MSP-Vordenker Tom Clancy und Ralph Friederichs

»Die Amerikaner haben das Rad auch nicht neu erfunden«

20. April 2017, 12:38 Uhr | Martin Fryba
Machte am Anfang alles falsch, was man als MSP falsch machen konnte: Tom Clancy, Gründer von Valiant Technology

Lernen von den Innovativsten heißt in der IT: Stets in die USA blicken. Ein Kölner in New York spricht mit etablierten Managed-Service-­Providern und stößt dort überraschend auf viele Parallelen und einen entscheidenden Unterschied.

Ralph Friederichs: Besuchte in New York MSPs, um von ihnen zu lernen
Ralph Friederichs: Besuchte in New York MSPs, um von ihnen zu lernen

Cooler Tech-Nerd aus Manhattan
Cocktail-Bar und Bierzapfanlage, zockende Spielefreaks, Mitarbeiter, die bei verrückten Fotoshootings Spaß haben - dazwischen macht es sich Firmenchef Tom Clancy auf einem der Ledersofas bequem. Der offizielle Titel Präsident klingt staatstragend und man mag es gar nicht glauben, dass der Gründer von Valiant Technology einmal ein cooler Tech-Nerd in einer Band war und als Drummer ganz nebenbei die Tontechnik steuerte. Mit Apple-Systemen kannte sich Clancy bestens aus und dieses Hobby machte er 2002 zu seinem Beruf. Kein Wunder, dass zur Zielgruppe dieses MSP Manhattans Kreativwirtschaft zählt. Auf den ersten Webseitenblick könnte man daher auch meinen, es bei Valiant Technology mit einer Agentur zu tun zu haben. Tatsächlich aber sind die 30 Mitarbeiter mit IT-Beratung und dem IT-Betrieb der Kundensysteme beschäftigt, wenn sie sich nicht gerade im Büro die Haare schneiden lassen.

Kölner IT- und Medienprofi
Ralph Friederichs hat 1994 die Cyberdyne IT GmbH in Köln gegründet und sein Unternehmen wenige Jahre später als Spezialist für IT-Outsourcing und IT-Infrastruktur-Optimierung ausgerichtet. Zu den Kernkompetenzen zählen IT-Beratung, Managed IT-Services, IT-Sicherheit sowie die Implementierung zahlreicher Microsoft Cloud-Lösungen. Stete Weiterbildung gehört nicht nur für den 42.jährigen Marathonläufer Friederichs zur Pflicht. Auch seine 34 Mitarbeiter werden regelmäßig geschult und müssen ihr Knowhow durch Zertifizierungen auf dem neuesten Stand halten. Besondere Kennzeichen: Friederichs hätte auch eine Karriere als Journalist oder Fernsehmoderator einschlagen können. Seine Videos und Erfahrungsberichte zu aktuellen IT-Themen finden im Kollegenkreis viel Anklang. »Na klar, der Ralph schon wieder«, hört man gelegentlich von Wettbewerbern, wenn der Name Friederichs fällt.

CRN: Herr Friederichs, als Business-Bildungsreisender verbringen Sie vermutlich mehr Zeit im Ausland als in Ihrem Büro in Köln?
Ralph Friederichs: Aber nein (lacht). Ich besuche allerdings in der Tat sehr oft Managed-Service- Provider im Ausland. In Holland, Irland oder Dänemark merkt man, dass die dortigen MSPs alle durch Kontakte in die USA beeinflusst wurden. Also stand für mich ganz klar fest: Ich muss in die USA, um mich davon zu überzeugen, ob uns die Amerikaner tatsächlich voraus sind.

CRN: Sie sind in New York, warum nicht im Silicon Valley?
Friederichs: Die Metropolregion New York ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsräume der Erde. Wo, wenn nicht hier, sollten die innovativsten Managed- Service-Provider zu finden sein. Nicht umsonst tagt die Autotask User Group in Manhattan. Ich nutzte die Gelegenheit, um hier mit vielen Autotask-Partnern zu sprechen und einen der führenden Managed Service Provider von New York näher kennenzu- lernen.

CRN: Wie viel Jahre Vorsprung haben amerikanische MSPs gegenüber deutschen Systemhäusern?
Friederichs: Das für mich Erstaunliche ist, dass die Geschäftsführer hier die gleichen Themen diskutieren, die mir unter den Nägeln brennen, wenn ich mich in Deutschland mit vertrauten Branchenkollegen austausche. Die Amerikaner haben auch nicht für alles Lösungen in der Tasche, sie kämpfen wie wir in Deutschland auch mit der Transformation hin zum Managed-Service- und Cloud Provider. Mein Fazit: Sie sind mitnichten viel weiter mit ihren Geschäftsmodellen als wir.

CRN: Ein Kompliment für den »führenden Managed-Service-Provider von New York« ist das aber nicht, Herr Clancy.
Tom Clancy: Entscheidend ist doch vielmehr, welche Konsequenzen ein MSP aus der langen Lernkurve zieht. Da gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen uns und IT-Dienstleistern in anderen Ländern. Als ich vor 15 Jahren Valiant Technology gründete, war ich eine One-Man-Show. Ich hatte zwei Kunden und musste Monat für Monat schauen, wie ich über die Runden komme. Manchmal konnte ich die Raten für mein Auto nicht zahlen und lebte nur vom Kreditlimit meiner Kreditkarte. Es waren harte Anfängerjahre, in denen ich alles falsch machte, was man falsch machen kann. Doch dann traf ich Gerry Pica, Gründer von »TruMethods«, und lernte von ihm, wie man ein erfolgreiches IT-Service-Unternehmen aufbaut. Ich saugte das gesamte Wissen in mich auf, baute die Firma um, wurde Managed-Service-Provider und auf einmal erfolgreich.

CRN: Lange genug Kitt aus dem Fenster kratzen, bis der Stein der Weisen gefunden ist. Der amerikanische Traum funktioniert also auch in einer so komplexen Welt wie der IT?
Clancy: Eine coole Webseite und ein Leitspruch sind natürlich noch kein Garant für Kunden und Erfolg. Da steckt mehr ­dahinter. Zum Beispiel, aus einer falschen Vorgehensweise lernen.


  1. »Die Amerikaner haben das Rad auch nicht neu erfunden«
  2. Der richtige Weg zum erfolgreichen MSP

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