Handel ein eigenes Kassensystem an. Das ist vor allem bestechend einfach und hat dadurch gute Chancen, sich schnell zu verbreiten. Händler können Zahlungen mit Tap to Pay sowohl vom Konzern-eigenen Bezahldienst Apple Pay als auch von gängigen Debit- und Kreditkarten wie American Express, Discover, MasterCard und Visa, sowie Smartphone-Bezahldiensten und anderen digitalen Wallets direkt per NFC-Tap annehmen und abrechnen. Alles was sie dafür brauchen, ist ein aktuelles iPhone ab dem Modell iPhone XS (2018) und die App eines entsprechenden Partners. Bei einem Verkauf wird die Zahlung dann direkt aus der Software initiiert, der Kunde tippt seine gewünschte Bezahlmöglichkeit einmal an das iPhone, das sie verschlüsselt entgegennimmt, und fertig ist die Transaktion. Apple betont, dass es dabei höchste Sicherheitsstandards einsetze und selbst keinerlei Details zum Verkauf und Kunden erhalte.

Als Zahlungsabwickler stärkt das Unternehmen damit unmittelbar sein eigenes Angebot Apple Pay und bindet zudem clever die Konkurrenz an sich. So wird als erster Partner etwa der Zahlungsdienstleister Stripe Tap to Pay in seine Plattform und die Handelslösung „Shopify Point of Sale App“ integrieren. Gleichzeitig werden Apple und seine Partner damit zu einer ernsthaften Konkurrenz für viele etablierte Hard- und Softwareanbieter, die entsprechende Kassen- und Bezahllösungen sowie passende Geräte vom Kassen-Tablet bis zum Karten-Terminal im Programm haben. Im Bereich Software bietet sich den Entwicklern damit immerhin auch die Chance, über Apples Angebot neue Kunden für digitale Kassenangebote wie etwa spezielle Branchenlösungen zu erobern. Die Hardware wird von Apple jedoch völlig abgeschnitten, da entsprechende Eingabegeräte, Leseterminals und Bon-Drucker samt der zugehörigen Services nicht mehr benötigt werden. Allerdings funktioniert das System eben nur mit kontaktlosen Zahlungen. Kunden mit älteren Kreditkarten ohne NFC-Chip oder einer Sperre der direkten Bezahlfunktion können somit nicht bedient werden. Eine Einschränkung, die sich immerhin im Laufe der nächsten Jahre weitestgehend von selbst erledigen dürfte.

Besonders interessant ist Apples Kassen-Angebot für kleine Geschäfte und Händler. Da ein entsprechendes iPhone hier oft sowieso schon vorhanden ist, entfallen die Anschaffungskosten meist komplett. Ist das nicht der Fall, wird mancher Händler dennoch überlegen, sein Geld künftig lieber in eine Kasse zu investieren, die auch anderweitig vielseitig nutzbar ist. Das wiederum könnte Apple neue Kunden und Geräteverkäufe bringen. Immerhin hat diese Vereinigung von Smartphone und Kasse für die Nutzer zudem den Vorteil, dass die Kasse immer mit dabei ist, wodurch die Verkäufer ihrem Geschäft überall und jederzeit nachgehen können. Aber auch große Firmen wie etwa Retailer und Logistikunternehmen peilt Apple nach eigenem Bekunden als Kunden für Tap to Pay an. Selbstredend wird die neue Bezahlmöglichkeit auch in den eigenen Apple Stores in den Vereinigten Staaten ausgerollt.

Die Bezahl-Plattformen und ihre App-Entwicklungspartner können Tap to Pay mit ihren SDKs schon in der aktuellen iOS-Beta 15.4 testen. Der offizielle US-Start mit Apple Pay und Stripe soll noch im Frühjahr erfolgen, weitere Bezahlplattformen dann im Laufe des Jahres eingebunden werden. Für andere Regionen und Länder hat Apple noch keinen Zeitplan vorgelegt. Es ist aber davon auszugehen, dass der Service künftig auf allen wichtigen Märkten zur Verfügung gestellt werden soll.

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