Umsatz und Gewinn 2020 gestiegen

Das »System« Also

24. Februar 2021, 8:25 Uhr | Martin Fryba
Also-CEO Gustavo Möller-Hergt stellt kurz und bündig die Kennzahlen 2020 vor
© ICT CHANNEL/Fryba

Einen großen Sprung im Pandemiejahr 2020 gelang Broadliner Also bei der Kapitalrendite, noch mehr aber stieg der Cashflow. Man habe in zehn Jahren ein Fundament geschaffen, das andere so gut wie nicht nachbauen könnten. Geht da noch mehr Selbstbewusstsein? Absolut.

Es war die kürzeste Bilanzpressekonferenz der Also Holding aller Zeiten. Braucht man ein idealtypisches Beispiel dafür, wie sachlich-nüchtern Kennzahlen eines ganz und gar ungewöhnlichen Geschäftsjahres ohne Emotionen abgespult werden, kann man die virtuelle PK des Distributors gestern Abend heranziehen. Man kann es auch so sehen: In 25 Minuten die wesentlichen Erfolgsfaktoren auf den Punkt bringen, ist Effizienz in Reinstform. Es ist jene schnörkellose Effizienz, die der Holding-Chef Gustavo Möller-Hergt seit mehr als zehn Jahren in jedem Winkel dieses Broadliners denkt.

Und in Räumen, die Also erst neu erschließt – meist durch Akquisitionen – und dann in sein mittlerweile perfektioniertes »System« zügig integriert. 21 solcher Integrationen wurden in den letzten zehn Jahren in Europa durchgeführt, die operativen Systeme (ERP, BI, CRM, Plattformen, Webshop) nach einem klaren Migrationsplan harmonisiert. Also verkauft nicht nur Technologie, IT ist das zentrale Nervensystem, das den Broadliner steuert. Im Kopf laufen die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zusammen, sie takten das Herz. Schlägt es nicht hochfrequent, schlagen  CEO und CFO Alarm.

»Operationale Exzellenz« ist eines der fünf Schlüsselfaktoren – neben Mix des Geschäftsmodells, der Produkte, der Hersteller und der Kunden -, die den Gewinn bei Also bestimmen. In welchem Maße sie das tun, entnimmt man auf Seite 21 dieses mit vielen Schaubildern illustrierten Also-Jahresberichts. Es gibt technokratisch anmutende Geschäftsberichte, die Fetischisten einer rein mathematikbasierten BWL höchst erfreuen. Im  Zweifelsfall sind sie besser als Bildbände, wo überall glückliche Mitarbeiter aus wenigen und wenig aussagekräftigen Zahlenreihen schauen.

Der Also-Report 2020 verzichtet auf Porträts, außer auf von Software stilisierte Köpfe des Managements und der Kontrolleure. Hätte man nur diesen Report studiert und CEO Möller-Hergt sowie CFO Ralf Retzko (in sportlich blauer Trainingsjacke) gestern nicht auch per Teams live auf den Bildschirm geholt, man könnte meinen, Also würde von Business-Avataren geführt – KI gesteuert und KI kontrolliert, versteht sich.

Umsatz-, Gewinn- und Renditesprung
Also hat 2020 einen Umsatz von 11,9 Milliarden Euro erzielt, ein Plus von 11,3 Prozent. Der operative Gewinn (Ebitda) kletterte um 15,7 Prozent auf 227,5 Millionen Euro. Der Nettogewinn verbesserte sich um 30 Prozent auf 130 Millionen Euro. Die Dividende soll auf 3,75 Schweizer Franken je Aktie steigen. Beachtlich ist das Wachstum vor allem im Cloud-Geschäft. 499,4 Millionen Euro bedeuten ein Plus von über 38 Prozent.

Dass der IT-Zwischenhandel generell mit Profitraten zwischen einem und zwei Prozent operiert, ist seit Jahren bekannt. Daran wird wohl auch Also zünftig nichts ändern können. Schließlich ist der Wettbewerb im Produktgeschäft  - mit 8,4 Milliarden Euro tragende Säule bei Also -  knallhart, während lukrativeres Lösungs- und vor allem das junge Cloudgeschäft über die Marketplaces  von Also einen noch vergleichsweise geringen Anteil aufweisen.


Cash ist king
Umso mehr hebt das Also-Management andere Kennzahlen in den Vordergrund, die nicht in hohem Maße von externen Faktoren wie dem Preis abhängen, sondern als Ausweis der Unternehmensführung gelten. ROCE (Definition und Problematik: WEKA Business Media) soll bei Also das Maß aller Dinge sein. Die Rentabilität des Kapitaleinsatzes machte 2020 einen gewaltigen Sprung: Von 15,5 auf 21 Prozent.

Damit eng verbunden ist die Ausweitung des finanziellen Spielraums aus dem operativen Geschäft heraus. Oder, wie es CFO Retzko sagt: »Wir haben den Lagerbestand reduziert, den Umsatz gleichzeitig erhöht«. Kapitalbindung verringern, den Cashflow erhöhen (um über 38 Prozent auf 483,2 Millionen Euro), das wirkt sich auf die Rendite des eingesetzten Kapitals positiv aus, wie man im Report 2020 ablesen kann. Bei diesem Drehbuch einer Transformation ist das Also-Management nun ein gutes Stück weiter. Die Corona-Krise, die einen Nachfrageschub nach IT auslöste und lange noch nicht zu Ende ist, wirkt wie ein Katalysator.

Kaum kopierbar
Folgerichtig gibt es für CEO Möller-Hergt nur eine Richtung: Fast Forward, und zwar mit einer noch schnelleren Taktung. Im laufenden Jahr soll das Ebitda im besten Fall auf 255 Millionen steigen, mittelfristig sogar auf 350 Millionen, die Kapitalrendite über 20 Prozent bleiben, außer man kauft zu und bräuchte hierfür Kapital von außen.

An diesem »System« Also hat Möller-Hergt beständig gebaut. Fertig wird er eigentlich nie, aber den Blauplan für effiziente Steuerung eines europaweiten Broadliners hat er grundgelegt, was viele dem branchenfremden Einsteiger vor zehn Jahren nicht zugetraut hatten. Mehr noch: Er hält Also, wie der Broadliner geführt wird, für einzigartig. »In den letzten zehn Jahren haben wir ein solides, skalierbares und schwer nachzubauendes Fundament geschaffen, das es uns ermöglicht, weiter zu expandieren«. Möller-Hergt sagt das heute so selbstverständlich, als ob er nie jemandem hätte beweisen wollen, dass er Distribution sehr wohl kann. Es ist eine andere, datengetriebene Distribution geworden, deren Ergebnisse man an harten Zahlen ablesen kann. Sie sollen die kommenden Jahre noch besser werden.

 

 

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