Alles in die Cloud?

Deutsche Bahn setzt auf Amazon und Microsoft

28. Oktober 2020, 11:17 Uhr | Martin Fryba
Wir machen den Cloud-Weg frei - Deutsche Bahn hat sich entschieden, gegen eigene Rechenzentren
© AdobeStock/On Photography

Zwei Jahre früher als geplant schaltet die Deutsche Bahn ihr eigenes Rechenzentrum ab und bezieht IT künftig aus der AWS- und Azure-Cloud. Was dieser Schritt für HPE, Dell, Oracle und andere hardwarenahe Infrastrukturanbieter bedeutet. Eine Wette auf die IT-Zukunft.

Es ist eine Meldung ganz nach dem Geschmack von Amazon und Microsoft, aber auch Google und andere Hyperscaler ohne die »Erblast« eines  Servergeschäfts dürften jubeln. Die Deutsche Bahn schaltet ihr eigenes Rechenzentrum in Berlin-Mahlsdorf ab, es wurde verkauft. Die rund 450 IT-Anwendungen der Bahn kommen ab jetzt aus den Rechenzentren von AWS und Azure, die in den Niederlanden und in Frankfurt/Main stehen und DSGVO-konform betrieben würden. 2016 wurde das Großprojekt beschlossen und siehe da, die komplette Verlagerung in die Cloud wurde zwei Jahre früher als geplant abgeschlossen.


Deutschland kann also Infrastruktur-Großprojekte. Hätte Berlin einen virtuellen und keinen realen Flughafenneubau beschlossen, mit Hilfe der US-Konzerne wäre ihnen ein Pannenflughafen (»Endmoräne des Globalisierungsgigantismus«, Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung)  erspart geblieben.


Die IT-Chefin der Bahn, Christa Koenen, rühmt sich nun, dass die Deutsche Bahn europaweiter Vorreiter in Sachen Cloud sei. Wie die Faust aufs Auge passt die Auslagerung in diese schwere Pandemiezeit: »Unsere IT-Systeme funktionierten auch geräuschlos, als Zehntausende Mitarbeitende gleichzeitig ins Homeoffice wechselten. Mit physischen Rechenzentren wäre das nicht so einfach möglich gewesen«, zitiert dpa die Managerin. Was die rund 1.000 IT-Beschäftigen der Bahn nun machen? Sie würden weiter beim ehemaligen Staatsbetrieb arbeiten, viele seien mit der Cloud beschäftigt, teilt die Bahn mit.


Die Bahn zeigt vor allem eins: Der Betrieb großer und kritischer Infrastrukturen gänzlich in den Public Clouds der Hyperscaler ist möglich. Ein solches Mammutprojekt kann sogar vor der geplanten Zeit realisiert werden. Was es nicht beantwortet: Ist es ein Vorzeigeprojekt auch für weitere Unternehmen, die IT-strategisch beschließen, keine eigenen Rechenzentrum mehr zu betreiben? Ja, würden Manager noch junger Hyperscaler sagen. Nein, erwidern traditionelle Infrastrukturanbieter. Sie raten nicht nur zu einem anderen Weg. Sie sehen viele Unternehmen, die weiterhin eigene Datacenter bevorzugen wollen und nicht ausschließlich auf eine Public oder Multi-Cloud setzen.

 

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