CRN-Interview zur Software-Entwicklung

Der Weg in die Cloud entsteht erst beim Gehen

16. März 2018, 16:48 Uhr | Andreas Dumont
Dirk Walkowiak, Director Software Development bei C4B Com For Business AG
© C4B

Dirk Walkowiak, Director Software Development bei C4B, gibt im CRN-Interview Einblicke in die Trends der Software-Entwicklung und erklärt, warum Open Source nicht mehr in der Schmuddel-Ecke ist.

CRN: Was sind aktuelle Trends in der Software-Entwicklung?

Dirk Walkowiak: Es herrscht Aufbruchsstimmung bei Software-Herstellern und Anwendern. Das Ziel ist die Cloud. Die Verlockungen für die Anwender sind groß: Sie wollen ihre Kosten reduzieren, zusätzliche Funktionen ohne großen Rollout-Aufwand nutzen, temporäre Lastspitzen ausgleichen und neue Dienste einfach ausprobieren, statt erst teuer zu investieren - mehr OPEX, weniger CAPEX.

Aber der Weg in die Cloud führt durch unbekanntes Terrain: Die Cloud ist nicht einfach ein neuer Dienst, der bereitgestellt werden muss. Es geht vielmehr um eine andere Denk- und Arbeitsweise innerhalb der IT- und Fach-Abteilungen. Sowohl die Anwender als auch die Anbieter von Cloud-Lösungen sind zum Umdenken aufgefordert.

Anwender müssen sich fragen, wie es um Datensicherheit, Verfügbarkeit und Langlebigkeit des Cloud-Providers selbst steht. Kann ich meine gewohnten Geschäftsprozesse beibehalten, die über Jahre angepasst und optimiert wurden? Ist die Bandbreite meiner Internet-Anbindung ausreichend?

Auch für Anbieter ist der Weg in die Cloud alles andere als ein Selbstläufer. Mandandantenfähigkeit, Skalierbarkeit, ein hohes Maß an Standardisierung und Automatisierung, neue Vertriebsmodelle (Miete statt Kauf), neue Schnittstellen: Die Liste der Herausforderungen ist lang. Unterstützung wird von den ganz Großen der Branche angeboten. Mit riesigem finanziellen und technischen Aufwand bringen sich Amazon, Microsoft und Google in Stellung. Hersteller müssen sich fragen, welche Basis-Technologie oder Applikations-Plattform ihre Ideen trägt: AWS, Azure oder Google Cloud? Suche ich mir für mein Produkt einen Provider, der zu meinem Technologie-Stack passt? Oder erwäge ich für ein optimales Cloud-Produkt sogar einen Technologiewechsel? Und was soll es sein? Die public, private oder doch die hybride Cloud? Es gibt sehr viele Fragen. Und keine pauschalen Antworten. Der eigene Weg in die Cloud ist schwer zu beschreiten – er entsteht erst beim Gehen.

CRN: Sind Open-Source-Komponenten zunehmend relevant für die Entwicklung neuer Software?

Walkowiak: OpenSource-Software ist das ‚Serum‘ gegen Anbieter-Monopole. Aber wie in der Medizin gibt es auch hier Nebenwirkungen.Der klare Gewinn: OpenSource-Software schafft Zugang zu Technologien, die für viele Hersteller sonst kaum finanzierbar wären. Bestes Beispiel hierfür ist WebRTC, das hoch performante Übertragungstechniken bietet, ohne dass Lizenzgebühren oder immens teure Eigenentwicklungen anfallen. Die breite Verfügbarkeit solcher Technologien ermöglicht es, de facto-Standards zu etablieren und dämmt damit das Risiko von Monopolbildungen ein. Gerade am Beispiel von WebRTC zeigt sich, dass auch vergleichsweise kleine Software-Hersteller dank OpenSource konkurrenzfähige Produkte liefern können.

Doch nicht alles im Open-Source-Umfeld ist eitel Sonnenschein. Denn: Am Ende des Tages ist jeder Software-Hersteller nicht nur für die korrekte Funktion, sondern auch für die Sicherheit seiner Produkte verantwortlich. Integriert ein Hersteller OpenSource-Komponenten in seine Produkte, dann muss er diese Verantwortung übernehmen, ohne dass er den vollständigen Aufbau der Software von Version zu Version kennt. Möglich wird dies nur, indem bei kritischen Komponenten ausreichende Tests gefahren werden und indem ein gewisses Vertrauensverhältnis zur Entwicklungs-Community gebildet wird.

In unserer Unified Communications-Software XPhone Connect setzen wir deswegen seitens C4B ausgewählte Open Source-Komponenten ein. Und wir legen großen Wert darauf, den Kontakt in die Community zu halten und fördern diese im Gegenzug mit Spenden.


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