Software-Entwicklung

Das Rückgrat der Digitalisierung

9. März 2018, 16:39 Uhr | Andreas Dumont
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Im Zeitalter der digitalen Transformation regiert die Software – sei es als Betriebssystem, Applikation oder Software-defined Everything, ob im selbstfahrenden Auto, im Internet der Dinge oder im smarten Kühlschrank. Alles braucht Software – und Software-Entwickler.

Die Hardware bestimmt die Form, die Software bestimmt die Funktion. Oft stecken mehr Programme in einem Gebrauchsgegenstand, als man vermutet. In einem modernen Auto etwa stecken rund 20 Millionen Programmzeilen. Ein Jumbo-Jet kommt mit fünf bis zehn Millionen Programmierzeilen aus. Zum Vergleich, der Linux-Kernel bringt es auf 15 Millionen Zeilen, Windows 7 auf gut 40 Millionen.

Ganze IT-Bereiche werden zunehmend durch Software definiert: Nach Software-defined Networking und Software-defined Storage ist das Software-defined Datacenter der letzte Schrei. Bei» Software-defined Everything« hingegen handelt es sich um ein Marketing-Modewort, das Hersteller gerne verwenden, um ihre Software-zentrierten Services hervorzuheben. Unbestritten ist aber der allgemeine Trend, immer mehr klassische Hardware-Funktionen an intelligente Software zu übertragen. Die IT-Infrastruktur wird in der Regel virtualisiert und als IT-Service bereitgestellt. Die Software steuert die zugrunde liegenden Hardware-Komponenten und kann Rechenleistung und Kapazitäten flexibel und effizient den Anwendungen zuweisen.

Es herrscht Aufbruchsstimmung bei Software-Herstellern und Anwendern: Das Ziel ist die Cloud. Die Verlockungen für die Anwender sind groß: Sie wollen ihre Kosten reduzieren, zusätzliche Funktionen ohne großen Rollout-Aufwand nutzen, temporäre Lastspitzen ausgleichen und neue Dienste einfach ausprobieren, statt erst teuer zu investieren. Der Siegeszug der Cloud ist nicht mehr aufzuhalten. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann und wie der Gang in die Cloud erfolgt.

»Aber der Weg in die Cloud führt durch unbekanntes Terrain: Die Cloud ist nicht einfach ein neuer Dienst, der bereitgestellt werden muss. Es geht vielmehr um eine andere Denk- und Arbeitsweise innerhalb der IT- und Fachabteilungen. Sowohl die Anwender als auch die Anbieter von Cloud-Lösungen sind zum Umdenken aufgefordert«, warnt Dirk Walkowiak, Director Software Development bei C4B. Anwender müssten sich fragen, wie es um Datensicherheit, Verfügbarkeit und Langlebigkeit des Cloud-Providers selbst stehe. »Kann ich meine gewohnten Geschäftsprozesse beibehalten, die über Jahre angepasst und optimiert wurden? Ist die Bandbreite meiner Internet-Anbindung überhaupt ausreichend?«

Auch für Anbieter sei der Weg in die Cloud alles andere als ein Selbstläufer. Mandantenfähigkeit, Skalierbarkeit, ein hohes Maß an Standardisierung und Automatisierung, neue Vertriebsmodelle wie Miete statt Kauf, neue Schnittstellen: Die Liste der Herausforderungen sei sehr lang, betont Walkowiak. »Unterstützung wird von den ganz Großen der Branche angeboten. Mit riesigem finanziellen und technischen Aufwand bringen sich Amazon, Microsoft und Google in Stellung. Hersteller müssen sich fragen, welche Basis-Technologie oder Applikations-Plattform ihre Ideen trägt: AWS, Azure oder Google Cloud? Suche ich mir für mein Produkt einen Provider, der zu meinem Technologie-Stack passt? Oder erwäge ich für ein optimales Cloud-Produkt sogar einen Technologiewechsel? Und was soll es sein? Die Public, Private oder doch die hybride Cloud?« Fragen über Fragen.

»Der Trend zu Mobility und Cloud geht unaufhaltsam weiter«, meint auch Oliver Henrich, Vice President Product Engineering bei Sage, und hebt hervor, die Fähigkeit, vorhandene Altlösungen einzubinden, sei ein Muss, um den Unternehmen einen evolutionären Weg in die Digitalisierung zu ermöglichen. Auch die künstliche Intelligenz schreite im Anwendungsalltag mit großen Schritten voran. »Heute werden Anwender an vielen Punkten ihres Lebens fast unmerklich durch intelligente oder selbstlernende Systeme unterstützt. Auch Bots entwickeln sich langsam von den simplen Frage-Antwort-Systemen im Kundenservice zu intelligenteren Tools im Business-Leben.« Sage biete zum Beispiel den ersten Chatbot in der Buchhaltung namens »Pegg an«. Und weil intelligente Systeme auf der Auswertung vieler Daten beruhten, bleibe auch Big Data und deren Analyse weiterhin ein Trend, der aktuelle Entwicklungen bestimme.

Torsten Boettjer, Director Product Management Cloud Services bei Oracle, bemerkt: »Mit der zunehmenden Verbreitung von XaaS und Cloud-Technologien halten ›Distributed Systems‹ oder ›Cloud Native Applications‹ Einzug in der Enterprise IT. Gleichzeitig wird SOA/ESB durch HTTP-API/Microservices verdrängt und Scripting-Sprachen finden immer stärkere Verbreitung.« Infrastructure as Code werde eine neue Disziplin, Compiler seien zunehmend modular aufgebaut. »Der Code wird über Repositories verteilt und Conitnuous Deployment findet meiner Einschätzung nach wachsende Verbreitung in den Unternehmen.«

Harpreet Singh, VP of Product Management bei Cloudbees, sieht vor allem Container, Kubernetes, Microservices und maschinelles Lernen als aktuellen Trends in der Software-Entwicklung. »Die nächsten drei bis fünf Jahre werden geprägt sein von Containern und ihrem Ökosystem und maschinellem Lernen.« Jede Web-Anwendung werde aus der Perspektive von Microservices betrachtet und in Container zerlegt, so dass man Anwendungen erstellen könne, die wirklich Cloud-nativ und von Anfang an skalierbar seien. Der zweite Schwerpunkt werde in der künstlichen Intelligenz und im maschinellen Lernen liegen. »Problematische Domänen würden dann durch das maschinelle Lernen betrachtet, um zu sehen, ob die Algorithmen dabei helfen können, Probleme zu lösen, die bisher als schwer oder unlösbar galten.«

Bas Lemmens, Senior Regional Sales Director bei Pivotal, rückt einen anderen Trend in den Vordergrund: »Anwendungen, die auf Platform-as-a-Service (PaaS) basieren, verfügen über einfache Bereitstellungs- und Skalierungsmechanismen. Dadurch können Unternehmen schneller und vor allem mit weniger Risiko Änderungen an Anwendungen durchführen.« Zugleich eröffneten sich ihnen neue Möglichkeiten, Kosten zu senken und allgemeine Sicherheitsthemen besser zu bearbeiten. »Wir gehen daher davon aus, dass sich dieser Trend zu PaaS im Bereich Enterprise-Software fortsetzen wird und Anwendungen weiter so modifiziert werden, dass sie zu einem PaaS der Wahl umgezogen werden können und interne Ressourcen besser auf Innovation und Entwicklung hin optimiert werden.«


  1. Das Rückgrat der Digitalisierung
  2. Geforderte Skills
  3. Open Source
  4. Fachkräftemangel

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