Das steckt hinter Libra

Die wichtigsten Fragen und Antworten digitalen Facebook-Währung

28. Juni 2019, 7:39 Uhr | Daniel Dubsky
© tadamichi - AdobeStock

Facebook will die Digitalwährung Libra an den Start bringen und so eine Konkurrenz zu Dollar, Euro und Co. aufbauen. Ökonomen fürchten schon Verwerfungen im globalen Finanzsystem.

Facebook hat am vor wenigen Tagen ein Konzept für die neue globale Digitalwährung Libra vorgestellt. Inzwischen haben sich Experten das Konzept genauer angeschaut, sodass nun wichtige Fragen zu Libra beantwortet werden können - bis hin zu möglichen Gefahren für das Finanzsystem und die Daten von Millionen Kunden.

Wann wird Libra starten?

Der offizielle Start ist in der ersten Jahreshälfte 2020 vorgesehen. Aber selbst Facebook-Manager räumen inzwischen ein, dass bis dahin noch viele regulatorische und rechtliche Fragen geklärt sein müssen. Das alte Facebook-Motto »Move fast and break things« (Sei schnell und breche Regeln und Etabliertes) führt hier nicht zum Ziel.

Wie kann Libra genutzt werden?

Wie bei anderen Kryptowährungen auch, benötigt man eine digitale Geldbörse (Wallet). Facebook wird mit »Calibra« eine eigene Wallet herausbringen. Sie wird als eigenständige App funktionieren, aber auch in WhatsApp und den Facebook Messenger integriert werden. Die Anwender können Libra mit klassischen Währungen wie Dollar, Euro oder Yen bei autorisierten Tauschbörsen kaufen - und auch wieder zurück.

Welchen Vorteil haben Anwender überhaupt, wenn sie Libra einsetzen?

In der ersten Phase richtet sich Libra vor allem an Menschen, die über Ländergrenzen hinweg Geld überweisen wollen und dafür bislang im klassischen Finanzsystem horrende Gebühren bezahlen. Ein anderes Anwendungsszenario ist die schnelle Überweisung von Geld unter Freunden, etwa beim Aufteilen einer Restaurant-Rechnung.

Ist Libra überhaupt eine »Facebook-Währung«?

Facebook hat das Konzept vorangetrieben und die erste Phase der Entwicklungsarbeiten finanziert. Verantwortlich für Libra wird aber eigenes Konsortium sein, die Libra Association. Dem Verein gehören 28 Unternehmen aus der Tech- und Finanzbranche an, darunter Uber, Paypal, Visa, Masterdard, Vodafone und Spotify. Mit dabei sind aber auch gemeinnützige Unternehmen wie Kiva. Die Organisation aus den USA organisiert die Vergabe von Mikrokrediten in Entwicklungsländern.

Bekommt Facebook mit Libra Einblick in die Finanztransaktionen?

Facebook bekommt tatsächlich mit, wenn über Calibra, WhatsApp oder den Messenger Geld übertragen wird. Das Netzwerk verspricht allerdings, die Finanzinformationen seiner Nutzer getrennt zu halten und auch nicht für eine gezielte Werbung zu nutzen.

Und das soll man Facebook glauben?

An der Aussage wird tatsächlich öffentlich gezweifelt. So warnte der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Ulrich Kelber, vor Libra. »Ein Konzern, der über solch riesige Datenmengen verfügt, sollte nicht noch über Details unseres Zahlungsverhaltens verfügen«, sagte Kelber dem »Kölner Stadt-Anzeiger«». Facebook habe zwar versprochen, die Transaktionsdaten nicht mit anderen Daten zusammenzufassen. Aber: »Wenn wir vom Wohlwollen Facebooks abhängig sind, würde ich davon abraten, darauf zu vertrauen«, sagte Kelber. Schon bei der Zusammenlegung von Facebook und Whatsapp habe sich das Unternehmen nicht an seine Zusagen gehalten.

Und was meinen die klassischen Banken?

Bislang halten sich die großen Banken mit öffentlichen Stellungnahmen zurück. Aber es gibt auch Finanzexperten, die jetzt schon Klartext sprechen und den Vorstoß zu einer digitalen Weltwährung massiv kritisieren: »Facebook hat natürlich noch ein anderes Ansinnen«, meint Robert Halver von der Baader-Bank. »Wenn man von Milliarden Kunden Daten bekommt, wie sie im Internet unterwegs sind, wofür sie Geld ausgeben, Kredite aufnehmen usw., dann ist die Datenkrake, die wir bis jetzt haben, nur ein kleines Schmusetier.«

Was halten Europas Währungshüter von sogenannten Krypto-Währungen?

Schon zum Bitcoin-Hype hatten Notenbanker eine klare Meinung: Eine richtige Währung seien solche Krypto-Token nicht, es fehle die Kontrolle durch eine Zentralbank oder einen Staat, sagte etwa EZB-Präsident Mario Draghi. Indes sei die dahinter stehende Blockchain-Technologie »recht vielversprechend«, weil sie etwa erlaube, Rechnungen direkt nach Erhalt automatisch zu begleichen. Etliche Notenbanken experimentieren mit Blockchain - auch die Deutsche Bundesbank.

Und was meint das einflussreiche Financial Stablity Board (FSB)?

Der Finanzstabilitätsrat FSB meint, eine breitere Verwendung neuer Arten von Krypto-Assets für den Massenzahlungsverkehr würde eine genaue Prüfung durch die Behörden erfordern, um sicherzustellen, dass sie hohen Regulierungsstandards unterliegen. »Das FSB und die Normenorganisationen werden die Risiken sehr genau und koordiniert überwachen und bei Bedarf zusätzliche multilaterale Maßnahmen in Betracht ziehen.« Mit der FSB-Stellungnahme haben sich wohl die Hoffnungen von Facebook erledigt, Libra werde nur sanft reguliert.


  1. Die wichtigsten Fragen und Antworten digitalen Facebook-Währung
  2. Libra vs. Bitroin und Missbrauchspotenzial

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