Online-Business: Internet-Werbung manipulieren

Betrug mit Werbe-Klicks nimmt rasant zu

20. Mai 2009, 9:44 Uhr | Lars Bube
Während die Firmen Anzeigenkampagnen in Print-Medien stornieren, investieren sie weiterhin in Online-Werbung.

Nicht nur die Cyberkriminellen versuchen in Krisenzeiten vermehrt ihr Glück im Internet. Auch Online-Werber klagen zunehmend über Betrugsversuche durch professionelle »Werbe-Klicker« aus Billiglohnländern. Sie sollen Onlineumsätze durch Pay-per-Click steigern oder der Konkurrenz schaden.

Geld für Klicks: Mithilfe von
Geld für Klicks: Mithilfe von

Die Online-Werbebranche blieb zumindest bislang von der Wirtschaftskrise weit gehend verschont. Nach Angaben des Hightech-Verbandes Bitkom wurde im ersten Quartal in Deutschland Online-Werbung im Wert von 340 Millionen Euro geschaltet. Das waren 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Vor allem Telekommunikationsfirmen und Betreiber von Online-Diensten nutzten das Internet als Werbeträger (86 Millionen Euro). Die Tourismus- und Gastronomie-Branche folgten mit 46,1 Millionen Euro vor Firmen aus der Unterhaltungs- und Mediensparte (43,5 Millionen Euro).

Doch der Erfolg der Online-Werbebranche hat auch seine Schattenseiten. Laut einem Bericht der New York Times versuchen immer häufiger Klick-Betrüger, werbetreibende Unternehmen abzuzocken, indem sie etwa professionelle Dauerklicker in Billiglohnländern engagieren. Deren Job ist es, tagelang immer wieder auf die entsprechenden Banner und Links klicken.

Vor allem Pay-per-Click-Werbung im Visier

»Klickbetrug ist ein ernsthaftes Problem, und wir versuchen angestrengt, dieses zu bekämpfen«, sagt Isabel Sopoglian, Vice President Online-Marketing bei der Plattform Cars.com. dabei sei es gerade in Zeiten der Rezession für die Werbetreibenden wichtig, kein Geld zu vergeuden.

Eine aktuelle Erhebungen von Click Forensics bestätigt den Trend zu solchen Betrugsmodellen, speziell bei der Pay-per-Click-Werbung. Bei dieser Werbeform bezahlen die Werbetreibenden pro Klick auf ihre Anzeige (beziehungsweise den weiterführenden Link einen zuvor festgelegten Betrag an die jeweilige Suchmaschine, bei der sie ihre Werbung platziert haben.

Die Betrüger nutzen das aus und lassen entweder billige Arbeitskräfte oder speziell programmierte Software immer wieder die Werbeflächen anklicken. Einerseits lässt sich so ein erklecklicher Betrag an Klicks und damit auch Geld für eine Suchmaschine generieren, andererseits wird die Methode auch immer wieder eingesetzt, um konkurrierenden Unternehmen zusätzliche Kosten zu verursachen oder ihren Ruf zu schädigen.

Kriminelle nutzten Nachfrage nach Online-Werbung

Ursache für die zunehmende Zahl von Klick-Betrügereien ist nach Ansicht der Experten, dass Modelle auf Basis von Pay-per-Click den werbenden Unternehmen derzeit eine der kostengünstigsten Möglichkeiten bieten, ihre Produkte bekannt zu machen. Seit Beginn der Krise ist diese Werbeform daher auch eine der wenigen, die kaum oder gar nicht mit Einbußen zu kämpfen hat.

Im Gegenteil: Im vergangenen Jahr war Pay-per-Click-Werbung in den USA sogar der einzige Bereich der Internet-Werbung, der deutlich zulegte, rund 57 Prozent des gesamten US-Onlinewerbemarktes entfielen auf dieses Segment.

Vor 19 Jahren hatte Google bereits mit ähnlichen Problemen zu kämpfen: Damals strebten Werbekunden eine Klage über 90 Millionen Dollar an, weil Google ihnen keine angemessenen Kompensation für Klick-Betrügereien angeboten hatte.

Heute dagegen versuchen die großen Suchmaschinenbetreiber ihre Werbekunden zu beruhigen und behaupten, das Problem sei unter Kontrolle. Laut Google machen betrügerische Klicks nur 0,02 Prozent der gesamten Onlineaktivität bei seinen Adwords-Angeboten des Unternehmens aus.

Wenn der Suchmaschinenbetreiber und der Werbetreibende dennoch beide einmal den Verdacht haben sollten, dass ein Klick-Betrug vorliegt, bietet Google dem betroffenen Unternehmen inzwischen eine Gutschrift als Entschädigung an.


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