Der König ist tot, es lebe der König

27. September 2007, 8:36 Uhr | Andreas Stolzenberger

Laut Mendel Rosenblum, Chefentwickler bei Vmware, sind Betriebssysteme zum Aussterben verdammt – zumindest als Physical-Machine-OS.

Künftig gebe es auf Computern nur noch einen Hypervisor für die Virtualisierung, auf dem lauter vorgefertigte Software-Appliances – die perfekte Kombination aus einem angepassten Betriebssystem und der jeweiligen Applikation – laufen.

Das ist doch mal eine Ankündigung, über die sich Administratoren freuen können. Nie wieder in irgendwelchen Registries herumpfuschen, damit Applikation X arbeitet. Nie wieder irgendwelchen Treibern nachjagen, die zwar für OS-Version 1.2 zur Verfügung stehen, doch Version 1.3 gar nicht mehr unterstützen. Nie wieder Hunderte unerfüllter Modul-Abhängikeiten auflösen müssen, bevor die Installation überhaupt in die Pötte kommt. Einfach nur die vom Hersteller fertig vorbereitete VM auf den Server packen, starten – und alles läuft.

Aber ich meine, es wird sehr schnell klar, worauf diese ganze Entwicklung hinausläuft. Bislang haben wir mit Windows und Linux zwei weitgehend inkompatible Betriebssysteme mit einer mehr oder weniger guten und versionsabhängigen Hardware-Unterstützung. Dazu gibt es eine Reihe an Software. Einige Applikationen arbeiten mit beiden Plattformen, das Gros läuft nur hier oder dort. Viele Programme binden sich dabei an eine spezielle Version des OS. Eine neue OS-Version fordert dann auch neue Software.

Denkt man Rosenblums Vision zu Ende, sieht das künftig wie folgt aus: Es werden zwei bis drei weitgehend inkompatible Hypervisors mit mehr oder weniger guter und versionsabhängiger Hardware-Unterstützung zur Verfügung stehen. Dazu gibt es eine Reihe an Software-Appliances. Einige davon laufen auf mehreren VMMs, das Gros arbeitet nur mit einem. Viele Software-Appliances binden sich dabei an eine besondere Version des Hypervisors.

Ein neuer Hypervisor fordert eine neue Version der Software-Appliance. Schade, lieber Mendel, möglicherweise hast Du zwar Recht mit Deiner Vorhersage. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich für den Administrator nicht viel ändern wird. Die alten Probleme bleiben. Nur die Beteiligten bekommen neue Namen.
Andreas Stolzenberger


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