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Clubhouse droht der Abriss

12. April 2021, 15:23 Uhr | Lars Bube
© tobago77 - AdobeStock

Nach dem steilen Aufstieg droht Clubhouse nun schon wieder der Absturz. Verluste, Sicherheitsbedenken, abgegriffene Nutzerdaten und vor allem neue Konkurrenten könnten dafür sorgen, dass die marode App schon bald wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Nachdem es zum Jahresanfang ganz danach aussah, als könnte die Audio-Chat-App Clubhouse mit ihrem innovativen Konzept zum Renner des Jahres werden, blättert an der Fassade inzwischen schon wieder kräftig der Lack ab. Zwar nennt der Dienst selbst offiziell keine Nutzerzahlen, doch gibt es verschiedene andere Hinweise darauf, dass das Interesse am digitalen Kaminfeuergespräch überbewertet wird und zudem schon wieder deutlich nachlässt. Einer davon findet sich etwa in den Google-Trends zu den Suchanfragen nach Clubhouse. Zwar schossen diese in Deutschland Mitte Januar schlagartig und steil nach oben, allerdings nur, um anschließend fast genauso schnell wieder abzustürzen. Schon Anfang März war das Interesse um mehr als 95 Prozent abgeflaut (siehe Grafik auf Seite 2). Ganz ähnlich sah die Entwicklung weltweit aus, mit den USA als einzig nennenswerter Ausnahme. Obwohl die App dort schon länger bekannt ist und häufiger in den Suchanfragen vorkam, bleibt das Informationsbedürfnis dort mit 40 Prozent des Spitzenwertes weiterhin vergleichsweise groß. Dazu dürften nicht zuletzt Promis wie Elon Musk und Bill Gates mit ihren Auftritten sowie die im Social-Media-Land Amerika besonders stark verbreitete »fear of missing out« (fomo), also die Angst einen neuen Trend zu verpassen, beitragen.

Ähnliches wie die Google-Trends legt auch eine laufende Studie von Civey im Auftrag von Prof. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen nahe, die ein noch differenzierteres Bild für Deutschland zeichnet. Deren aktuellen Zwischenergebnissen zufolge hat zwar knapp jeder zweite Deutsche schon einmal etwas von Clubhouse gehört, selbst genutzt haben die App aber nur etwa fünf Prozent. Sogar in der stärksten Nutzergruppe der 18- bis 29-Jährigen waren es nur 7,5 Prozent. Von einer ernsthaften Marktdurchdringung ist Clubhouse also noch weit entfernt. Zudem scheinen sich die mit dem Hype angefachten Erwartungen nicht zu erfüllen und die Nutzer vom virtuellen Palaver, das allzu schnell in Selbstdarstellung ausartet, recht schnell gelangweilt zu sein. Knapp die Hälfte der Nutzer gibt derzeit an, die App schon nicht mehr zu nutzen. Nur ein Viertel der verbleibenden Nutzer klinkt sich noch mindestens einmal pro Woche ein, der Anteil der täglich aktiven Nutzer liegt unter 10 Prozent. Auf die Bevölkerung gerechnet bleibt also weniger als ein halbes Prozent. Das wird kaum reichen, um auch finanziell erfolgreich sein zu können.

»Der Hype um die App hat sich abgekühlt. Selbst in der jungen Zielgruppe hat die App bisher keine große Reichweite erzielt«, konstatiert Janina Mütze, Gründerin und Geschäftsführerin des Marktforschungsanbieters Civey, der die Daten erhoben hat. Damit ist klar, dass Clubhouse den etablierten Messengern und Sozialen Netzwerken keine ernsthafte Konkurrenz machen kann. Und das wird wohl auch so bleiben.

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