Mittlerweile bekommt die Bechtle-Zentrale auch viel Besuch von Parkplatzbetreibern und Energieexperten. Die »Aufenthaltsqualität« am Bechtle Platz stimmt – auch ohne Shopping Mall.
Ende dieses Monats wird der mittlerweile sechste Erweiterungsbau am Bechtle Platz in Heilbronn fertiggestellt, wobei »Platz« der nicht mehr richtige Begriff für den Sitz der Konzernzentrale von Deutschlands größtem Systemhaus ist. Es ist vielmehr ein Campus entstanden, den man eigentlich gar nicht mehr verlassen müsste, um sehr gut zu Essen und Sport zu betreiben. Fehlt nur noch eine Shopping Mall für die vielen Tausend Angestellten. Die aber wird es aus zwei Gründen nicht geben: Zum einen ist jetzt endgültig Schluss mit weiteren Anbauten – außer Bechtle lässt die A6 verlegen. Zum anderen wollen Schwaben, vor allem wenn sie bei Bechtle arbeiten, schaffen und nicht shoppen.
Bauen tun sie ohnehin und überdies auch noch architektonisch sehr ansprechend: Der 10.000 Quadratmeter große Neubau ist um ein Atrium gruppiert, gesäumt von Galerien über alle Ebenen. Zwei Bewegungsräume auf 450 Quadratmetern Fläche im Erdgeschoss ermöglichen den weiteren Ausbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements, etwa für Yogakurse oder Rückengymnastik. Es gibt zwei neuen Umkleiden mit Sanitäranlagen. Wer mit dem von Bechtle zur Verfügung gestellten Dienstfahrrad zur Arbeit kommt, wird den Nassbereich sehr zu schätzen wissen.
Sinn stiftender, »grüner« Arbeitgeber
Überhaupt hat Bechtle längst begriffen, was viele andere Unternehmen noch immer für überflüssige Moden halten: Sich mit Nachhaltigkeit als attraktiver, Sinn stiftender, »grüner« Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren, mit dem sich Mitarbeiter und potenzielle neue Arbeitskräfte identifizieren können. Stolz auf einen Arbeitgeber zu sein, das erreichen Führungskräfte bei ihren Mitarbeitern nicht, indem sie nur ans Geld verdienen appellieren – und damit in erster Linie die Taschen der Gesellschafter oder Aktionäre zu füllen meinen. Bei Bechtle klappt erstaunlicherweise beides.
Baden-Württembergs größtes Geothermiefeld
Investitionen ins Raumklima und in regenerative Energien werden auch im Neubau konsequent fortgesetzt. So sorgt eine intelligente Smart-Office-Lösung für die Steuerung von Wärme, Kühlung und Licht im sogenannten Mikroarbeitsbereich. Es gibt keine einheitliche Raumklimalösung für die Großraumbüros, vielmehr steuert die Anlage automatisch – je nach Sitzplatzinsel und Lichteinfall – Beleuchtung, Jalousie, Wärme und Klimatisierung nach den individuellen Bedürfnissen. Das Vorgehen ermögliche eine besonders energieeffiziente Nutzung von Ressourcen, schreibt Bechtle.
Wie schon bei früheren Projekten kommt Geothermie zum Einsatz. 42 Erdwärmesonden, die in 48 Metern Tiefe installiert sind, liefern Strom. Die Technologie hat sich für Bechtle bewährt: Zwei weitere Geothermiefelder sind bereits im Logistikzentrum (seit 2016) sowie im Mitarbeiterparkhaus (seit 2017) in Betrieb. Insgesamt zählt Bechtle nun 224 Erdwärmesonden auf dem Firmengelände. Es ist das größte Geothermiefeld in Baden-Württemberg und zeigt, dass diese Energieform Zukunft hat und Gebäude bei Bohrungen nicht zwangsläufig einstürzen müssen.
Solarthermie-Module auf dem Dach erwärmen das Brauchwasser für die Duschen. Weitere Solarmodule sowohl auf dem Neubau als auch auf dem bestehenden Bürogebäude erweitern die bestehende Photovoltaikanlage und damit die Energiegewinnung aus Sonnenstrahlen um 560 Kilowatt-Peak (kWp) auf insgesamt rund 1.900 kWp Leistung. Wechselrichterhersteller Kaco New Energy ist Bechtles Nachbar.
Ladesäulen für E-Mobilität
Es gibt am Bechtle Platz eine Ladeinfrastruktur zur elektrischen Betankung von E- und Hybridfahrzeugen auf dem Unternehmensgelände. Die Zahl der Ladepunkte wurde nun auf 130 mehr als verdoppelt. Immer wieder besuchen kleine Gruppen aus der IT-fernen Branche den Bechtle Platz, die sich diese Ladeinfrastruktur genau anschauen und für ihre eignen Parkplätze adaptieren wollen.
Die baulichen und technischen Lösungen sollen helfen, dass Bechtle seine Nachhaltigkeitsziele erreicht. Bechtle-CEO Thomas Olemotz spricht in diesem Zusammenhang von »Aufenthaltsqualität« an Bechtle Platz. Eine Shopping Mall gehört da – noch – nicht dazu.