Datenschutz paradox

Cookie-Abfragen nerven fast 50 Prozent

12. November 2020, 10:54 Uhr | Lars Bube
© DatenschutzStockfoto - AdobeStock

Während 43 Prozent der Deutschen von der Cookie-Flut und den Berechtigungsabfragen genervt sind, halten sie 46 Prozent für wichtige Informationen. Wirklich gelesen werden sie indes kaum.

Wer eine Webseite oder gar einen Online-Shop betreibt, kommt nicht umhin, dabei auch Cookies einzusetzen. Die kleinen Textdateien sammeln für den Betreiber wertvolle Infos zum Webseitentracking und den Nutzervorlieben und helfen im besten Fall so, den einzelnen Kunden und ihre Gesamtheit besser kennenzulernen und das Angebot entsprechend anzupassen. Um das datenschutzrechtlich abzusichern, nutzen die meisten Webseiten spätestens seit den Urteilen des EuGH und BGH ein Consent-Tool um die Einwilligung der Nutzer einzuholen. Eigentlich eine sinnvolle Einrichtung, um den Nutzern selbst die Möglichkeit geben zu entscheiden, wer welche Informationen aus der eigenen Datenspur wissen und speichern darf.

Doch die digitalen Kekse spalten die Nation: Nach einer repräsentativen Umfrage des Bitkom sind 43 Prozent der Internetnutzer genervt von der stetigen Abfrageflut. Fast ein Drittel hält sie sogar für komplett überflüssig und würde die Hinweise dazu am liebsten in die allgemeine Datenschutzinformation jeder Webseite integrieren. Auf der anderen Seite geben 46 Prozent der Befragten an, die Cookie-Abfragen seien für sie eine wichtige Information. Kurios: Gleichzeitig wollen 26 Prozent entsprechende Hinweise auf Webseiten noch nie wahrgenommen haben. Entweder gibt es also Internetnutzer, die zwar keine Cookie-Banner kennen, sie aber dennoch für wichtig halten, oder aber solche, die sie nicht wahrnehmen und trotzdem von ihnen genervt sind. Möglicherweise handelt es sich aber auch um eine Ungenauigkeit in der Untersuchung oder ihrer Darstellung.

Selbst wer die Cookie-Banner für wichtig und richtig hält, nutzt die gebotenen Auswahlmöglichkeiten nicht immer auch aktiv. »Die derzeitigen Vorgaben führen aber eher dazu, dass die Banner schlicht weggeklickt werden, als dass sich Nutzer tatsächlich mit den Informationen auseinander setzen«, kritisiert Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. Weiter verschärft wird das Problem möglicherweise schon bald durch die neue ePrivacy-Verordnung der EU. Die eigentlich gleichzeitig mit der DSGVO geplante Richtlinie wird nach bisherigem Stand wohl für noch mehr Hinweise und Abfragen sorgen.

Angesichts der Vielzahl einzelner Punkte sind sie schon heute kaum nutzerfreundlich umzusetzen. Viele Seitenbetreiber nutzen das aber auch für sich und verstecken die Möglichkeit einer Auswahl nur der notwendigen Cookies ganz bewusst hinter weiteren Klicks. Hier tritt das aus der Softwarebranche schon seit Jahren bekannte Phänomen auf: wer genervt ist und die Abfrage schnell los haben will, klickt meist umso schneller auf »Akzeptieren«. Dehmel fürchtet deshalb: »Hier verpasst die Politik die Chance, neue Wege für Transparenz, Nutzervertrauen und Datennutzung zu finden«. Immerhin geht mehr als die Hälfte der Internetnutzer die Auswahl der Cookies auch aktiv selbst an. 52 Prozent löschen nach eigenen Angaben regelmäßig Cookies in den eigenen Browser-Einstellungen.

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