Microsoft »Workplace Analytics«

Der gläserne Office-Nutzer wird Realität

1. Dezember 2020, 12:51 Uhr | Lars Bube
© Antonioguillem - AdobeStock

Mit »Workplace Analytics« gibt Microsoft Unternehmen ein Tool in die Hand, um ihre Produktivität zu optimieren. Angesichts der damit einhergehenden Überwachung der Mitarbeiter ist der nächste Streit mit Datenschützern vorprogrammiert.

Die neuen Arbeitsrealitäten durch die Corona-Pandemie stellen Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen. Mitarbeiter müssen sicher ins Home Office gebracht und zahlreiche Prozesse angepasst oder ganz neu gedacht werden. Viele Firmen befürchten dadurch einen Einbruch in der Produktivität. Um das zu verhindern, gibt ihnen Microsoft seit dem Sommer ein neues und stetig ausgebautes Werkzeug in die Hand: »Workplace Analytics«. Mit der im Office-Paket (Exchange-Plan 1 oder 2) für Enterprise-Kunden enthaltenen Lösung lassen sich wichtige Kennzahlen und Prozesse überwachen und auswerten. Am Ende steht eine Produktivitäts-Score (PS), die mit bis zu 800 Punkten Auskunft darüber geben soll, wie es um »Produktivität und Wohlbefinden am Arbeitsplatz« steht.

Doch auf anderer Seite sorgt das Tool für alles andere als Wohlbefinden. Insbesondere Büroangestellte, Datenschützer und Arbeitsrechtler befürchten eine – möglicherweise sogar zu – weitgehende Überwachung der Mitarbeiter. Immerhin lässt sich damit quantitativ bis auf die Ebene einzelner Arbeitsschritte herunter verfolgen, wie schnell und aktiv die Nutzer – zumindest aus Sicht der Office-Nutzung – ihre Arbeit verrichten. So können autorisierte Führungskräfte damit etwa verfolgen, wie oft und lange Gruppen und auch einzelne Mitarbeiter Office-Programme von Word und Excel über Powerpoint und One Note bis hin zu Teams und Skype nutzen, wie schnell sie damit arbeiten, wie viel sie kommunizieren und wie viele Dateien sie damit öffnen, bearbeiten und weiterreichen. Eine Warnmeldung oder detaillierte Informationen zum Umfang der Datensammlung im Hintergrund gibt es für die Betroffenen dabei nicht, geschweige denn eine Einverständniserklärung.

Besonders drastisch bringt die Kritik an diesen Möglichkeiten Basecamp-Gründer David Heinemeier Hansson auf Twitter zum Ausdruck: »Heilige Scheiße. Das Wort dystopisch reicht bei weitem nicht aus um das neue Höllenloch zu beschreiben, das Microsoft gerade aufgestoßen hat.« Für ihn droht der Mitbewerber Microsoft mit »dem invasivsten Arbeitsplatzüberwachungsprogramm, das es je gab« nicht nur den gläsernen Office-Nutzer zu schaffen, sondern auch den zuletzt erarbeiteten guten Ruf aufs Spiel zu setzen.

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