Igel-Chef im ICT-CHANNEL-Interview

„Der Thin Client ist nur noch ein Formfaktor unter vielen“

5. Dezember 2022, 14:04 Uhr | Michaela Wurm
Matthias Haas, Geschäftsführer der Igel Technology GmbH
© Igel

Igel steigt komplett aus dem Hardware-Geschäft aus. Welche Auswirkungen dieser Schritt für die Partner in der DACH-Region hat, erläutert Igel-Geschäftsführer Matthias Haas im Interview mit ICT-CHANNEL.

ICT-CHANNEL: Laut CEO Jed Ayres wird aktuell der Bestand an Igel-Hardware abgebaut. Die Partner und Distributoren können ab jetzt also nur noch das abverkaufen, was auf Lager ist? Falls dafür keine Nachfrage mehr besteht, bleiben sie auf den Geräten dann sitzen?

Matthias Haas: Wir werden im ersten Quartal 2023 die Lagerbestände komplett abbauen, da bin ich mir sehr sicher. Schon aus Nachhaltigkeitsgründen wollen wir möglichst alle produzierten Geräte auch in den Markt bringen, dafür werden wir auch noch mit entsprechenden attraktiven Angeboten sorgen.

 

Wer übernimmt die kommenden Jahre Garantie-Support und die Versorgung mit Ersatzteilen?

Haas: Derzeit laufen Garantie und Support noch über Igel direkt. In dem Maße, wie die Geräte aber außer Betrieb gehen, werden wir für immer weniger Geräte die notwendige Infrastruktur nicht mehr effizient vorhalten können. Wir rechnen deshalb damit, dass wir Garantie- und Supportleistungen zu einem späteren Zeitpunkt an einen Partner übergeben werden.

 

Igel-Hardware erfreut sich vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz großer Beliebtheit. Was bedeutet dieser Schritt für die Igel-Partner aus der DACH-Region, von denen ja viele aus dem Hardware-Geschäft kommen?

Haas: Bevor wir die Entscheidung, uns auf „Igel OS“ als Software-Plattform zu fokussieren, veröffentlicht haben, haben wir mit vielen Partnern gesprochen: in vielen Ländern, mit großen und kleinen Partnern, mit und ohne Branchenspezialisierungen. Natürlich war unsere Hardware vor allem im deutschsprachigen Raum sehr beliebt. Doch letztendlich werden auch unsere Partner merken, dass sich die Anforderungen aller Kunden wandeln, und der typische Thin Client nur noch ein Formfaktor unter vielen ist. Der Zugriff auf VDI-, DaaS- oder SaaS-Anwendungen findet heute in hybriden Arbeitsplatzszenarien vielfach von Notebooks statt, die wir nie im Angebot hatten. Das können andere viel besser, wie HP und Lenovo. Auch unser Ausflug in die All-in-One-Geräte war, gemessen an unseren internen Erwartungen, nicht erfolgreich. Deshalb freuen wir uns, dass LG, neben anderen „Igel OS“-Endgeräten, ein All-in-One-Gerät anbietet. Diese Bandbreite an Endgeräten abzudecken war für uns als kleiner deutscher Hersteller unmöglich, deshalb sind wir überzeugt, dass die Entscheidung, auf Partner mit weltweiter Reichweite zu setzen, die Igel OS teilweise sogar vorinstalliert anbieten, die Richtige ist. Dies gilt insbesondere mit Blick auf große Märkte außerhalb der DACH-Region, wie USA.

 

Kommt entsprechende Hardware dann künftig nur noch von den offiziellen Herstellerpartnern LG, HP und Lenovo bzw. werden weitere dazukommen?

Haas: Bereits seit 2011, als wir Igel OS von unserer Hardware entkoppelten, haben wir viele Hardware-Partner gefunden, die Thin Clients oder Desktops für den Einsatz mit Igel OS anbieten. Mittlerweile sind im „Igel Ready Programm“ sogar Endgeräte für Spezialfälle vertreten, die für Igel OS zertifiziert wurden, zum Beispiel Mini-Computer mit dem Raspberry Pi oder spritz- und staubgeschützte Industrie-PCs.

Mit HP, Lenovo und LG arbeiten wir jedoch so eng zusammen, dass diese Unternehmen Igel OS vorinstalliert an Kunden ausliefern können. Dafür waren umfangreiche Validierungen und Zertifizierungen notwendig, die ja auch mit jedem Modellwechsel aktualisiert werden müssen. Dieser Aufwand ist nicht unbeträchtlich, aber trotzdem sagen wir: Bleiben Sie gespannt auf neue Partnerschaften.

 

Werden die Geräte dann Igel-zertifiziert und mit einem Logo o.ä. gekennzeichnet?

Haas: Wir sind mit den Partnern im Gespräch, für zertifizierte und validierte Endgeräte mit vorinstalliertem Igel OS ein „Powered by Igel“ Logo einzuführen.

 

Hat die Aufgabe des Hardware-Geschäfts Auswirkung auf Igels Organisation in Deutschland/DACH? Werden deswegen bsp. Abteilungen geschlossen und Stellen abgebaut?

Haas: Die Validierungen und Zertifizierungen für die Endgeräte unserer Integrierten Hardware-Partner sind aufwändig, umfangreich und langwierig, so dass hier viel Arbeit bereits geleistet wurde, aber auch weiter auf uns zukommt. Und natürlich entwickeln wir unsere Software immer weiter. Wir haben also genug zu tun, weshalb wir mit unseren mehr als 100 Entwicklern in Augsburg im Jahr 2023 in den neu gebauten Toni-Park umziehen. In Bremen haben wir ja bereits im letzten Jahr neue Geschäftsräume im Tabakquartier bezogen. Und wir suchen weiterhin nach Talenten, die Lust haben, Igel als Software-Anbieter noch erfolgreicher zu machen.

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