432.000 Dollar geboten

Christie's versteigert erstmals KI-Gemälde

25. Oktober 2018, 9:45 Uhr | Peter Tischer
© Christies / Screenshot: ICT CHANNEL

Künstliche Intelligenz steuert Roboter, erkennt Gesichter und handelt mit Aktien. Aber kann ein Algorithmus kreativ sein? Und wenn er ein Gemälde anfertigt, wer ist dann der Urheber? Bei Christies wurde nun so ein Gemälde für über 400.000 Dollar versteigert.

Es könnte ein unfertiger Rembrandt sein, vielleicht auch ein Vermeer. Der verschwommene Druck »Edmond de Belamy« zeigt einen Mann in dunkler Kutte mit weißem Kragen, der an einen französischen Geistlichen im 17. oder 18. Jahrhundert erinnert. Aber statt einem alten Meister war hier ein Computer am Werk: Das Porträt ist das erste Gemälde einer künstlichen Intelligenz (KI), das bei einem großen Auktionshaus unter den Hammer kommt - ohne klare Regeln darüber, wer der Autor ist und wer die Rechte besitzt.

»min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]« steht als Signatur in der unteren Ecke geschrieben. Gemeint ist der Algorithmus, der das Werk produzierte. Christie's schätzte, dass bei der Versteigerung am (heutigen) Donnerstag in New York 7.000 bis 10.000 Dollar (bis zu 8.700 Euro) zusammenkommen. Das britische Traditionshaus sagt die »Ankunft von KI auf der weltweiten Auktionsbühne« voraus.

Hinter dem Werk steckt das Pariser Kollektiv Obvious, das im Februar bereits eine Arbeit aus seiner Belamy-Reihe an Kunstsammler Nicolas Laugero Lasserre verkaufte. Er zahlte 10.000 Euro und sprach von einem »grotesken und zugleich großartigen« Ansatz. Elf Belamy-Drucke gibt es inzwischen. Benannt ist die fiktive Familie nach KI-Forscher Ian Goodfellow, dessen Nachname sich auf Französisch etwa in »bel ami« (guter Freund) übersetzen lässt.

In Goodfellows »Generative Adversarial Network« (GAN) treten zwei konkurrierende Teile eines Algorithmus gegeneinander an. Der »Generator« versucht dabei, den »Discriminator« zu überlisten - in diesem Fall bei der Frage, ob ein Gemälde echt ist oder vom Computer geschaffen. Als Grundlage diente hier ein Datensatz aus 15.000 Porträts, die zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert entstanden. Auf dessen Basis erzeugte der »Generator« so lange Bilder, bis sein Gegenspieler eines für ein vom Menschen geschaffenes hielt.


  1. Christie's versteigert erstmals KI-Gemälde
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